Ein Artikel von Woj, in dem er letztlich das Fazit zieht, dass Kobe als quasi einziger Superstar nach echtem Wert bezahlt wird. Angesichts der Lakers-Einnahmen durch ihn und als Statement für zukünftige Stars, dass man ihnen in L.A. den Arsch vergoldet, kann man das so sehen.
Zwei Punkte stören mich aber am Ende doch: Die Annahme, dass jemand jedes Gehalt wert ist, solange er noch mehr für sein Unternehmen bringt, greift mir zu kurz, gerade wenn es hier an sich nur um Showbusiness geht. Ich werde hier nicht lange darüber sinnieren, aber wenn jemand als Einzelperson mal so eben in einem Jahr so viel einnimmt wie mehr als 1000 Krankenpfleger (als Beispiel), dann ist die Marktwirtschaft doch recht zynisch.
Und der andere Punkt: Ja, die NBA hat das maximale Gehalt der Superstars begrenzt und so werden manche Spieler unter der oben genannten Anschauung "unter Wert bezahlt". Aber das Salary Cap hatte doch den Sinn, dass eben nicht nur 2-3 Teams in der Liga sich diese Stars leisten können. Wenn LeBron theoretisch auch 50 Mio wert wäre, plus 25 Mio für Wade und ~15 Mio für Bosh, wo werden diese Spieler dann wohl zusammen spielen? Nur in New York oder Los Angeles, oder bei einem verrückten Eigentümer, der über einige Jahre mal gewaltig Geld zuschießt. Also Verhältnisse wie im Fußball. Wie oft gab es in der spanischen Liga andere Meister als den FC Barcelona oder Real Madrid? Oder noch schlimmer: Wie selten rückt denn überhaupt mal ein anderer Verein in die Top 2 der Primera División? Ähnlich in England, bei denen auch fast immer die gleichen 4 Teams die vier Spitzenplätze einnehmen. In Deutschland ist es durch die Verteilung der Einnahmen etwas ausgeglichener, und trotzdem hat sich Bayern dauerhaft oben festgesetzt, weil sie am ehesten die Kohle für Qualität aufbringen können. Man kann dabei noch zum Glück beim Fußball davon reden, dass es in Europa eine durchaus funktionierende Fankultur gibt, die nicht nur den Erfolgen nachhetzt. Klar haben die erfolgreichen Teams noch mehr Zuschauer in den Stadien und Einnahmen durch Werbung und Merchandising, aber es ist auch für kleinere Teams durchaus möglich, ihr Stadion zu füllen und Begeisterung bei den Fans zu erzeugen.
Das sehe ich in der NBA nur sehr bedingt so, denn die Erfolgsfixierung ist nochmal um einiges größer. Man kann auch hier vom Glück reden, dass sich Erfolg nur bedingt kaufen lässt (die Knicks zeigen seit 15 Jahren, wie man das meiste Geld für miese sportliche Gegenleistung aus dem Fenster werfen kann, und bei den Nets sieht es derzeit auch nicht rosig aus). Aber man sollte hier eben auch bedenken, dass es ohne den Salary Cap wahrscheinlich eine solche Erfolgsgeschichte wie die der Spurs sonst gar nicht geben könnte. Auch ein Spieler wie Duncan, der zuletzt den Cut hingenommen hat (wohlgemerkt nachdem er jahrelang seinen Max-Contract hatte, bei dem er bei der zweiten Verlängerung zwar auch etwas Geld auf dem Tisch liegen ließ, aber trotzdem nochmal 20 Mio pro Jahr verdiente - seine Schäfchen sollte er also auch im Übertrockenen haben), würde sich wohl überlegen, ob nicht 40 Mio in Los Angeles doch netter sind als 20 Mio in San Antonio. Der wäre 2000 dann wahrscheinlich weggegangen, und zwar nicht nach Orlando für die theoretische Möglichkeit, mit Grant Hill zu spielen, sondern nach L.A. an die Seite von Shaq und Kobe, oder als Ewing-Nachfolger zu den Knicks. Viel mehr Möglichkeiten gäbe es da sonst nicht mehr, denn diese beiden Teams können jedes Angebot von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit her mitgehen und Konkurrenten überbieten.
Und aus dem Grund finde ich die Deckelung gut, und wenn wir damit einen von diesen Regeln geprägten Markt haben, dann ist eben Kobe nunmal mit 35 keine 25 Mio pro Jahr mehr wert, und dass er sich jetzt so positioniert, dass es Schwachsinn sei, dass es ihm nicht ebenso wie anderen ums Gewinnen ginge, deutet hier auf eine ziemliche Engstirnigkeit (und auch Egozentrik) hin, denn es kann nicht so schwer zu verstehen sein, dass man mit den 10-15 Mio, die er jetzt sicherlich aus sportlicher Sicht zu viel bekommt, Platz für 1-2 gute Spieler hätte (entweder für einen legitimen All-Star, oder für zwei ordentliche Rollenspieler). Und selbst wenn es mit diesen nicht ganz hinhaut, ist man immer noch flexibel, denn das sind tradebare Verträge. Kobe nimmt aber 25 Mio alleine ein, und die kann man weder stückeln noch kann er plötzlich zwei Positionen auf einmal spielen noch wird er damit je für einen entsprechenden Gegenwert getradet.
Wenn Kupchak schon einen großen Plan hat, mit dem es ihm gelingt, um diese Hürde herum ein weiteres Meisterschaftsteam zu bauen, dann Respekt. Ansonsten kommt es mir aber wie schon mehrfach gesagt viel zu sehr wie ein Schritt vor, der mit sportlichen Gründen eher wenig zu tun hat, und aus Kobes Sicht finde ich schon, dass es zu egoistisch und letztlich gar arrogant ist, sich selbst einen anderen Marktwert als vergleichbaren Kollegen zuzuordnen und am Ende die Hände in den Schoß zu legen und aufs Management zu zeigen, wenn es dem nicht gelingt, ein konkurrenzfähiges Team aufzustellen.