Ich bin noch etwas hin- und hergerissen. Die Serie war nicht schlecht, sicherlich auch gut, aber bei weitem kein Meisterwerk. Und prinzipiell glaube ich, dass mehr möglich gewesen wäre. Wobei man wohl davon ausgehen kann, dass es nicht bei einer Staffel bleiben wird. Aktuell sehe ich eine (zu kurze) Serie, die nicht so richtig wusste, wo sie hin will. Ausgenommen davon ist die Haupt-Storyline um den neuen Cap. Das war wirklich sehr gut. Die Story um Walker und das Ende mit Sam - passt. Aber alles drumherum war für mich dann doch zu viel bzw. zu wenig erzählt. Und am Schluss mit einem viel zu hohen Tempo. Man hat gemerkt, dass man irgendwie alles noch abfrühstücken musste.
Ich splitte mal in die einzelnen Sachen:
- Sam: Ich bin ehrlich - das neue Kostüm gefällt mir gar nicht. Ist aber reine Ansichtssache. Und irgendwie gibt mir Sam auch trotzdem weiterhin zu wenig, auch wenn er die Werte von Cap sehr gut vertritt und damit prinzipiell ein würdiger Nachfolger von Steve ist. Nur fand ich den ab Winter Soldier (als er nicht mehr so aalglatt war) deutlich besser. Trotzdem hat die Serie seinen Weg extrem gut umgepasst, die Schlussrede etwas arg viel Pathos, aber gut, gehört wohl dazu. Insgesamt hat die Serie es damit geschafft, den neuen Cap würdig dastehen zu lassen - was nach Endgame und der Übergabe des Schildes noch fraglich war.
- Isaiah / "Black Falcon": War es zu Beginn der Serie noch bissel schwierig dem zu folgen, war das Ende wirklich sehr gelungen umgesetzt. Die letzte Szene mit Isaiah wohl die zweitbeste der Serie (nach Walkers Blutbad).
- Flagsmashers: Uff... also irgendwie war das am Ende dann doch gar nix und eine sehr große Schwäche der Serie. Waren die zu Beginn noch grandios überlegen (man überlege sich, wie sie die "Helden" auf dem LKW verdroschen haben), waren sie am Schluss nur noch stumpfes "Kanonenfutter". Schade, weil mir die Story mit der GRC und der Umsiedlung nach dem Blip(?) eigentlich sehr gut gefallen hat. Super Überleitung aus den Avengers-Teilen und die daraus entstehenden Probleme. Und zum Schluss dann doch nur dumme Terroristen. Mehh... da hat man viel verpasst.
- Carter: Wow, da war ich wirklich unterwältigt. Allein die riesengroße Logiklücke, da sie im Finale, nachdem sie ihre Maske abgenommen hatte, einfach überall rummarschiert, ohne dass es jemanden auffällt. Mir gefällt die Rolle gar nicht, mir gefällt die Besetzung nicht und was daraus folgt, sieht auch erstmal nicht besonders spannend aus. Der Cliffhanger ist lahm, sorry. Und ob sie nun der Powerbroker ist oder nicht, hat auch irgendwie keine Relevanz, weil man dort auch nie konkret wurde.
Walker: Großartig - beste Rolle in der gesamten Serie. Auch wenn es paar Löcher in seiner Erzählung gab, hat mir das insgesamt sehr gefallen. Dazu Top-Schauspieler. Was mich in der letzten Folge gestört hat, war, dass er am Ende bei der Verfolgungsjagd doch von seinem Ziel Karly abgewichen ist. Das fand ich nicht ganz konsequent, weil er nur sie töten wollte. Das er vorher den Bus rettet - macht Sinn. Dass er sich dann auch kurzzeitig mit Sam und Bucky verbündet - sehr gut. Aber dass er Karly "aufgibt", die seinen besten Freund getötet hat, war nicht ganz passend. Aber gut. Toll auch, wie sein Schild extrem schnell verbeult wurde. Fand dann aber die Story mit dem US Agent auch viel zu schnell, Nicht-Comic-Leser sind hier komplett überfordert. Macht die Tür für was Neues sehr weit auf, aber da wäre etwas mehr Zeit dringend notwendig gewesen.
Zemo: Beim letzten Mal schon angedeutet - neben Walker der MVP der Serie. Und viel zu schnell weggesteckt. Das war einfach nicht würdig, dafür, dass er die Serie mehrere Folgen getragen hat. Jetzt hat man ihn auf Abruf im Raft, bis man ihn mal wieder benötigt. Bissel schwach, aber für das offene MCU natürlich ideal, da man so immer eine ganz schnelle Erklärung hat, wenn man ihn wieder reinschreiben will.
Bucky: Leider weiterhin ein großes Downgrade zu seiner Winter Soldier-Zeit. Hatte am Ende dann auch seine Vergangenheitsbewältigung, aber auch dass war viel zu schnell und hektisch erzählt. Insgesamt hatte ich die Hoffnung, dass die Serie Bucky wieder mehr Format gibt, aber das hat sie bei mir nicht komplett geschafft - im Gegensatz zu Sam. Bucky wirkt leider weiterhin recht farblos als Superheld. Dazu aus meiner Sicht noch mit dem größten Logikloch in der letzten Folge. Nachdem er den ersten Transporter öffnet, um damit die Politiker zu retten - warum ignoriert er den zweiten, der quasi direkt daneben steht? Autsch....
Es wird sicherlich Sinn machen, das ganze mal komplett zu sehen und nicht im Serienformat. Das hat bei Wanda deutlich besser funktioniert. Das hier war eher ein langer Film. Insgesamt würde ich eine 2- geben. Trotz der negativen Punkte, war es doch gut gelungen, die Actionszenen fast durchgehend extrem gelungen und spektakulär. Dazu mit der Walker-Schild-Szene einer der heftigsten Momente des gesamten MCU bisher.