Bei Olympia muss man zwischen der emotionalen Wertigkeit und der sportlichen Wertigkeit unterscheiden.
Emotional ist es für die meisten eine große Sache eine Goldmedaille zu holen, dort zu stehen, wo die Helden die Kindheit standen und die Hymne des eigenen Landes zu hören. Größer als Olympia geht es in den meisten Sportarten nicht. Aber in großen Sportarten, wo Tennis sich dazu zählen darf, gibt es wichtigeres. Sportlich ist es schwieriger ein 1000er zu gewinnen, da meist alle top 10 Spieler am Start sind. Aus emotionaler Sicht ist Olympia eine ganz andere Hausnummer. Emotional wird es aber auch im Doppel und im Mixed, auch da kann man das Gefühl erleben eine Medaille für sein Land zu holen. Von daher treten deutlich mehr große Name im Doppel und/oder Mixed an. Sportlich hat es natürlich keine besondere Wertigkeit.
Das stimmt schon was du sagst. Zwischen der emotionalen und sportlichen Wertigkeit besteht bei Olympia ein Unterschied. Mir geht es einfach um die Einordnung der Bedeutung des Titels, also quasi emotional und sportlich kombiniert. Was die sportliche Leistung angeht:
- der Sieg von Henin 2004 ging über Pierce, Myskina und Mauresmo
- Nadal musste 2008 Djokovic und Gonzales schlagen
- der Sieg von Serena Williams 2012 ging über Wozniacki, Azarenka und Sharapova
- Murray schlug 2012 Djokovic und Federer
- eine Dementieva wird ja öfter mal belächelt, weil sie keinen GS-Titel gewinnen konnte, aber der Sieg 2008 in Peking war aus sportlicher Sicht einfach stark. Sie musste dort für Gold S. Williams, Zvonareva und Safina schlagen.
Also ich sehe da auch aus sportlicher Sicht wenig Unterschied zu einem 1000er. Wenn ich mir die Felder ansehe, war bei Olympia auch immer ein Großteil der Top-10 dabei, zumindest in den letzten Jahren. Die vielen absagen dieses Jahr haben wohl kaum etwas mit der Bedeutung des Turniers, sondern mit der Situation aktuell zu tun. So etwas wie Puig 2016 kann natürlich immer mal vorkommen, aber deren Sieg ging auch über Topspielerinnen. Bei den Damen war das in den vergangenen Jahren sowieso sehr offen. Eine Vesnina gewann 2017 Indian Wells, eine Hantuchova gewann 2x Indian Wells. Wenn man nur die sportliche Leistung berücksichtigt, dann müsste man im Prinzip jedes Turnier einzeln aufdröseln. Ein 500er Titel kann je nach Draw auch mal schwerer zu gewinnen sein als ein 1000er oder rein sportlich (!) war sicher auch mal ein Finals-Titel schwerer zu gewinnen als z.B. der Wimbledon Titel dieses Jahr. Der 1000er Titel von Dimitrov 2017 ging z.B. über Sugita, Isner und Kyrgios.
Die Punkte, die es für ein 1000er gibt, wären ein Argument gegen Olympia. Aber ein GS Sieg ist z.B. auch mehr als doppelt so wichtig wie ein 1000er Sieg, auch wenn es "nur" doppelt so viele Punkte dafür gibt.
Olympia ist halt dadurch, dass es nur alle 4 Jahre ist, auch speziell. Das führt aber auch dazu, dass man es einem großen Spieler, der viel gewonnen hat, nicht so sehr ankreiden kann, wenn dieser Titel fehlt, weil es eben nur alle 4 Jahre ist. Sprich bei Nadal ist es z.B. ein größerer Kritikpunkt, dass er die Finals nie gewann als bei Djokovic und Federer, denen Einzel-Gold fehlt.
Ich selbst würde tausend Mal lieber Olympia-Gold gewinnen als ein 1000er. Ich würde es wahrscheinlich sogar lieber gewinnen als die Finals, wenn ich ehrlich bin, wobei es da knapp wäre. Das würde auch davon abhängen, was ich schon alles gewonnen habe etc. Das ist aber nichts, was festgeschrieben ist, sondern nur meine Meinung. Man kann da sicher unterschiedlicher Meinung sein.