Nach reiflicher Überlegung...
gut das stimmt vielleicht. aber was sagt das schon über seine eigentliche persönlichkeit aus? er ist vielleicht einfach nur kein besonderer schauspieler und sich der illusion des egos bewusst.
ein dulli der sich für Ali hält und sich ansonsten keinerlei gedanken macht und sich um nichts bewusst ist, spielt die rolle sicherlich besser das stimmt. aber was heisst das schon?
tatsache ist, dass er ein ausnahmeboxer ist der IMO vor allem auch psychologisch seine gegner total durchschaut.
Jop, ich habe kein Problem damit, wenn sich ein Boxer nicht in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit bewegt, obwohl er es aus sportlicher Sicht durchaus verdient hätte, dort zu stehen.
Inwieweit seine Persönlichkeit in der Sache eine Rolle spielen soll, ist mir schleierhaft: Entweder er ist ein guter Boxer oder er ist eben kein guter Boxer. Der Rest ist Boulevard oder Vermarktung oder beides, aber für den Sport und für die
Bewertung des Boxers uninteressant.
Popkulturell oder ideologisch verwurstete Boxer sind nichts anderes als inszenierte, von Medien "hergestellte" Phänomene, die auf der Grundlage bestimmter sportlicher und außersportlicher Eigenschaften (die Summe letzterer gerne "Persönlichkeit" genannt) des Boxers über den Sport hinaus Ideologien, Rollenbilder, Stereotypen, Werte transportieren. Das bei derartigen Inszenierungen eine Symbiose von Spitzensportler und herausragender "Persönlichkeit" vorliegen soll, ist in meinen Augen ein großes Hirngespinst. Eher geht es doch darum, welches Bündel an Eigenschaften besonders geeignet ist, Geld in die Kassen aller Beteiligten (mit Ausnahme des Zuschauers) zu spülen, und da heißt der goldene Schlüssel nicht herausragende sportliche Klasse, sondern Entertainment. Beides schließt sich nicht aus, bedingt sich jedoch auch nicht.
Die Profilbildung (die u.U. von der Einmarschmusik bis zur Bekleidung und formelhaft wiederholten Sätzen in Post-Fight-Interviews reicht) eines Sportlers hat davon ab auch etwas mit der Vermarktbarkeit dieser Leute, mit dem "Wiedererkennungs- und Erinnerungseffekt" zu tun.
Ich plädiere dafür, einen Boxer - also auch Mayweather und die Klitschkos - nicht daran zu messen, inwieweit sie und ihre "Persönlichkeit" in das Bewusstsein der Populärkultur (= Erinnerungspotential, das die Alis und Tysons zu Legenden macht) vorgestoßen sind. Die Wahrheit liegt im Ring - was
die Sache angeht.