O-Scoring: Saul "Canelo" Alvarez vs. William Scull | Undisputed-Kampf im Supermittelgewicht | DAZN PPV


al

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Ist schon eine Interessante Diskussion hier wo ich schon fast geneigt bin mir den Fight anzugucken. Aber 152 punches in 12 Runden ? Da verzichte ich dann doch lieber.

Es ist kein reines Vergnügen - zugegeben: Aber irgendwie auch sehenswert. (Einen kleinen Hang zur Selbstquälerei muss man schon besitzen.)

@Deontay
jetzt Agon Brille vorzuwerfen finde ich bisschen deplatziert.
Er hat uns allen schon vor dem Fight erzählt ,wie der laufen könnte und am Ende muss man sagen das er da nicht soweit von entfernt war.

Ansonsten Judging/Präferenzen. Man kann die meisten Fights in die jeweilige Richtung lenken wenn man möchte.

Ja, hat er. Aber er hatte auch schon vor dem Kampf diese Brille auf. Ich kann das zwar nicht wirklich nachvollziehen (weil von Natur aus wenig patriotisch), aber durchaus akzeptieren. Allerdings finde ich es schwer mit "Fans" zu diskutieren. Wie schon oft erwähnt: Ich schätze @Deontay für seine Begeisterung, seinen Einsatz hier, seine Zusammenfassungen außerordentlich, aber bei manchen Kämpfen ist er "Partei" - und das macht's schwer.
 

$zajka

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Ich sehe da kein Problem mit..das ist alles legitim.

So sehr ich z.b Shakur kritisiere kann ich es dennoch nachvollziehen wenn Boxer so agieren.

Ich habe kein Problem mit Rückwärtsgang oder "Running"

Das erfordert auch Talent und Disziplin


Sehe ich nicht so - jeder der länger als drei Tage geboxt hat, weiß, wie man einen Kampf vermeiden kann.
Genau das, hat Scull gemacht
Es sei ihm gegönnt.

Gute Börse mitgenommen.
Wahrscheinlich die größte, die er jemals bekommen hat und wird.

Aber er kam nicht um zu gewinnen.
 

al

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Viel zu viel relativierendes Gelaber -

Story of the fight - Scull ist gerannt um nicht von Canelo getroffen zu werden.
Gelaber kann auch Spaß machen und manchmal Erkenntnisse bringen. Aber ohne allzu einfachen Lösungen ansonsten zustimmen zu wollen: Dieser letzte Satz bringt es m. E. schon auf den Punkt. Manchmal ist es auch einfacher als man haben will.
 

Ray

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Sehe ich nicht so - jeder der länger als drei Tage geboxt hat, weiß,wie er einen Kampf vermeiden kann.
Es sei ihm gegönnt.

Gute Börse mitgenommen.
Wahrscheinlich die größte, die er jemals bekommen hat

Aber er kam nicht um zu gewinnen.

wie gesagt ich habe den Fight nicht gesehen aber wenn man das doppelte an Punch Output hat als sein Gegner klingt das eher für mich so als ,das smart geboxt wurde.

Den Kampf vermieden hat Ryan Garcia am Freitag
 

al

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Sehe ich nicht so - jeder der länger als drei Tage geboxt hat, weiß,wie er einen Kampf vermeiden kann.

Von wegen einfach: Das hinwiederum glaube ich nicht. Zumindest glaube ich mich - lang ist's her - schmerzhaft erinnern zu können, wie das genau _nicht_ gelingt ;-).

Aber er kam nicht um zu gewinnen.

Gewinnen vielleicht schon, aber irgendwie hintenrum. So wie schon gegen Shishkin - ganz nach Wegneranweisung: Tu nur so, als ob du schlägst, Svenni.
 

$zajka

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Gelaber kann auch Spaß machen und manchmal Erkenntnisse bringen. Aber ohne allzu einfachen Lösungen ansonsten zustimmen zu wollen: Dieser letzte Satz bringt es m. E. schon auf den Punkt. Manchmal ist es auch einfacher als man haben will.

