Guten Morgen allerseits!
So, nachdem ich mir den Kampf angesehen habe und nun den gesamten Threat gelesen habe, schreibe ich mir meine Gedanken mal von der Seele. Da ich die letzten Tage im Krankenhaus verbringen musste und dank guter Ärzte rechtzeitig zum Fight gestern Abend wieder nach Hause durfte, freue ich mich noch um so mehr, dass ich den Fight sehen konnte!
Zu den Boxern:
Zwar schätze ich Floyds boxerische Klasse sehr und anerkenne fast alle seiner bisherigen Siege absolut, jedoch mag ich seine menschliche Art nicht und hatte auch daher auf einen späten KO-Sieg für Hatton hier im Forum getippt und natürlich mehr gehofft, als realistisch angenommen. Mayweather war, ist und bleibt einer der besten PFP-Boxer der letzten Jahre. Seine Meidbewegungen und seine Reflexe sind beinahe beispiellos gut und seine hervorragend trainierte ausgependelte Philly-Style-Devense ist derzeit wohl kaum zu durchdringen.
Hatton ist für mich, vor allem anderen boxerischen Fähigkeiten, menschlich ein absoluter sympathischer Boxer. Zwar mag ich die Briten auch nicht sonderlich, jedoch hat mich Ricky von seinen ersten Kämpfen an einfach nur begeistert. Er ist und bleibt ein "Worker" und "Wühler". Seine Art zu boxen ist nichts für Lehrbücher, Filigrantechniker oder für Fans von Ästhetik. Jedoch hat er ein Herz so groß wie England und einen enormen Kampfes- und Siegeswillen!
Zum Fight selbst:
Ich hatte es 87:83 für Floyd Mayweather jr. gescored. Ich fand den Kampf tatsächlich in den ersten 3-4 Runden nicht einfach zu scoren. Meiner Meinung nach hatte Hatton zwar deutlich mehr Druck gemacht, aber Mayweather hat ihn immer wieder gelockt, gezogen und blitzschnell abgekonntert und damit die klareren Treffer landen können. Ab der 6. übernahm mehr und mehr Floyd deutlich den Kampf. Hatton war offen wie selten zuvor in seinen Kämpfen. Mayweather lud Hatton, mit beiden Händen auf seinen Oberschenkel wartend und rückwärts pendelnd, geradzu ein um sich einen schweren Konter einzufangen. Hatton hat viel zu viele harte Treffen zum Kopf genommen. Ich dachte bereits in Runde 8, dass Mayweather Hatton jetzt gleich KO schlägt. Floyd war zwar gefordert und musste zu Anfang auch ein paar Treffer einstecken, war jedoch nicht wirklich in Gefahr und konnte bei sich daher beinahe alles abrufen, was er so bieten kann. Leider war zu viel Klammern und Ellenbogeneinsatz im Kampf und Cortez war das eine oder andere Mal doch etwas überfordert. Sowohl Hatton als auch Mayweather haben sich jedoch bei den Klammeraktionen und dem Ellenbogeneinsatz nicht viel geschenkt - mit dem einen kleinen, jedoch effizienten Unterschied, dass Ricky es recht offensichtlich und provozierend gemacht hat und Floyd eben mit seinem "Elusive-Boxing-Style" dies geschickt und oft vom Ringrichter abgewandt, eingesetzt hat. Was man ebenso Floyd posivit anrechnen kann.
Floyd hat klar und deutlich gewonnen und zudem Ricky deutlich gezeigt, auf welchem hohen und effizienten Niveau er immer noch boxt. Der Knockdown bzw. Knockout war klassich perfekt und bei Hattons schlechter Deckung leider auch absolut verdient.
Obwohl ich Mayeather nicht sehr leiden kann, hat er bei mir heute boxerisch deutlich mehr gepunktet, als in seinen letzten 4 Fights und damit mehr an Sympathie bei mir gewonnen. Für Hatton tut es mir sehr leid, dass er durch KO verloren hat. Wäre der Kampf über die Runden gegangen, hätte zwar Floyd auch eine UD errungen, jedoch wäre es nicht so "schmerzlich" für Hatton gewesen als diese KO-Niederlage.
Was mich heute wieder gegeistert hat, ist der absolute Wille den Hatton an den Tag legt. Er ist und bleibt, trotz dieser Niederlage, für mich immer noch ein Tier mit Herz! Als Cortez ihn nach dem ersten Knockdown gefragt hat ´wie geht es Dir?´, hat Ricky so was wie ´großartig´ oder ´hervorragend´ gesagt (leider kann ich mich an die genauen Worte nicht mehr erinnern). Nach dem Motto "Ich kämpfe weiter - egal was kommt". Ich denke auch, dass das die Ecke von Ricky sah und mitbekam und daher auch das Handtuch warf. Ricky ist ein Typ der würde nicht vor der Ohnmacht so einen Kampf aufgeben. Hatton ging schon recht verbissen in den Fight. Sein Jab kam kaum zum Einsatz und seine Taktik war wohl eher ´ich zerstöre Floyd mit Gewalt´, als dass er sich auf mehr Boxen konzentrieren wollte. Boxerisch hat er heute nicht alles gezeigt was er kann. Zumal hätte ich mehr Gewicht von Ricky erwartet. Sein Interview nach dem Kampf, hörte sich für mich doch recht nüchtern an und nicht wirklich pessimistisch oder wie gar wie er jetzt innerlich gebrochen und am Boden zerstört wäre. Er war doch recht locker und zuversichtlich.
Damit hat Ricky Hatton für mich heute zwar leider boxerisch ein wenig an Anerkennung verloren, jedoch menschlich mehr gepunktet als jemals zuvor. Ich bleibe ein Fan von Ricky "The Hittman" Hatton und hoffe, dass er im Junior-Welter weitermacht oder im WW bleibt und dann jedoch mehr an Gewicht zulegt. Floyd ist und bleibt PFP No. 1! Schön wäre jetzt ein Kampf gegen Cotto oder Williams.
Noch ein paar Bemerkungen zum Abschluss :
- dass Floyd im Interview Oscar gedankt hat, hat damit zu tun, dass DLH die beiden Kämpfe von Floyd in 2007 promotet hat und damit Floyd ein paar Dollar mehr in der Tasche hat als zuvor. Ferner will ja Floyd auch in die Schuhe von Oscar passen und nun selbst ins Promotorgeschäft mehr einsteigen. Da werden die beiden schon etwas zusammengearbeitet haben. Die beiden könnten auch die Zukunft und Nachfolge von Arum und King darstellen!
- dass Oscar im Interview Hatton weiter vorne sah, als manch anderer, ist bei entsprechender Überlegung eigentlich ganz klar. Er hat ja bereits angekündigt, dass er gegen Hatton boxen will, auch wenn dieser nur knapp verliert. Da steht ne Menge Geld auf dem Spiel. HBO könnte das bestimmt schön aufbauen und ne Menge abkassieren mit dem Spiel: beide Mayeather-Verlierer kämpfen um ein Rematch mit Mayweather. Sowohl Hatton als auch Mayweather haben zumindest auf ihren Konten bemerkt, dass die Zusammenarbeit mit Oscar nicht ganz so schlecht ist. Also warum nicht noch einen draufpacken?! Schließlich haben diese Menschen diesen Sport zu ihrem Beruf gemacht und im Beruf geht es neben dem Spaß an der Arbeit nun auch einmal um GELD! Und wenn es darum geht, machen Mayweather und De la Hoya einen verdammt guten Job! Für den Sport ansich, sind natürlich Ansetzungen wie Mayweather-Cotto/oder Williams
oder Hatton-Witter bestimmt schöner, jedoch geht es eben auch ums liebe Geld.
Viele Grüße,
OSCAR