Neuerscheinungen: Warnungen und Kaufempfehlungen


theGegen

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Maxïmo Park - Stream of Life

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So circa 2005 kamen ein paar neue britische (Retro) Alternative-Indiebands hervor (also was für mich), aber einige davon ließen mich ziemlich kalt.
Mit den Kaiser Chiefs, Arctic Monkeys konnte ich nicht viel anfangen. Bloc Party fand ich ganz gut, aber nicht unbedingt alles.

Maxïmo Park und "A certain Trigger" war für mich hingegen auf den Punkt. Jede Menge Tempo und großes Hitpotential.
Sowie ein hoher Wiedererkennungwert über das Outfit und die Musik. Selbst sperrigste Akkordfolgen wandeln sich im Laufe der Songs noch in hervorragende Refrains. Und damit zu einem unverkennbaren Maxïmo Park Song.

Inzwischen sind fast 20 Jahre vergangen, die Band hat sich einige Male umformiert, bis auf den Kern um Paul Smith, Duncan Lloyd und Tom English.

Geblieben ist über alle Jahre die Trademark-Qualität, die verworrenen Indie-Rock-Fäden zu zündenden Refrains und großen Melodien zu stricken.

Dieses neue Album hat keine Filler. Denn kein Titel in dieser Reihung ist irgendwie einfach plump "up-tempo" oder "jetzt muss mal eine Pause her".
Daher auch keine Einzel-Empfehlung möglich, sondern lieber habe ich vorweg das ganze Album verlinkt.

Jedes Lied hat mindestens einen großartigen Refrain, überrascht unterwegs oder drückt einfach weiter auf die Tube.

10/10

(definitiv ein Kandidat für mich zum "Album des Jahres")
 

Max Power

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Ankor - Shoganai (EP)

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Es fühlt sich fast komisch an, über "Shoganai" als Gesamtwerk zu schreiben ... immerhin haben sich die Spanier für die Veröffentlichung ihrer neuer Musik hier lange gegen "traditionelle" Wege entschieden, sondern fast zwei Jahre lang eine Geschichte in einzelnen Singles bzw. Chapters erzählt, die in regelmäßigen Abständen von drei bis vier Monaten veröffentlicht wurden. Was im Dezember 2022 mit "Prisoner" begann, endet nach 7 Kapiteln nun mit dem Titeltrack und erscheint - um ein Instrumental-Intro erweitert - jetzt auch als EP (oder, wie es die Band selbst nennt, Mini-Album).

Die Band existiert schon seit nunmehr 20 Jahren, so richtig auf der Bildfläche sind sie aber erst mit dem Einstieg von Sängerin Jessie Williams, diversen Youtube-Coverversionen genrefremder Hits und den soliden Alben "Beyond the Silence of These Years" (2017) und "White Dragon" (2019). Wegweisend IMO dann noch 2022 der Einstieg von Drummerin Eleni Nota, die zuvor auch bei deutlich härteren Gruppen wie Nervosa getrommelt hat und mit ihrer Dynamik den Bandsound von Ankor letztlich noch einmal auf ein neues Level gehoben hat. Apropos Bandsound, dieser ist dann auch gar nicht so einfach zu beschreiben ... die Band selber verwendet auf ihren Social Media-Kanälen schlicht "Alternative Metal". Soll so sein ;) wird der Tatsache, dass man einen sehr eigenständigen und modernen Sound anbietet, aber nicht so richtig gerecht.

Wie erwähnt erzählen die Songs auf "Shoganai" eine Geschichte, die von den liebevoll gestalteten Musikvideos auch visualisiert wird. Die Protagonistin erleidet einen Schicksalsschlag, verfällt in Depressionen und unternimmt einen Selbstmordversuch, den sie aber überlebt und in der Folge versucht, ihr Leben wieder zu ordnen und mit dem Verlust klarzukommen. So nebenbei wird noch der dafür Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen ;) am Ende steht dem Titel entsprechend (grob übersetzt bedeutet die Redewendung "Shō ga nai" etwa "da kann man nichts machen") die Akzeptanz. Musikalisch ist "Shoganai" sehr abwechslungsreich ausgefallen und schafft es aus meiner Sicht tatsächlich, dass wirklich jeder Song für sich steht und seine ganz eigene Stimmung entfaltet, ohne dabei den roten Faden zu verlieren.