Ich bedanke mich.
 

timeout4u

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Willst du Canelo vorwerfen, dass er nicht bedingungslos die Offensive gesucht hat? Er hat es wenigstens versucht, wenn auch oft mit unzulänglichen Mitteln (weil er offenbar nicht jünger wird).
Ich will keinem der beiden irgend etwas vorwerfen. Habe, wie geschrieben, kein Problem, wenn einem der Kampf nicht gefallen hat.
Ging mir schlicht um manch einseitige Bewertung oder ungerechtfertige Kritik an Canelo/Scull und deren Leistungen sowie Boxen an sich, das eben nicht nur aus Schlägen/Treffern und deren reine Anzahl besteht.
Für mich geht ein Canelo Sieg ok. Hätte Scull den Sieg erhalten, wäre das für mich ebf. vertretbar.
Ich habe die Regeln nicht gemacht und kann nichts dafür, dass diese so viel Spielraum bieten. Und was die Bewertungskriterien angeht: diese sind leider von vielen subjektiven Masstäben sowie Boxstil, Taktik, Erfahrungen usw. abhängig.
Am genannten Beispiel, die effektive Aggressivität. Für mich mangelte es bei Canelo hier an der Effektivität. Versuchen ist zwar lobenswert, reicht jedoch nicht für die notwendige Wirkung. Canelo hat über seine Boxaktionen Scull wenig "aufgezwungen" und das Tempo des Kampfes nicht unbedingt dadurch bestimmt. Kann genauso Scull gewesen sein, weil er seine Art zu boxen durchgesetzt und Canelo "alt" und "langsam" aussehen ließ durch seine Beinarbeit. Von den Treffern nahmen sich beide ohnehin nicht viel. Canelo setzte hin und wieder zwar gute Körpertreffer, kassierte dabei manchmal aber selbst Treffer, was die effektiven Angriffe wiederum etwas abwertet, zumal die Wirkung ausblieb und Scull dadurch nicht eingebrochen ist. Umgekehrt scheinen Sculls Hände/Beinarbeit ausgereicht zu haben, um Canelos Vorwärtsdrang aufzuhalten bzw. zu steuern/kontrollieren.
Für mich schwer das neutral und 100%ig richtig beurteilen/bewerten zu können, weil ich die ganzen Kriterien auf unterschiedliche Arten/Techniken in der Praxis kennengelernt habe und jeder Boxer für sich seine eigene Auffassung darüber besitzt und diese ganzen Dinge im Fight anders empfindet als ein Beobachter.
 
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Für mich geht ein Canelo Sieg ok. Hätte Scull den Sieg erhalten, wäre das für mich ebf. vertretbar.

Das würde ich für ein Fehlurteil halten. M. E. kann man durch Meiden allein keinen Kampf gewinnen, auch wenn man das gut hinkriegt.

Ich habe die Regeln nicht gemacht und kann nichts dafür, dass diese so viel Spielraum bieten. Und was die Bewertungskriterien angeht: diese sind leider von vielen subjektiven Masstäben sowie Boxstil, Taktik, Erfahrungen usw. abhängig.
Am genannten Beispiel, die effektive Aggressivität. Für mich mangelte es bei Canelo hier an der Effektivität. Versuchen ist zwar lobenswert, reicht jedoch nicht für die notwendige Wirkung. Canelo hat über seine Boxaktionen Scull wenig "aufgezwungen" und das Tempo des Kampfes nicht unbedingt dadurch bestimmt. Kann genauso Scull gewesen sein, weil er seine Art zu boxen durchgesetzt und Canelo "alt" und "langsam" aussehen ließ durch seine Beinarbeit.

An Effektivität hat es mit Sicherheit beiden gemangelt. Und Canelo konnte Scull kaum etwas aufzwingen. Umgekehrt aber kam gar nichts. Nochmal - was wenn Canelo nicht marschiert wäre? Wenn er auch gewartet hätte?

