Es geht darum, dass es nun mal viele Leute mit der Einstellung von Djokovic gibt, und wie man damit umgeht. Da fand ich erstens die Gehässigkeit erschreckend, mit der dieser Vorgang hier teilweise kommentiert wurde, und zweitens die Intoleranz für andere Meinungen, was eine kompromisslose Linie wie die der Australier angeht.
Hier wirfst Du zwei Dinge in einen Topf, die aus meiner Sicht wenig miteinander zu tun haben. Den Teil über "Gehässigkeit" kann ich noch nachvollziehen, wobei das auch etwas dadurch getriggert sein kann, dass an diversen Stellen ernsthaft in Erwägung gezogen wurde, dass Djokovic in gewisser Art und Weise nur ein Opfer sei, obwohl er alles richtig gemacht habe. Zudem machte es in der Außendarstellung (insbesondere durch sein persönliches Umfeld) durchaus den Eindruck, er stehe schlichtweg über den Dingen.
Beim zweiten Punkt gilt es zu unterscheiden zwischen a) restriktive Maßnahmen, die wenig bis gar keine medizinische Sinnhaftigkeit haben und b) Akzeptanz, dass Regeln, auch wenn sie uns nicht gefallen, von allen eingehalten werden müssen. Zu a) verstehe ich beim besten Willen nicht, warum Personen, die kürzlich erkrankten, aktuell keine Symptome mehr zeigen und PCR negativ sind nicht einreisen dürfen. Sorry, aber sollte Djokovic tatsächlich vor ca. 3 Wochen erkrankt gewesen sein, stellt er wahrscheinlich ein geringeres Gesundheitsrisiko für sein Umfeld dar als jemand, der vor 6 Monaten seine zweite Impfung erhielt. Ich kann da auch problemlos nachvollziehen, warum unter diesen Umständen ihm eine Ausnahme für die Turnierteilnahme ausgestellt wird. Auf der anderen Seite stellt die Forderung nach einer Impfung (im Falle Australiens durch die allgemeine Impfpflicht) für jemanden wie Djokovic offensichtlich auch kein sonderliches Gesundheitsrisiko dar, anderenfalls hätte er ja auch eine Ausnahme erhalten können.
Zu b) Djokovic erfüllt die Bedingungen nicht und kann deshalb, zumindest mal vorerst, nicht einreisen. Das ist in erster Linie auf seinen Mist gewachsen, und er trägt dafür die volle Verantwortung. Natürlich kann man anbringen, dass der Turnierveranstalter wahrscheinlich den Eindruck gegeben hat, dass durch die Ausnahme auch eine Einreise ermöglicht wird. Aber es obliegt letztendlich der Person, die das unterschreibt, zu überprüfen, ob dem auch so ist. Das ist auch der Punkt, zu dem ich mich primär äußern wollte, weil ich nicht nachvollziehen kann, warum ein 34-jähriger Mann in "Schutz" genommen wird, als sei er ein kleines Kind, das mit der Welt überfordert sein darf, und alle anderen haben sich gefälligst darum zu kümmern, dass das "kleine Kind" ungestört gegen einen Filzball schlagen darf. Natürlich kümmert sich ein Stab aus Beratern/Helfern und der Veranstalter darum, dass eine Teilnahme möglichst mit wenig Aufwand für den Spieler verbunden ist, aber das entbindet doch Djokovic nicht von seiner Verantwortung, und es ist nun mal allein seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass er ein Visa erhält.
Was daran ganz aufschlussreich war: Ich habe hier in den letzten Tagen fast zum ersten mal seit Beginn der Pandemie vor fast zwei Jahren für die "Gegenseite" argumentiert und teilweise polemisiert, und auch wenn es nicht als bewusstes "Experiment" gedacht war, ist es schon interessant, dass einige bei diesem Thema wirklich sehr intolerant sind, was Abweichungen von ihrer Einstellung angeht. An dem Vorwurf, dass auch die Befürworter von Impfpflicht etc. teilweise sehr engstirnig sind, scheint insofern durchaus etwas dran zu sein.
Du solltest dabei aufpassen, dass Du Deine Meinung dazu nicht zu sehr auf wenigen Extremen aufbaust. Insbesondere waren da ein paar Reaktionen Deinerseits dabei, bei denen Du auf Aussagen persönlich beleidigt reagiertest, obwohl diese gar nicht direkt oder indirekt an Dich gerichtet waren.
Dass Befürworter einer Impfpflicht "engstirnig" sind, ist letztendlich auch dadurch begründet, dass Impfung wirkt, extrem geringeres Risiko für den einzelnen Menschen bedeutet (anderenfalls gibt es medizinisch bedingte Ausnahmen, die wohl keiner, der eine Impfpflicht befürwortet, ablehnt) und insgesamt eine Rückkehr zur Normalität zumindest mal begründet. Der Gegenwind ist momentan auch einfach stärker, weil die Faktenlage nun mal sehr eindeutig ist.