Naja, eigentlich doch: Man sichert sich einen Spieler für mehrere Jahre für vergleichsweise wenig Gehalt. Aber dennoch muss ich da zustimmen: Angesichts dessen, dass Rookies selten einen guten Impact haben, lohnt es nur bedingt, mittlere Picks anzusammeln, zumal recht selten Stars dabei herausspringen.
Im Schnitt kommt bei einem Pick ab der Mitte der ersten Runde ein Spieler für die Position 7 bis 9 heraus, der einfach auch schnell ersetzt werden kann. Dafür zuerst den negativen Impact eines Rookies in Kauf zu nehmen, ihn zu entwickeln, lohnt sich eigentlich kaum.
Ich denke bei diesem Thema sollte man die "Psychologie" der NBA Fans nicht unterschätzen. Dem NBA Management dürfte durchaus bewusst sein, dass man extrem viel Geschick und Glück benötigt, um die oft genannte "Thunder-Strategie" erfolgreich abzuschliessen, aber letztlich arbeitet das Management dann doch oft in einer Weise, die dem Fan gefällt. Und dem gemeinen NBA Fan ist ja nun jahrelang eingeprügelt worden, dass Mittelmass die schlimmste Situation überhaupt ist, und nur ein kompletter "Rebuild" inklusive mehrerer "hoher Lottery Picks" (was auch immer das genau heissen mag) zum Ziel führt. Daryl Morey, Pat Riley und Larry Bird lachen sich darüber wahrscheinlich jeden Tag erneut tot.
Das ist aber auch eher ein Internet-Phänomen, denn die Fans, die am Ende auch bereit sind, den Aufschlag für die Top-Tickets zu bezahlen, kommen eher bei Erfolg. Anfangs kann ein Team sicherlich die Hoffnung, die mit jungen Spielern verbunden ist, noch sehr gut verkaufen. Das funktioniert vielleicht auch noch im zweiten Anlauf, anschliessend bleiben aber die Sitze in der Arena einfach leer und die Teams müssen dann quasi ihre Tickets verschenken.
Grundsätzlich aber erklärt das kaum, dass Teams bei Trades so einen Wert auf Erstrundenpicks legen. Im Schnitt ist das weder finanziell noch sportlich sonderlich sinnvoll. Natürlich sind Top-Picks extrem wertvoll, aber das endet im Prinzip bei der Top5. Ab Pick 12 kann ein Team quasi immer für das Geld auch ältere Spieler bekommen, die sie dann nicht mehr entwickeln müssen.
Einzig die Hoffnung darauf, dass da doch ein Steve Nash, Kobe Bryant, Karl Malone, etc. bei so einem Pick herausspringt, kann die Wertschätzung der Teams erklären.
Wenn man übrigens über die Jahre mal schaut, welche Teams die besten Talente im Draft abgreifen, dann sind das außerhalb der Top3 eben eher die mittelmäßigen Teams, die entweder gerade so in die Lottery hineinrutschten oder gerade so in den Playoffs waren. Auch wenn man die Entwicklung der Teams betrachtet, dann kommen die schlechteren Teams meist deutlich langsamer nach oben, als es beispielsweise bei mittelmäßigen Teams der Fall ist. Wobei das in einem kurzfristigen Zeitraum (3 und weniger Jahre) durch schlechte Teams, die einen Top-Pick bekamen verfälscht ist, der Trend lässt sich aber bei 5+ Jahre später immer noch verfolgen, daher lässt sich schon schliessen, dass Teams eben nicht schneller nach oben kommen, wenn sie besonders schlecht sind, um Top-Picks zu erhalten.
Das liegt mitunter daran, dass solche mittleren Teams sich eher Gedanken darum machen, wie NBA-ready ein Spieler ist, und ob der Spieler eben auch zum Team passt. Währenddessen schlechtere Teams wohl dazu tendieren, eher auf angebliches Potential zu setzen.
Die Realität sieht natürlich anders aus, aber darauf kommt es oft ja nicht an. Gilt ja nicht nur beim Thema "tanken". Auch andere "Mythen" über die NBA halten sich hauptsächlich dadurch, dass sie nur oft genug wiederholt werden.
Auf jeden Fall!