Von den Treffern nahmen sich beide ohnehin nicht viel. Canelo setzte hin und wieder zwar gute Körpertreffer, kassierte dabei manchmal aber selbst Treffer, was die effektiven Angriffe wiederum etwas abwertet, zumal die Wirkung ausblieb und Scull dadurch nicht eingebrochen ist. Umgekehrt scheinen Sculls Hände/Beinarbeit ausgereicht zu haben, um Canelos Vorwärtsdrang aufzuhalten bzw. zu steuern/kontrollieren.

Canelo hat kaum was kassiert - meist auf die Deckung und nicht ansatzweise mit Wirkung. - Und nochmal: Ich finde nicht, dass man mit Beinarbeit allein einen Kampf gewinnen kann, man sollte schon auch treffen.

Für mich schwer das neutral und 100%ig richtig beurteilen/bewerten zu können, weil ich die ganzen Kriterien auf unterschiedliche Arten/Techniken in der Praxis kennengelernt habe und jeder Boxer für sich seine eigene Auffassung darüber besitzt und diese ganzen Dinge im Fight anders empfindet als ein Beobachter.

Wer hat schon 100%ige Sicherheit? Und einiges mag im Auge des Betrachters liegen. Wir hatten das jetzt ja schon mehrfach: Natürlich sind die Regeln dehnbar genug, dass ich durch höchst kreative Auslegung den Sieger konstruieren kann, der mir vorschwebt. Ich weiß nur nicht, ob man das auch wollen sollte. Du hast sicherlich ungleich mehr Erfahrung im Boxsport als ich, ich habe noch nicht mal meine Boxernase aus dem Ring, sondern von einer Kneipenschlägerei. Aber ich will nicht unbedingt krampfhaft nach Argumenten für die ganzen abenteuerlichen Urteile suchen. Wie damals bei Artiga - Chavez. Warum soll ich die Boxregeln dehnen und ausreizen, um offenkundig parteiischen Punkterichter in Schutz zu nehmen?? Versteh ich wirklich nicht ganz ...
 

timeout4u

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Ich wollte/will die Regeln ja nicht ausreizen oder kreativ ausdehnen, um z.B. parteische PR in Schutz zu nehmen. Fakt ist, dass es diese auslegbaren Regeln gibt und Boxen eben manchmal durchaus komplexer und nicht einfaches Haudrauf/Treffer zählen ist. Hat auch nichts damit zu tun, dass ich einen Sieger konstruieren kann/will, der mir vorschwebt.
Früher wollte ich vieles auch nicht so sehen, aber eigentlich sind diese Regeln ua. dazu da, dass man eben eine gewisse Chancengleichheit bietet, um vielen Kampfstilen, Taktiken, Techniken usw. gerecht zu werden. Ist nicht so. dass sich die ganzen Regelersteller nichts dabei gedacht haben, Erkenntnisse aus der Boxpraxis/Boxschule dabei keine Rolle spielen usw., aber das wäre ein anderes Thema oder eine andere Diskussion.
 
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wicked

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Hätte Scull den Sieg erhalten, wäre das für mich ebf. vertretbar.

Zur Kontextualisierung: Deine Meinung steht dir zu Recht zu. Aber ein Scull-Sieg wäre in der internationalen Boxgemeinde eine krasse Aussenseitermeinung. Ich sah auf den renommierten Boxplattformen und bei den bekannten Boxwebseiten niemanden der Scull vorne hatte. Die knapp 100 boxrec-Scorer fanden im Durchschnitt eine einzige Runde, wo die Mehrzahl Scull vorne sah.

 

wicked

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Ich sehe da kein Problem mit..das ist alles legitim.

So sehr ich z.b Shakur kritisiere kann ich es dennoch nachvollziehen wenn Boxer so agieren.

Ich habe kein Problem mit Rückwärtsgang oder "Running"

Das erfordert auch Talent und Disziplin

Ich glaube die wenigsten hier haben Problem mit einem im Rückwärtsgang geführten Kampf. Es ist manchmal nicht sonderlich attraktiv, aber es gehört zum Boxen dazu. Einige Kämpfer sind dabei richtig bewundernswert (Crawford in einigen Fights).
Shakur Stevenson ist in Bezug auf Attraktivität oft so an der Grenze, dass ich aufgrund meines persönlichen Geschmacks nur die Highlights schaue (zumindest gegen chancenlose Gegner).

