Steward war offenkundig von der Idee fasziniert, aus Wladimir einen zweiten Lewis zu machen. Wladimirs Auftreten im Brewster I-Kampf war ganz deutlich darauf ausgelegt. Ergebnis bekannt. Mag sein, dass Steward durch Wladimirs Leistung im Training/Sparring geblendet war - für mich war die taktische Marschroute von Steward eine der dämlichsten Leistungen eines Weltklasse-Trainers am Ring.
Hätte es Klitschko geschafft gegen Brewster nach dem Niederschlag den Sack zuzumachen anstatt selber einzubrechen und zu kassieren ... dann wäre seine Karriere vielleicht ganz anders verlaufen.
Vielleicht hätte er in den Folgejahren attraktiver geboxt ... vielleicht hätte er z.B. kleineren Gegnern wie Ibragimov und Haye mehr Chancen dargeboten.
Vielleicht hätte er gegen Fury überhaupt eine
Idee gehabt, was er im Ring hätte machen können.
Vielleicht hätte er beim Joshua-Kampf nach dem erzielten Niederschlag stärker nachgesetzt (Joshua hätte dann seinen "Brewster-Moment" gehabt) ... vielleicht wäre er dafür aber selbst unachtsam geworden und Joshua hätte seinerseits in Runde 6 oder 7 einen entscheidenden Treffer landen können.
Die taktische Ausrichtung von Klitschko war im Joshua-Kampf eine andere als in vielen anderen Kämpfen seinerseits. Das war nicht das 1-2--Grab Standard-Repertoire, das war vielmehr der Versuch die stärke in der Beinarbeit wieder mehr zum Tragen kommen zu lassen. Das war die Hoffnung, dass der linke Haken so erfolgreich sein wird wie einst ... oder wie auch ganz besonders im Pulev-Kampf. Allerdings flogen so einige linke Haken Klitschkos am Ziel vorbei.
Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass Klitschko und Banks nochmal was rauskitzeln können, was nicht wie der antrainierte Robo-Grab-Klitschko aussah, welcher gegen Fury so völlig untergegangen war. Im Gegensatz zum Fury-Kampf vertraute Klitschko nicht nur auf seine eigenen Fähigkeiten (von Fury wurde er daraufhin mit seinen eigenen Waffen geschlagen), sondern bereitete sich deutlich spezifischer auf Joshua und dessen Stil vor.
Gewiss, eine individuelle Vorbereitung auf einen spezifischen Gegner ... das gehört irgendwo zur Weltklasse dazu ... aber das Schwergewicht hat dies von Klitschko in vielen Jahren kaum bis garnicht verlangt.
Deswegen denke ich im übrigen auch nicht, dass Joshua im Vergleich zu Fury im schlechteren Licht dasteht, weil er gegen Klitschko nicht so dominiert hat wie Fury. Klitschko hatte numal gegen Joshua einen Plan ... gegen Fury nicht wirklich (oder er hatte einen ... der nicht funktionierte ... und dann gab es keinen Plan B).