Das Problem ist doch, daß der "Aufbau" heutzutage zu langfristig angelegt ist und auch schon vom Promoter zum Geldverdienen benutzt wird.
Price ist 29 und man verschleppt seine 15 Aufbaukämpfe über 3 Jahre - Tyson hat dafür 9 Monate gebraucht, Vitali 14 und Wladimir 13. Und Wladi war da erst 21, Mike war 19. Holyfield ist mit 24 Jahren und 11 Kämpfen WM geworden.
Povetkin ist da auch so ein Negativbeispiel, wo ein erfolgreicher und erfahrener Amateur jahrelang in Aufbaukämpfen dahinsiecht. Der hatte halt das Glück, daß er - Korruption sei Dank - irgendwann gegen einen alten Chagaev ran durfte. Den hätte Price vielleicht auch noch geschafft.
Was soll denn einer wie Price in seinem Alter von 3 Kämpfen gegen Nulpen pro Jahr lernen? Der Mann hat in seiner Profi-Karriere keine 38 Runden im Ring gestanden. Klitsche muss den wahrscheinlich nicht einmal wirklich treffen und er wird allein durch die nervliche Anspannung in Runde 10 umkippen.
Man wird ja nicht besser als Boxer, wenn man alle 5 Monate 200 Sekunden im Ring steht und nen Rentner KO haut und zwischendrin vielleicht 50 Sparringsrunden gegen lokale Grössen bestreitet.
Da schleifen sich dann die eklatanten Fehler ein, die man bei allen Nachwuchshoffnungen sieht. Die halten sich alle für Ali.
Ich kenn das aus'm Training zur Genüge: die meisten hören einen feuchten Kericht auf den Coach, solange sie nicht ordentlich auf die Schnauze kriegen. Lernen durch Schmerz!
Und so entstehen auch Hypes. Da werden Aufbaukämpfe, die eigentlich im ersten "Lehrjahr" unter weitergehendem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollten, zu Medienereignissen hochgepusht.
Price selbst hat die Sache wohl auch nicht für voll genommen, nachdem man ihm bisher nur Opferlämmer präsentierte und Thompson auch nicht den Anschein machte, er wäre ein Tiger im Lammpelz.
Aber wahrscheinlich liegt das eben auch an der Talentknappheit im Boxen allgemein, und im Schwergewicht insbesondere. Die Promoter haben nicht mehr x Pferde im Stall, die sie möglichst schnell durch den Aufbau treiben, um ihre Kosten dafür gering zu halten und früh zu erkennen, ob der Gaul zum Sieger taugt.
Heute müssen sie aus den Boxern, die sie haben, irgendwie Kapital schlagen.
Thompson ist doch der typische Aufbaugegner Stufe 2. Ein gerissener, gealterter Profi der knapp über Journeyman-Stufe steht und über ewig viel Erfahrung verfügt. Er legt sich nicht einfach hin, er lässt sich mental nicht einfach unterbuttern, er hält auch mal dagegen.
Meist ist diese Art Gegner der erste, mit dem das junge Talent auch mal über 12 Runden muss.
Trotzdem erwartet man einfach, daß er das meistert. Wenn nicht, dann wird das auch nix.