Hervorzuheben ist die Arbeit von Leadgitarrist und Bandkopf David Romeu, der nicht nur den Großteil der Songs geschrieben hat, sondern auch als Regisseur der Musikvideos fungiert hat. Finde es schön, dass es noch Bands gibt, die auch Herzblut in ihre Musikvideos stecken, und das merkt man den Videos von Romeu hier jederzeit an. Das Drumming von Eleni Nota wie erwähnt auch richtig stark, sie war ein riesiger Gewinn für diese Band. Der Star auf "Shoganai" ist aber fraglos wieder Jessie Williams, die eine unfassbare Reichweite zur Schau stellt und sowohl im Klargesang als auch bei den Growls brillieren kann. Schon länger eine meiner Lieblingssängerinnen im Genre, aber auf diesen Songs ist sie noch einmal über sich hinausgewachsen.

Am Ende steht eine EP, bei der wirklich jeder einzelne Song bei mir gezündet hat. Manche sofort, manche erst nach einer Weile, aber es ist bei jedem einzelnen passiert und ich verbinde auch tatsächlich mit jedem einzelnen etwas. Und auch, wenn ich das zuerst anders sah, aber am Ende hat mir auch die etwas ungewöhnliche Art der Veröffentlichung richtig gut gefallen, weil ich mich bei jedem neuen Kapitel einzeln damit auseinandergesetzt habe und die Songs somit bei mir mehr Wirkung erzielt haben, als es zum Beispiel bei einem "normalen" Album, das man zwei Wochen intensiv hört und dann zu den Akten legt, oft der Fall ist. Unterm Strich ist "Shoganai" ein richtig cooles Werk geworden, das mir nahe am Herzen liegt und mich vollends abgeholt hat. Die einzelnen Kapitel dieser Geschichte samt ihrer Musikvideos über all die Monate hinweg zu entdecken, hat richtig Spaß gemacht und gerade die späteren Kapitel waren in diesem Jahr auch ein sehr tröstender Begleiter, als ich selbst getrauert habe. Wünsche der Band, dass sie weiter an Reichweite zulegt und freue mich darauf, sie im März zum zweiten Mal live sehen zu können.

Darkbeat - Prisoner - Oblivion - Stereo - Venom - Embers - Shoganai
 

Chac

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Rat Boy - Suburbia Calling

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Der Albumtitel ist nicht rein zufällig eine Anspielung auf den Klassiker von The Clash. Es wird über das graue Vorstadtleben in Essex gegrölt in hymnenhaften Refrains und so wie das Albumcover an Cool Britania aus der Britpop Ära erinnert, klingt auch musikalisch jene Epoche durch. Wenn auch mit einer gewissen Ironie. Denn die Jungs um Jordan Cardy finden momentan so gar nichts cool an Britania. Aber sie verpacken das in einer Musik die richtig Spaß macht. Es gibt viele Gitarren die an das goldene Zeitalter des Rock in den 60ern erinnert gepaart mit Bläsern der Marke Ska Punk aber ohne dessen Aufdringlichkeit. Lediglich für One In A Million gibt es Abzüge für den furchtbaren Pitch auf Lil Aarons Gastbeitrag.

Mob Mentality
Best is yet to Come
Daytrip to London
Take My Place
 

torben74

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Blood Incantation - Absolute elsewhere

Ich habe mich anstecken lassen vom allgemeinen Hype und Trubel um dieses Album und habe mir es in den letzten Tagen in aller Ruhe angehört.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich bisher mit Blood Incantation nix zu tun hatte.
Auch mit Death oder Doom Metal bin ich eigentlich durch.
Darum war ich doch ein bisschen skeptisch.

Aber ich gebe zu, dass der ganze Hype total gerechtfertigt ist.
Blood Incantation haben hier ein unglaubliches Album hingestellt.
Eine unglaubliche Mischung aus ihren Wurzeln, Pink Floyd, beste Prog Rock Variationen und Ambient Soundteppichen.
Das Beste an der Sache, es passt so unglaublich gut zusammen, dass es bei mir beim ersten Hören eine Gänsehaut nach der anderen erzeugt hat.
Selbst der "Grunzgesang" hat mich nicht weiter gestört.
Hier ist fast alles perfekt und man merkt, dass hier mit Begeisterung und Hingabe "gearbeitet" wurde.
Der ganz große Meister ist aber Drummer Isaac Faulk, der hier eine Weltklasseleistung abliefert.
Meine Fresse, was der hier zusammentrommelt :beten:

