Einige Dinge, die ich nach dem Kampf über Klitschko und Joshua festhalten möchte:
Klitschko:
- Ich habe nun mehrmals gelesen, dass Klitschko seit Jennings oder gar Joshua stark nachgelassen hat. Keine Frage mit 41 Jahren ist man nicht mehr 100% im Saft. Ausschlaggebend für seine Niederlagen war in erster Linie jedoch nicht das Alter, sondern die Gegnertypen:
Gegen Jennings: Er hat gegen Wlad eine gute Beinarbeit gezeigt und selten ein Standziel geboten, welches Wlad braucht. Deswegen sah Wlad nicht so überzeugend aus. Pulev hingegen stand vor Wlad völlig offen und hat ihn eingeladen.
Gegen Fury: Das selbe Bild wie gegen Jennings. Fury war ebenfalls über den ganzen Kampf unterwegs. Unterschied zu Jennings: Größe, aktiver und der bessere Boxer als Jennings. Durch die Aktivität und das ständige Anttäuschen von Schlägen, hatte er Wlad ständig in der "Angstzone" gehalten, so das kaum was zurück kam.
Gegen Joshua: Hier sieht man bestens die Parallelen zur Fury. Joshua hat in den ersten 4 Runden mitgeboxt und war aktiv. Oft den Jab gebracht (auch mal zum Körper). Resultat: Bis auf die gute Beinarbeit und seinem Stocherjab kam von Wlad kaum was zurück. Rechte war wiedermal eingefroren.
Wlad konnte erst dann aufblühen als Joshua total gased war und den einen und anderen Schlag von Wlad kassiert hat. Das Comeback nach dem KD hingegen war nicht typisch für Wlad. Respekt dafür. In den darauf folgenden Runden hat Joshua nur ums Überleben gekämpt und hat somit ein Standziel geboten....und siehe da, Wlad war wieder aktiv und hat mehr riskiert. Ab Runde 9-11 dann wieder das gleiche Bild: Joshua hat sich erholt und hat angefangen mitzuboxen. Von Wlad kam deutlich weniger,wie in den ersten Runden. Deswegen halte ich es für unsinnig Wlads Abbau auf seine Kondition zu schieben.
Es hat sich das bewahrheitet, was viele angenommen haben: Wlad sieht gegen einen gleichgroßen Gegner, der aktiv mitboxt, einigermaßen geschlossen ist und evtl. die nötige Schlagkraft mitbringt einfach nicht gut aus. Seine Defence besteht dabei aus Beinarbeit, Clinchen und Hände nach vorne rausstrecken um evtl zu clinchen oder mit dem Oberarm die Schläge abzublocken. Stichwort Clinchen: Heute hatte Wlad das Nachsehen und hat sich im Clinch viele harte Treffer kassiert. So auch den Uppercut. Unteranderem deswegen hatte Wlad das Clinchen heute eher vermieden. Zu groß das Risiko gegen einen gleichgroßen schlagstarken Gegner und Joshua war auch nicht durchgehend im Vorwärtsgang. Eher Einzelaktionen.
Ein Glaskinn hatte Wlad nie. Man braucht schon zig Treffer, um ihn auf die Bretter zu schicken. Einen reinen KO hatte bis jetzt keiner gegen Wlad geschaft. Ein Titankinn hat er jedoch auch nicht. Wenn ich sein Kinn bewerten würde, dann wäre es eine 7/10 Wertung.
Joshua:
Er hat in den ersten Runden gut mitgeboxt und war aktiv. Hätte ich ihm nicht zugetraut. In der fünften Runde war er jedoch die Luft raus oder er war durch Wlads Schläge benommen. Vielleicht beides. Er muss zusehen, dass er paar Kilos verliert, denn sonst könnte der nächste gute Gegner diese Schwäche ausnutzen, was Wlad heute nicht gemacht hat.
Joshua ist nicht der Schnellste, aber auch nicht langsam. Verhält sich ungefähr wie mit Wlads Kinn. Thema Kinn: Joshua hat bewiesen, dass er was einstecken kann. Er hat zig harte Treffer von Wlad genommen und musste erst bei der harten durchgezogenen Rechten ans Kinn runter. Ausgeknocked wurde er jedoch nicht.
Aktuell sehe ich nur zwei Boxer,die Joshua gefährlich werden könnten: Wilder und Fury. Wilder hat durch seine Power gegen jeden eine Chance. Könnte aber genauso locker ausgeboxt werden. Fury hingegen könnte Joshua ganz gut ärgern, wenn er denn es schaft durch die Haustür zu passen
Fazit: Unterhaltsamer Kampf, mit einem Ende, welches zig Boxfans nach all den Jahren herbeigesehnt haben. Warum? Die Betonung liegt auf Boxfans, welche die dreckigen Taktiken von Wlad (inkl überwiegend öde Kämpfe) gegen kleinere Boxer einfach nicht mehr sehen wollten. Somit schließt sich der Kreis: Denn das Ende des Kampfes wurde aus einem Clinchversuch von Wlad durch einen harten Uppercut von Joshua eingeleitet. In dem Sinne: