Vitali Klitschko: `King of the Ring´ heiß begehrt
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Der neue Box-König im Schwergewicht findet einfach keine Ruhe. Gerade erst hatte sich Vitali Klitschko nach seinem K.o.-Triumph im Acht-Runden-Duell mit Corrie Sanders um den WM-Titel des WBC aufs Ohr gelegt, da musste der Champion schon wieder aufstehen.
Im Privatjet düste er nach dem Frühstück von Los Angeles mit dem Kiewer Bürgermeister Alexander Omeltschenko nach Chicago. Ihre in der US-Partnermetropole der ukrainischen Hauptstadt lebenden Landsleute hatten zum Empfang geladen, was Vitali sich trotz einiger schmerzender Nachwehen vom Kampf nicht entgehen lassen wollte.
Doch nicht nur die Osteuropäer feierten ihren frisch gekürten Faustkampf-Helden überschwänglich. Auch Deutschlands einziger Schwergewichts-Weltmeister, Max Schmeling, der sich die brutale Ringschlacht als Aufzeichnung in seinem Hollenstedter Wohnzimmer angesehen hatte, war begeistert. Der mit 98 Jahren älteste lebende Champion ließ anschließend seine Glückwünsche an den älteren Klitschko-Bruder durch ein wunderschönes Bukett übermitteln. "In Amerika mit solch einer beherzten Vorstellung den Titel zu gewinnen, macht ihn zu einem Großen. Das ist mehr als ein Ritterschlag und wird ihm eine neue Welt eröffnen", meinte Schmeling. Auch er hatte sich im Box-Mekka vor 74 Jahren den WM-Gürtel erkämpft.
Der "New King of the Ring", wie die "Los Angeles Daily News" titelte, hatte zwar angekündigt, seine erste Titelverteidigung unbedingt in Deutschland austragen zu wollen. Doch angesichts der unmittelbar nach dem Kampf vom Präsidenten des Staples Centers, Tom Leiweke, unterbreiteten Offerte könnte auch Vitalis nächster Fight, der frühestens im September stattfinden soll, wieder an seinem derzeitigen Wohnsitz Los Angeles über die Bühne gehen. Leiweke sicherte dem promovierten Sportwissenschaftler zu, ihm "sofort einen Blankocheck auszustellen, wenn er in die Arena zurückkommt".
Vielleicht kommt es ja im Staples Center zum Rematch mit Sanders. Jedenfalls wäre das für den Südafrikaner der einzige Grund, "vorausgesetzt die Börse stimmt", nach seiner dritten Niederlage im 42. Profikampf noch einmal in den Ring zu klettern. "Momentan würde ich aber sagen, das war es. Ich bin fertig mit dem Boxen", meinte Sanders. Während Vitali nach Chicago unterwegs war, holte er mit geschwollener Nase, zwei dicken Veilchen und einem Brummschädel die Pressekonferenz nach, die in der Nacht ausfallen musste, da er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Zwei Stunden hatte sich Sanders dort untersuchen lassen, ernsthafte Verletzungen wurden nach dem "härtesten Kampf meines Lebens" nicht festgestellt. Lediglich die linke Augenbraue musste mit neun Stichen genäht werden.
Der Referee habe "zu einhundert Prozent richtig entschieden, als er abbrach. Eine Runde länger, und ich hätte möglicherweise gesundheitlichen Schaden genommen", glaubt Sanders, der eine Börse von 952 000 Dollar mit nach Hause nehmen durfte. Bereits in der zweiten Runde hatte ihm Vitali mit einer Rechten die Nase gebrochen. Sein Bezwinger sei eindeutig besser als dessen Bruder Wladimir, den Sanders vor 13 Monaten durch Knockout in der zweiten Runde als Weltmeister der World Boxing Organization (WBO) entthront hatte.
"Wenn Wladimir unter Druck gerät, verliert er völlig die Kontrolle. Vitali dagegen kämpft unheimlich clever und intelligent, er hat ein Riesenherz und ist extrem willensstark", urteilte der 38 Jahre alte Ex-Polizist, der von Staatspräsident Thabo Mbeki per Fax für seine mutige Leistung beglückwünscht wurde. Sanders räumte allerdings ein, dass Vitali bei einem Rematch gegen Lennox Lewis chancenlos wäre: "Lennox kämpft in einer anderen Liga. Wenn er richtig in Form ist, knockt er Vitali bis zur sechsten Runde aus."