Von mir volle Punktzahl für diese außergewöhnliche Werk!
Eigentlich müsste sich Absolute elsewhere mit Nick Caves "Wild god" am Ende diesen Jahres um Platz eins im Jahresranking streiten, aber, naja.....siehe ein Beitrag weiter oben ;)

The Stargate [Tablet II]

The Message [Tablet I]
 

torben74

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Fortuna Ehrenfeld - Universum

Da ist es nun, das Opus Maximus der inzwischen von mir sehr geschätzten Band um Martin Bechler.
Am Ende 31 Songs, fast 2 Stunden Spielzeit, verteilt auf 3 LPs.
Das ganze übrigens präsentiert in sehr schöner und hochwertiger Aufmachung, dafür aber auch schweineteuer :crazy:
Die Fortuna haut hier alles raus, was sie drauf haben
Die schöne, bitter süsse Klavierballade, flockige Popsongs, experimenteller Blödsinn.
Natürlich zündet hier nicht alles.
Manche Songs hätte man, naja, auch nicht unbedingt veröffentlichen müssen.
Aber das Gute überwiegt bei weitem und es macht Spass, sich von Seite zu Seite durch zu hören.
Lob von meiner Seite auch dafür, sowas überhaupt zu bringen.
Diesen Mut hätte nicht jeder gehabt, gerade als deutsche Band, die ja auch nicht ganz unbekannt ist.

Für mich hat die Fortuna hiermit die Champions League Quali in dieser Saison auf alle Fälle geschafft.


Fortuna Ehrenfeld - Ich seh dich überall (Offizielles Musikvideo)

Fortuna Ehrenfeld - Hol die Polizei (offizielles Musikvideo)

Fortuna Ehrenfeld - San Francisco Candy Boy (offizielles Musikvideo)


...
 
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theGegen

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Ich bin sehr gespannt auf weitere Einschätzungen der Sportforen-Gemeinde zum neuen the Cure - Album.

Das Internet explodiert geradezu, die gestrige Live-Präsentation (plus Best of) hat schon weit über eine halbe Million Aufrufe auf YouTube.

Es sind mMn sogar ein paar Filler zwischen den nur 8 Songs. Aber sie fallen nicht ins Gewicht, sondern sind Bestandteil dieses "Konzept" Albums.
Mit dem Thema: Soundtrack zum Untergang (der Welt).

Robert Smith / the Cure haben die passende Musik und die Worte zu dieser Endzeitstimmung in der Mitte einer Dekade.
 

Aldous Orwell

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Ich fand die letzten beiden Cure-Alben relativ belanglos. Songs of a lost world ist eine Rückkehr zu alter Stärke. So eine Art Disintegration Teil II, nur mit weniger starken Melodien. Die ewig langen Intros habe ich generell vermisst. Endsong zerreißt einen förmlich - das ist 10 Minuten pure Hoffnungslosigkeit und der Höhepunkt des Albums. Der Opener ist ähnlich gut, And Nothing Is Forever kratzt am Kitsch, bekommt aber noch die Kurve. A Fragile Thing mausert sich nach mehrmaligen Hören zum Ohrwurm. Die kürzeren Songs fallen ein bisschen ab. Aus All I Ever Am hätte man mehr rausholen können. Ich bin kein Experte fürs Mixing und Mastering, aber die Produktion hätte besser sein können. Klingt stellenweise nicht gut, aber ich kann es nicht wirklich beschreiben was mich stört. Trotzdem insgesamt ein starkes Ding und wäre auch ein sehr gelungener Abschluss. 8/10
 

theGegen

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Ich fand die letzten beiden Cure-Alben relativ belanglos. Songs of a lost world ist eine Rückkehr zu alter Stärke. So eine Art Disintegration Teil II, nur mit weniger starken Melodien. Die ewig langen Intros habe ich generell vermisst. Endsong zerreißt einen förmlich - das ist 10 Minuten pure Hoffnungslosigkeit und der Höhepunkt des Albums. Der Opener ist ähnlich gut, And Nothing Is Forever kratzt am Kitsch, bekommt aber noch die Kurve. A Fragile Thing mausert sich nach mehrmaligen Hören zum Ohrwurm. Die kürzeren Songs fallen ein bisschen ab. Aus All I Ever Am hätte man mehr rausholen können. Ich bin kein Experte fürs Mixing und Mastering, aber die Produktion hätte besser sein können. Klingt stellenweise nicht gut, aber ich kann es nicht wirklich beschreiben was mich stört. Trotzdem insgesamt ein starkes Ding und wäre auch ein sehr gelungener Abschluss. 8/10

Ich finde "I can never say goodbye" noch hervorragend und erwähnenswert.
Ein (krönender) Abschluss wäre zwar passend, aber Robert hat bereits weitere Cure-Alben angekündigt. :)
Sound matscht teilweise über die Synthies, besonders bei den schnelleren Songs. (Nr. 4 und 5 sind für mich die Filler)
Der Bass von Simon Gallup ist darüber hinaus immer sehr speziell beim Sound und im Einsatz als Melodie- und Solo-Instrument.
 
