Was ist an "überzeugend" anders? Überzeugend heißt, dem Gegner deutlich überlegen zu sein. Daran hat doch wohl niemand ernsthafte Zweifel. Was du meinst, ist wohl mit "spektakulär" besser bezeichnet.
Ja, genau, spektakulär wäre besser gewesen, aber spektakulär kann ja letztlich auch ne Form der Überzeugung sein.
Was ist der meistgesprochene Satz in einem HW-Fight? "Ein Schlag kann einen ganzen Kampf entscheiden." Somit gibt es keinen "Safety-Kampf". Und WK hatte einige gute Treffer mit der Schlaghand. SI hat gute Nehmerfähigkeiten bewiesen. Einmal hatten lediglich die Ringseile einen Niederschlag verhindert.
Der Satz ist imo ziemlich ausgelutscht und hat, auch wenn er im Grunde genommen nen wahren Kern besitzt, im Prinzip für sämtliche Gewichtsklassen Bedeutung und ist kein Phänomen des HWs! Und eigentlich wird er, wenn man ehrlich ist, inzwischen doch eher dafür eingesetzt, zumindest hierzulande, um den oftmals völlig überforderten, chancenlosen und unwürdigen "Herausforderern", die sich hier so im Seilgeviert, gegen die "Jahrhunderttalente" von gestern tummeln, noch die Legitimation eines "Gegners" zu erteilen, um den tatsächlichen "Opfercharakter" zu kaschieren. Und eigentlich, so meine Einschätzung, greifen nur Leute auf solche "Grundlagen" zurück, die sonst nicht viel von der Sache verstehen, so kann man vielleicht dem Leichenwagenbremser um die Ecke den Faustkampf schmackhaft machen, für mehr taugt das aber imo nicht.
Es war eine herausragende Leistung. Wer außer WK wäre heute zu dieser fähig? Benenne doch bitte konkret, was dir fehlt. Willst du mehr Brutalität? Mehr Schlägereien? Mehr Blut? Niederschläge? KO?
Herausragend ist imo ein "Superlativ" den der Kampf von gestern sicher nicht verdient hat. Als Herausragend würde ich andere Dinge bezeichnen, aber das ist auch immer Ansichtssache. Der eine schaut halt gern nem Silberpfeil von 1954 beim Rosten zu, der andere fährt selbst Rennen.
Das Problem ist doch einfach, dass WK ein völlig anderer Typ ist, als die sogenannten großen Champs der Vergangenheit: er ist höflich/freundlich und kein Großmaul, er boxt intelligent, ökonomisch und zielorientiert - kein Schlägertyp um jeden Preis, er ist ein Meister des Ringschachs, kein Draufgänger. Seine bisherigen Niederlagen sind taktischen Fehlern geschuldet, er war noch nie ein Risikokämpfer.
Kühlheit und Taktiererei im Ring erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Es braucht nicht primär Leidenschaft und Emotion. Aber es ist höchst erfolgreich, es ist ein sehr effizientes Boxen. Die Brutalität des Boxens von Wladimir Klitschko liegt nicht primär in der Brutalität der Schläge, sondern in der Überlegenheit WKs bzw. Aussichtslosigkeit des Gegners. Ibragimov hat ja noch deutlich vorsichtiger agiert als WK. Er hatte sehr schnell verstanden, dass er nur mit Glück oder einem erfolgreichen Überfall eine Chance gegen WK hat. Also hat er vorrangig versucht, harte Treffer WKs zu vermeiden. Nach Punkten hätte er unmöglich gewinnen können.
Perfekt beschrieben, den Absatz könnte man im Lexikon als Definition von langweilig unterbringen. Das ist aber nicht was ich sehen möchte, zugegeben, das ist meine persönliche Ansicht und ehrlicherweise muss ich auch eingestehen, was mir jetzt sicher als primitiv ausgelegt wird, dass ich persönlich mich besser unterhalten fühle, wenn Blut fließt, mehrere Niederschläge zusammenkommen, die Kommentatoren schier ausflippen und ggf. einer am Ende auch am Boden liegt und ausgezählt wird. Ich wünsche zwar keinem das er ernsthaft verletzt wird, aber das Risiko besteht eben permanent beim Boxen, dessen muss man sich bewusst sein und ja, letztlich, liest sich jetzt vielleicht doof, schau ich evtl. auch n bisschen aus niederen Beweggründen und Lust an brutalen KO´s. Es ist mir ehrlich gesagt lieber einer wird aus der Halle gestützt oder getragen, als 12 so langweilige Runden wie gestern. Da hätte ich mir auch ne Thai-Chi-DVD einlegen können und hätte vermutlich nicht schlechter geschlafen.
Auch die Kapitulation von Brewster II ist ein Eingeständnis an die absolute Überlegenheit WKs gewesen. Brewster hatte resigniert.
Zermürbung des Gegners, Aufgabe seiner Kampfmoral, Resignation, Kapitulation - das beinhaltet für mich eine größere Brutalität als ein KO, denn schließlich findet die Niederlage unter dem Eindruck absoluter Chancenlosigkeit statt. Was der Unterlegene auch versucht, er macht keine, aber auch absolut keine Schnitte. Und darin sehe ich die Stategie eines WK. Und das macht ihn zum Champ, wenn auch eines anderen Typs als die "klassischen" Champs. Meine Meinung.
Die Kapitulation von Brewster war imo ein Ergebnis des berühmten Kampfes zuviel. Ich bin zwar der Meinung, das Wladi in Normalform und ohne Vivian-Harris-Syndrome den Brewster auch im ersten Kampf geplättet hätte, aber der zweite Kampf kam imo zu spät und für Brewster schien er mir eher als Rentenfond angelegt zu sein, denn als ernsthafte WM-Chance. Für Brewster war der Kampf imo überflüssig, danach fragt aber in ein paar Jahren eh keiner mehr und daher war er für die Legacy von Wladimir auch wichtig, das ist kein Vorwurf, er hat damit ne Niederlage wieder gut gemacht, was ja auch ich immer von ihm gefordert hatte. Dafür hatte er auch meinen Respekt bekommen, mit so Kämpfen wie gestern aber gewinnt man vielleicht Gürtel, aber keine Herzen und imo vorallem keinen Respekt.
Just my 2 cent!
CC