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Cheap Trick: in Another World
Gleich mal vorne weg - ich hab mit der Band so gar nichts am Hut, kenne ihre großen Hits aus der Vergangenheit und bin eher zufällig (auf Grund der vielen sehr guten Kritiken) in Tuchfühlung mit dem neuen Album gegangen. Und was soll ich sagen? Weltklasse 10/10
Die Scheibe fängt mit "Here comes the summer" an und das ist nun wirklich ein richtiger Sommer Song, es folgt ein Hammer nach dem nächsten, die Bandbreite ist groß von ruhig und melancholisch bis bluesig und punkig angehaucht ist alles dabei. Dazu immer bemüht, den Song gewisse Harmonien zu geben, was einem einfach ein wahnsinnig gutes Gefühl gibt.
Man erkennt natürlich ihre Liebe zu den Beatles, vor allem zu Lennon und Harrison. Oft überlege ich mir - so würden die Fab Four klinken, wenn es sie noch geben würde. Nicht falsch verstehen, das ist keine 1:1 Adaption dafür sind die Gitarren zu rau und die Produktion zu "punkig" (hat mich anfangs gestört aber gefällt mir inzwischen)
Ich glaube user wie
@le freaque oder
@theGegen können mit dieser Platte durchaus was anfangen. Auch hier übrigens wieder der Typ - auf Vinyl klingt das ganze nochmal eine Stufe "schöner".
Anspieltipps sind schwierig zu benennen weil eigentlich alles gut ist.
Der Titeltrack (wobei das punkige Reprise gegen Ende des Albums fast noch cooler ist) ist schon mal sehr aussagekräftig
Here comes the summer
Final Days
So it goes (aber sowas von Beatles)
Laaaangweilig, kenn' ich schon.
Im Ernst: gehe d'accord, starkes Album, obwohl mir der Vorgänger "We're all alright" von 2017 noch ein bisschen besser gefällt.
Grundsätzlich ging es mir ganz lange wie dir, mit Cheap Trick hatte ich nie viel am Hut, hier in Europa sind sie ja eh nicht sooo bekannt und präsent. Vor ein paar Jahren (ok, eher zehn) hörte ich aber was damals recht Neues, war glaube ich von "The latest" (2009) und war komplett erstaunt, wie gut das war. Seitdem bin ich bin ich bei Cheap Trick ziemlich drin und sehr von der Band angetan.
Wir beide sind ja gleich alt und als wir richtig mit Rockmusik sozialisiert wurden (so von den frühen 80ern bis frühen 90ern), hatten CT auch ihre mit Abstand besch*ssenste Phase. In diesem Zeitraum kann man alles vegessen und überhören, was die rausgebracht haben. Das war schlecht gemachtes Anbiedern an AOR, Sleaze und allem, was damals im US Mainstream Hard Rock so unterwegs war.
Aber die frühen Sachen so bis 83 sind ausnahmslos alle klasse und seit den späten 90ern ist auch fast jede Scheibe absolut hörenswert. Der unselige Vollspacken Kid Rock hat bei ihrer Einführung in die Rock'n'Roll Hall of Fame vor ein paar Jahren in einem lichten Moment gesagt:
Cheap Trick are a garage band with a punk rock soul, a pop heartbeat and Beatles ambitions
Und das trifft es erstaunlich gut. Funktioniert nicht immer, aber wenn es funktioniert, sind das schon richtig gute Sachen.
Dazu ist Robin Zander ein wirklich erstklassiger Sänger, kein Shouter und Gitarrist Rick Nielsen ein wirklich vorzüglicher Songwriter. 2009 haben CT für zwei Wochen in Las Vegas das komplette Sgt Pepper's Album mit Orchester aufgeführt, sie covern ja auch gerne die 60er in rockigem, aber immer stilsicherem Gewand (aktuell "gimme some truth" von Lennons Imagine-Album), auf de davor "Blackberry way" von The Move. Gleichzeitig haben sie aber gerade live eine echte Punkrock-Attitüde und fast schon ein comichaft-absurdes Auftreten (besonders Rick NIelsen), was so gar nichts mit dem typischen LA-Gepose zu tun hat. Kein Wunder: Rick Nielsen wohnt ja auch immer noch in ihrer Heimatstadt Rockford, Illinois, Bassist Tom Petersson hat z.B. eine Stiftung für Musiktherapie für autistische Kinder gegründet.
Cheap Trick hatte ich über viele Jahre als schlechte AOR-Band abgespeichert, aber in Wirklichkeit sind die so etwas wie "die etwas andere amerikanische Rockband", die ihr ganz eigenes Ding machen und dabei auch noch grundsympathisch wirken - jdf auf mich.
Hier nochmal das aktuelle Lennoncover bei Howard Stern
Cheap Trick’s Exclusive Cover of “Gimme Some Truth” for the Howard Stern Show
und die Band bei der großartigen Serie "Live from Daryl's House" (durch die auch Daryl Hall von Hall&Oates bei mir
extremst an Ansehen gewonnen hat).
Surrender
I want you to want me
Der Drummer ist Rick Nielsens Sohn und der Rhythmusgitarrist ist von Daryl Halls Band, anosnsten ist keiner im Raum unter 65 und das rockt alles "wie Sau" und ist meilenweit von "alte Leute Rock" entfernt. Zander (65) und Hall (70) haben noch Power in den Stimmen, die andere nicht mit 25 haben. Impressive.