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Max Power

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Make Them Suffer - Make Them Suffer

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Ich bin kein Fan von self-titled-Alben ... schon gar nicht, wenn es sich, wie im Falle von Make Them Suffer, nicht um das Debütalbum handelt. Aber in diesem konkreten Fall kann ich den Gedankengang dahinter sehr gut nachvollziehen, hätte Covid die Band doch um ein Haar zerstört. Durch den strengen Lockdown in Australien konnte man sehr lange nicht touren, und ohne diese Einnahmen war die Band durch leere Bankkonten und Schulden für vergangene Produktionskosten kurz vor dem Kollaps. Dazu kam im Februar 2022 die erzwungene Trennung von Keyboarderin und Clean-Sängerin Booka Nile, die sich nach geleakten Textnachrichten Vorwürfen des Missbrauchs ausgesetzt sah. Maßgeblich zur Rettung der Band trug letztlich die Bestellung von Alex Reade zur neuen Keyboarderin/Sängerin bei, deren eigene Band (Drown This City) sich gerade aufgelöst hatte und die sich während des Lockdowns mit Gitarrist Nick McLernon angefreundet hatte, als sie im selben Lockdown-Radius saßen und dort gemeinsam Sport betrieben. In der Folge hat man sich zwei Jahre den Arsch abgetourt, um sich finanziell zu erholen und ein neues Studioalbum aufnehmen zu können ... unterm Strich kann dieses fünfte Studioalbum als eine Art Wiedergeburt der Band gesehen werden, was "Make Them Suffer" dann auch zu einem sinnvollen Albumtitel macht.

Waren die ersten Alben der Bands noch eher im Death Metal verankert, hat man sich nach und nach einem progressiveren Metalcore-Sound geöffnet und gerade auf den beiden Alben mit Booka Nile vermehrt auf die Dynamik zwischen den harsh vocals von Sean Harmanis und weiblichen Klargesang konzentriert. Und so gut ich diese Ära phasenweise fand, so sehr empfinde ich Alex Reade als absoluten Glücksgriff für die Band ... in gewisser Hinsicht war sie das fehlende Puzzleteil für den Bandsound, gibt sich doch wie in ihrer alten Band sowohl Klargesang als auch harsh vocals zum Besten, was der Band noch einmal neue Möglichkeiten eröffnet. Die Gefahr, trotzdem in einer altbewährten Struktur gefangen zu sein (harsh verse - clean chorus - harsh verse - clean chorus - breakdown), ist natürlich dennoch gegeben, und auch auf "Make Them Suffer" findet man diesen Aufbau des öfteren, aber man nützt den Spielraum, der sich durch Reade eröffnet hat, um sich immer wieder davon zu lösen. "Tether" ist ein gutes Beispiel, wenn sich Harmanis und Reade im zweiten Vers ein nettes Schreiduell liefern ... oder "Venusian Blues", wenn plötzlich Harmanis den Klargesang übernimmt. Bisher ohnehin mein Lieblingssong auf dem Album, weil er als einziger Song die Verträumtheit der früheren Übersingle "Ether" aufgreift. Davon hätte ich mir noch ein bisschen mehr gewünscht. Ganz allgemein geht es auf "Make Them Suffer" auch wieder direkter und dynamischer zur Sache ... wo sich der Vorgänger "How to Survive a Funeral" mitunter noch ein bisschen verrannt hatte, weil man offenbar nicht genau wusste, wohin es gehen sollte, geht "Make Them Suffer" hier zielgerichteter zur Sache. Immer vorwärts.

