Ich sehe ehrlich gesagt nicht ganz das Problem. Natürlich wird es Dallas schwer haben jetzt noch eine titelfähige Mannschaft um Nowitzki aufzubauen, allerdings hat dies ja wenig mit Nowitzki an sich zu tun. Meinst du nicht Nowitzki würde als Garnett Ersatz Boston nicht sofort zu einem unmittelbaren Titelfavoriten machen?
Sind die Celtics nicht auch mit Garnett einer der Favoriten auf den Titel? Undum ehrlich zu sein bin ich mir nicht mal sicher, ob Boston mit Dirk überhaupt besser wäre, man sich anschaut, wie wichtig Garnett für die Defense der Celtics ist.
Allenfalls würden die Chancen gleich bleiben, weil eine durch Nowitzki verbesserte Offensive auf Kosten der Defense gehen würde. Ich denke dein Beispiel ist somit schlecht gewählt, findest du nicht?
Das gleiche gilt auch mit Abstrichen für Teams wie San Antonio (als Duncan Ersatz), Los Angeles (als Gasol Ersatz) oder Chicago (als Boozer Ersatz). Ja ich habe das gelesen und bleibe dabei, aus zwei Gründen. Erstens sehe ich nicht weshalb Nowitzki neben Bryant, Rose oder Ginobilli zwingend zweite Option sein muss. Zweitens, heutzutage gibt es nur wenige Mannschaften, die Konkurrenzfähig sind, ohne mindestens zwei Spieler auf "Franchise Player" Niveau. Bryant/Gasol, Wade/James/Bosh und Garnett/Pierce/Allen stehen Rose/Kollektiv und eventuell Howard/Kollektiv gegenüber, wobei letzten beiden Teams momentan weniger zuzutrauen ist. Weshalb wird an Nowitzki der Anspruch gestellt, dass er jetzt als klare Nummer 1 titelfähig sein muss, während das bei fast keinem der anderen FPs der Fall ist?
Es geht nicht, darum nicht die klare Nr. 1 in einem Team zu sein, sondern sich überhaupt noch Franchiseplayer eines Contenders nennen zu dürfen. Nehmen wir die Heat. Natürlich gibt es keine klare Nr. 1, ich würde beide fast gleich auf sehen (Bosh ist für mich die klare Nr. 3 mit größeren Abstand zu den anderen beiden). Trotzdem sind beide, Wade und James, viel mehr Franchiseplayer als Nowitzki heute. Sei es aus den Grund, dass sie Two-Way-Player sind (also sowohl hinten als auch vorne glänzen können), als auch, weil sie individuell stärker als Nowitzki auf ihrer jeweiligen Position sind.
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Ich möchte jetzt noch einen Punkt ansprechen, der mir wichtig ist, weil er meist total unterschlagen wird: Der Stellenwert von
Führungsqualitäten.
Ich habe mittlerweile große Zweifel an Dirk Nowitzkis Führungsqualitäten, womit ausdrücklich
nicht die Führung durch Leistung gemeint ist, sondern das Einwirken des Spielers durch Sprache, (natürliche) Autorität, Gestik, Austrahlung/Einfluss auf anderer Spieler. Ich denke dieser Punkt wird immernoch total unterschätzt; wahrscheinlich, weil wir so wenig Einblick in das Mannschaftsgefüge eines Teams haben, trotz des Medienzeitalters. Dirk Nowitzki ist kein (nicht nur verbaler!) Leader, zu dieser Aussage stehe ich. Ich kann das natürlich nicht unmittelbar belegen (wie auch, dafür müsste ich mit Dirk in einem Team spielen
), es ist also mehr ein persönlicher, subjektiver Eindruck von mir. Nennt es von mir Spekulation, in gewisser Weise stimmt das ja auch.
Ich versuche es trotzdem mal ein wenig ausführlicher zu erklären.
