Letzten Endes können wir Fans und Zuschauer doch immer nur den rein sportlichen Aspekt einigermaßen beurteilen. Ich denke, da sind wir uns mehrheitlich einig, dass Ballack nicht mehr für die Stammelf taugt. In der Frage, ob es generell sinnvoll ist, einen erfahrenen Mann als Backup mitzunehmen ober ob man (bei in etwa identischer Leistungsfähigkeit) lieber einen Perspektivspieler mitnimmt, kann man endlos streiten - da gibt es mMn nicht richtig oder falsch, für Beides gibt es Argumente.
Bleibt eben die Art und Weise und die Einschätzung der Person Ballack (und demzufolge auch Löw), gerade auch hierarchisch und hinsichtlich der Teamfähigkeit.
Niemand hier kann doch ernsthaft für sich in Anspruch nehmen, zu wissen, wie sich ein Spieler verhalten hat und verhalten würde, wenn. Niemand hier hat auch nur die leiseste Ahnung, wie das Teamklima in der NM ist (es gilt momentan ja als sehr gut), früher war und in wie weit Ballack da ein Risiko darstellen würde.
In meinen Augen gibt es reichlich Anzeichen, dass es nicht gerade unproblematisch wäre:
- Ballacks Vorhaben, Teile seiner Reha bei der NM während der WM durchzuführen (was offensichtlich so gar nicht vom Team goutiert wurde)
- die nach Außen gedrungenen Ausfälle seines Managers ("Schwuchteltruppe" etc)..und Becker ist weit mehr als ein normaler Berater wie Pflippen oder andere, die zig Klienten betreuen
- die zeitweilige Weigerung Ballacks, bei Leverkusen auf der Bank zu sitzen
- die Äußerungen Löws und Niersbachs, dass Ballack gegenüber seit Monaten in mehreren Gesprächen Klartext gesprochen wurde, wohl mit dem Ziel, ihm die Gelegenheit zu einem freiwilligen Rückzug zu geben, mit Abschiedsspiel gegen Brasilien
Das kann man natürlich auch genau andersrum sehen:
- Ballack wollte die NM durch seine Anwesenheit bei der WM stützen
- was kann Ballack für seinen Berater?
- Ballack meinte, dass er Leverkusen von der Bank nicht helfen kann und arbeitete im Sinne des Teams lieber individuell an seiner Fitness
- Löw hat sich nur um eine Entscheidung gedrückt.
Niemand hier war jemals bei der NM auch nur in Hörweite, um die atmosphärischen Gegeben- und Begebenheiten beurteilen zu können und da Schuldzuweisungen von sich zu geben. Keiner von uns hat die Gruppendynamik über 6-8 Wochen bei dem Druck einer NM jemals auch nur für 5 Pfennig mitgemacht und keiner von uns kann auch nur im Ansatz beurteilen, wie sensibel ein solches Gebilde beim Ziel, um Titel auf Weltniveau mitzuspielen, ist. Da können wir alle nur das Eine oder eben Andere glauben. Das ist reine Gefühlssache, wirkliche Belege gibt es weder so, noch andersrum.
Für mich waren Löws Entscheidungen sowohl bei Frings, als auch bei Kuranyi in der Sache völlig richtig, im Verhalten zu langatmig, aber ok (weil das Verhalten der beiden Spieler einfach in keinem Verhältnis zu ihrer sportlichen Rolle stand) und ich kann die kolportierten Beweggründe bei Ballack nachvollziehen - gleichwohl es mir am Liebsten gewesen wäre, wenn auf Ballack grundsätzlich verzichtet worden wäre, er aber für den Fall der Fälle bereitsteht.
Kann man auch anders sehen, kein Thema - völlig ok. Aber den Bundestrainer hier regelmäßig als "eierlosen Popelfresser" hinzustellen, finde ich, ehrlich gesagt, unter aller Sau. Das hat man nichtmal bei Vogts oder Ribbeck gewagt (zurecht).
Und mir kann niemand erzählen, dass das tatsächlich in Entscheidungen oder angeblich mangelnden Erfolgen begründet ist. Eben das, , die Art und Weise und die völlige Unverhältnismässigkeit, mit der Löw hier dauerhaft und von weitgehend immer denselben Leuten angegangen wird, macht es so schwer, halbwegs sinnhaft über Entscheidungen zu diskutieren - die ja oft genug diskussions- udn meinetwegen auch kritikwürdig sind.