Ganz allgemein ist es eine spannende Metalcore-Platte mit tollen Riffs und großartigen Gesangsleistungen geworden. Es ist melodisch, es ist brutal, es ist dynamisch, und wie gehabt haben Ohrwurm-Refrains genauso Platz wie heftige Breakdowns. Vom Mix her hätte ich mir manchmal gewünscht, wenn die Drums ein bisschen präsenter wären, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Das Album hat einen merkbaren Elektronik-Einfluss, was man sowohl bei den Gitarren als auch den Keys merkt, aber das hat mich nicht im Geringsten gestört. Durch die lange Vorlaufzeit kannte ich die halbe Platte leider schon vorm Release in- und auswendig, aber aufgrund der oben angeführten Story kann ich verstehen, dass die Band auch "Doomswitch" (erschien vor über zwei Jahren) noch raufpacken wollte, steht der Song doch eben sinnbildlich für ein neues Kapitel. Den einen oder anderen Schönheitsfehler verzeihe ich, und ich wünsche der (übrigens überragenden Live-) Band, dass der Weg zum nächsten Album einfacher wird.

Weaponized, Epitaph, Venusian Blues, Ghost of Me, Tether, Small Town Syndrome
 

Max Power

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VOLA - Friend of a Phantom

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VOLA wurde bereits 2006 gegründet, aber ich bin nicht der einzige, der erst mit dem dritten Studioalbum "Witness" wirklich auf die dänische Truppe aus Dänemark (mit schwedischem Drummer) aufmerksam geworden ist. Eine von vorn bis hinten spannende Platte, die einen progressiven Rock/Metal-Sound mit Synths und Elektronik-Spielereien gepaart und neugierig in verschiedene Richtungen geschielt hat (sinnbildlich hier "These Black Claws" mit dem Rap-Feature).

Sorgen, dass VOLA nach diesem Album an den Erwartungen scheitern könnten, haben bereits die Vorabsingles zerstreut - wobei diese auch recht deutlich machen, dass VOLA sicher nicht Jedermanns Sache sind. Da wäre zum Einen die helle Stimme von Asger Mygind, die sicher für manche bereits ein Ausschlussgrund ist ... und zum Anderen sind da die aggressiv in den Mittelpunkt geschobenen Synths (wie in den Vorabsingles "Break My Lying Tongue" und "Paper Wolf"), die fraglos das Potenzial haben, auf die Eier zu gehen. Wer sich davon nicht beirren lässt, wird auch auf "Friend of a Phantom" mit einer sehr netten Progressive-Platte belohnt, deren Grundstimmung für mein Gefühl aber ein ganzes Stück melancholischer ist als "Witness".

Der heimliche Star ist wie auf dem Vorgänger Drummer Adam Janzi, der mit seinem verspielten und manchmal seltsamen Drumming den Songs eine ganz eigene Note verpasst. Das ist auf diesem Album nicht immer so prägnant wie zum Beispiel auf dem fantastischen "24 Light-Years" vom letzten Album, aber dennoch immer wieder spannend. Ein Feature gibts auch wieder, diesmal von In Flames-Sänger Anders Friden. Hätte der Song IMO nicht gebraucht, aber hat mich auch nicht übermäßig gestört.

Unterm Strich hat mir "Friend of a Phantom" gut gefallen. Ich würde VOLA am ehesten als Einsteiger-Prog bezeichnen: die Songs sind mit ihren eingängigen Refrains und hörerfreundlichen Längen zugänglich genug, um schnell ins Ohr zu gehen, aber komplex genug, dass man bei mehrmaligem Hören immer wieder Neues entdeckt. Ob das Album auf lange Dauer mit "Witness" (das zumindest bei mir über die Zeit gewachsen ist) mithalten kann, wird sich zeigen, aber zumindest "Bleed Out" und "Tray" spielen für mich locker in der Oberliga, in der auch die "Witness"-Highlights gespielt haben.

Cannibal (ft. Anders Friden), We Will Not Disband, Bleed Out, I Don't Know How We Got Here, Hollow Kid, Tray
 

Bombe

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The Cure: Ich mag die Band eigentlich gar nicht, mal das ganze Genre nicht. Muss aber zugeben - eine gelungene Scheibe. Kann man gut nebenbei hören, kann man aber auch gut anhören. "Endsong" ist schlichtweg ein Meisterwerk, musikalisch ganz großes Kino und das Beste, was ich je von The Cure gehört habe. Gefällt mir so gut das Ganze, dass ich es sogar als Vinyl bestellt habe.