Er gehört mMn zu den Spielern, die ruhig und still sind und durch Leistung anführen wollen. Das ist per se natürlich nichts schlechtes, ganz im Gegenteil, doch glaube ich, dass ein Team mit einem solchen FP Probleme bekommen könnte, wenn es mal nicht läuft. Dirk Nowitzki mag in Do-or-Die Spielen einer der besten der Liga zu sein, aber was bedeutet das schon, wenn das Team trotzdem verliert? Das mag dann an den schlechten Leistungen seiner Mitspieler liegen, keine Frage. Trotzdem habe ich die Überzeugung, dass eine richtige Führungspersönlichkeit (mit den oben beschriebenen Fähigkeiten) noch ein paar mehr Prozente aus den
anderen Spielern herauskitzeln kann. Dirk Nowitzki tut das scheinbar nicht in dem selben Umfang wie es andere tun (Kobe Bryant würde ich abseits seiner gewonnen Titel der letzten Jahre als Beispiel anfphren. Aber auch Tim Duncan, der zwar auch eher still ist, aber eine unglaubliche natürliche Autorität/Austrahlung gegenüber seiner Mitspieler hat). Dirk mag die beeindruckendsten Statisiken in Spielen auf Messers Schneide haben, doch bleibt es eben "nur" wieder die "Führung durch Leistung", deren Einfluss ich auf ein Team natürlich nicht ausblenden möchte, doch sollte nicht vergessen werden, dass es auch etwas gibt, wie die Führungsarten, die ich oben kurz aufzählte. Das hat auch weniger mit fehlenden Killerinstinkt zu tun; das würde ich Dirk niemals vorwerfen. Was ich meine ist mehr eine Art Charaktereigenschaft, die man sich nur schwer antrainieren kann. Manche haben es, manche eben nicht. Deswegen sollte man einem Spieler, dem so etwas fehlt, auch keinen Vorwurf machen.
Kurz vor den Wochen fand ich eine Sache symptomatisch für diesen Gedankengang.
Das Playoffvideo der Dallas Mavericks, um die Anhänger heiß auf die Postseason zu machen. Es war eine Art Kampfaufruf und wer "durfte" die Truppe der Dallas Mavericks anführen und wer die Rede halten? Es war nicht der "Franchiseplayer" (ganz bewusst in "") Dirk Nowitzki (der im Video mist im Hintergrund zu sehen war), nein, es war Tyson Chandler. Ein Spieler, der noch nicht mal ein Jahr in Dallas ist und scheinbar schon als absoluter Anführer im Team gilt. Auch hier könnte man den Einwand "Spekulation" anführen. Tut das meinetwegen. Vielleicht interpretiere ich auch zuviel hinein. Für mich passte es jedenfalls perfekt ins Bild.
Ein weiterer Punkt sind die Kommunikationsprobleme, die eben der besagte Chandler (macht das nicht gerade eine Führungspersönlichkeit aus?) anführte. Er sprach davon, dass das Team zu still sei und er versucht es verbal anzuleiten/anzuführen. Auch dies passt perfekt ins obige Video oder ins Bild, was ich vom FP Nowitzki mittlerweile habe.
Wie ich oben bereits schrieb: Dirk Nowitzki kann man dabei schlecht etwas vorwerfen. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass er als Deutscher, also aus dem Ausland in die NBA gekommen ist; als richtiger Nobody. Die Leute machten sich am Anfang über seine Frisur und seine "defense" lustig. Bei den Mavs war Michael Finley
die absolute Führungspersönlichkeit, selbst in den Jahren, als er schon deutlich abbaute. Vielleicht war es somit für Dirk Nowitzki gar nicht möglich etwas auszubilden, was eh schon extrem schwer zu erarbeiten ist.
Reicht allein seine Klasse in der Offense
heute (auch in clutchstituationen) aus, um als Franchiseplayer eines Contenders gelten zu können? Mir reicht es (knapp) nicht.