Blood Incantation: was für ein verrücktes Ding. Hätte @torben74 hier niemals für einen Hörer davon gehalten. Soundtechnisch ganz ganz stark, wenn es von "Pink Floyd" auf "Death Metal" übergeht, ist das schon überragend. Da muss man aber schon Ruhe und Muße für die Platte haben. Beim Drummer überlege ich die ganze Zeit, von welchem Planeten der eigentlich kommt. Wahnsinn. Trotzdem werde ich das nicht allzu oft hören, weil es brutal anstrengend ist. Aber um mal die Anlage zu testen, ist die Scheibe schon sehr gut geeignet.
 

theGegen

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The Cure: Ich mag die Band eigentlich gar nicht, mal das ganze Genre nicht. Muss aber zugeben - eine gelungene Scheibe. Kann man gut nebenbei hören, kann man aber auch gut anhören. "Endsong" ist schlichtweg ein Meisterwerk, musikalisch ganz großes Kino und das Beste, was ich je von The Cure gehört habe. Gefällt mir so gut das Ganze, dass ich es sogar als Vinyl bestellt habe.

Zum Tod des älteren Bruders:

The Cure - I can never say goodbye (live)

Die Musik ist gewiss sehr speziell und vom Grundprinzip sicherlich ziemlich düster, aber alle paar Jahre passt dieser melancholische Soundtrack wieder perfekt zur Zeit.

Und der Einstieg

The Cure - Alone

ist von Text und Musik her eine passende Gemütsbeschreibung meiner (unserer) Generation.

Es gibt ein paar überflüssige Songs auf dem Album. Hier zählen die Songs mit großem Kino.
 
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torben74

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Sólstafir - Hin helga kvöl

Weiter geht es mit wohldosiertem Krach der feineren Sorte ;)

Die Isländer habe ich schon seit Jahren auf dem Schirm.
Allerdings auch hier muss ich zugeben, dass sie bei mir nicht in Dauerschleife laufen.
Aber ich habe ganz genau hingehört, als sie jetzt ihr neues Album veröffentlicht haben.

So ein bisschen ist die ganze Sache eigentlich wie bei Blood Incantation.
Vom Ursprung her bieten Sólstafir lärmenden Doom oder Dark Metal (nennt es wie ihr wollt), mit allen guten und aber auch schlechten Zutaten.
Aber auch sie versuchen, die Grenzen der Geschichte auszureizen oder auch zu sprengen.
So gibt es auch auf diesem Album echte Krawall Stücke, aber auch wunderbar "langsamere" und überraschend feinfühligere Sachen bis hin zur (fast) Klavierbalade.
Dann wird es auch mal sehr eingängig, ja fast radiotauglich.
Auch hier gibt es dann auch die Anleihen aus dem ProgRock oder Psychedelic Genre.
Sie schaffen es sogar, ein Saxophone kunstvoll ein zu arbeiten!
Das machen sie alles nicht schlecht, mir sind das aber manchmal zu auffällige Brüche.
Das ganze wirkt nicht so harmonisch und in sich geschlossen wie bei Blood Incantation, sprich manchmal zu sehr auf Effekt gezimmert.
Trotzdem sind die 49 Minuten sehr gut gelungen und vor allem sehr spannend, schon auch deswegen, weil man hier sein Isländisch wunderbar auf bessern kann (y)

Hún andar

Freygátan

Kuml (forspil, sálmur, kveðja)


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Bon Iver - SABLE

Eigentlich wollte ich hierzu gar nix groß schreiben.
Letztlich "bietet" Justin Vernon hier grade mal 3 Songs an auf dieser EP und ich glaube, die hatte er teilweise auch schon in verschiedener Form auf diversen Konzerten gespielt.
Aber, zum einem ist das ja die erste "neue" eigenständige Musik von Bon Iver seit 2019 "i,i".
Zum anderem sind diese Songs einfach großartig.
Bon Iver gehen ein bisschen zurück zu den Wurzeln, bieten wieder Indie-Folk der Extraklasse, mit diesem Hang zur bitteren Melancholie, welche aber am Ende immer Hoffnung auf das Gute ausstrahlt.
Besonders "AWARDS SEASON" am Ende ist überragend.
Schade, das es so ein kurzes Vergnügen bleibt.
Aber Vernon hat sich wohl geäußert, dass im nächsten Jahr dann ein vollständiges neues Album fertig sein soll.


Bon Iver - S P E Y S I D E (Official English Lyric Video)

Bon Iver - THINGS BEHIND THINGS BEHIND THINGS (Official English Lyric Video)

Bon Iver - AWARDS SEASON (Official English Lyric Video)

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