Aber auch ein böse gesagt "langweiliger Shakur" unterscheidet sich immer noch massiv von einer Kampfesführung wie Scull: Shakur gewinnt mit dem "Langweiler"-Stil seine Kämpfe.
Scull schien mir nicht gewinnen zu wollen, sondern war "happy to be there". Dies zeigt sich unter anderem auch dadurch, dass er, obwohl er nach Punkten hinten lag, nichts an seinem risikominimierenden Stil änderte und das Ding 12 Runden lang runter "stinkte", wie man im Boxjargon so schön sagt.

-----

Zur allgemeinen Kritik an Scull:
Das hat dann auch nichts mit Antipathie gegen den Menschen an sich zu tun. Wenn Scull sagt: "**** it, ich nehme den Payday mit und gehe möglichst wenig gesundheitliches Risiko" kann ich das verdammt gut nachvollziehen. Den Boxer Scull darf aber sehr wohl kritisiert werden.
 

Deontay

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Scull schien mir nicht gewinnen zu wollen, sondern war "happy to be there". Dies zeigt sich unter anderem auch dadurch, dass er, obwohl er nach Punkten hinten lag, nichts an seinem risikominimierenden Stil änderte und das Ding 12 Runden lang runter "stinkte", wie man im Boxjargon so schön sagt.

Ich sehe das komplett anders. Scull hat seine Stärken ausgespielt und Canelo einen maximal engen Kampf aufgezwungen, wo beide sich nicht abheben konnten. Wenn man bedenkt, dass Scull hier als Mega-Underdog in den Kampf ging, der absolut chancenlos erschien, dann hat er einen tollen Kampf geliefert und sein Gameplan ging auf.

Es ist irgendwo unfair zu behaupten, dass Scull nicht gewinnen wollte - zugleich Canelo aber ungefähr nur die Hälfte von dem sogar schlug. Canelo hat die zweitwenigsten Schläge aller Zeiten abgeliefert in einem 12-Rundenkampf, ein historischer Negativwert. Trotzdem heißt es am Ende, dass Scull nicht gewinnen wollte. :confuse: Das passt halt mMn. nicht zusammen.

Sehe ich nicht so - jeder der länger als drei Tage geboxt hat, weiß, wie man einen Kampf vermeiden kann.
Genau das, hat Scull gemacht

Das glaube ich persönlich auch nicht. Wenn das so einfach ist 12 Runden sich einem P4P-Boxer zu entziehen, wieso schafft das kaum einer?

Ich kann mich noch an Naoya Inoue vs. Paul Butler erinnern, das war auch ein Undisputed-Kampf und Butler rannte wirklich ständig nur weg. In dem Kampf konnte man aber eher behaupten, dass Butler nicht zum Gewinnen kam, weil er jede Runde klar verlor. Inoue schlug dennoch 665 Hände und dominierte den Kampf gegen den rennenden Butler, der aber nichts anpasste und einfach weiter rannte.

Bei Canelo vs. Scull war das überhaupt nicht so. Scull rannte, Canelo schaute zu und praktisch jede Runde war ausgeglichen. Von daher ist Sculls Plan scheinbar ja ganz gut aufgegangen.

@Deontay
jetzt Agon Brille vorzuwerfen finde ich bisschen deplatziert.
Er hat uns allen schon vor dem Fight erzählt ,wie der laufen könnte und am Ende muss man sagen das er da nicht soweit von entfernt war.

Ich habe vor dem Kampf ganz klar gesagt, dass Scull stilistisch sehr unangenehm und gefährlich für Canelo werden würde.


Ich schrieb im Vorfeld, dass Scull stilistisch ein viel härterer Gegner zu werden verspricht... als Munguia oder Berlanga:
Zuletzt bekam es Canelo mit offensiv geprägten Gegnern wie Jaime Munguia oder Edgar Berlanga zu tun – Boxer, die ihm stilistisch entgegenkamen. Im Vergleich dazu dürfte Scull eine weitaus größere Herausforderung darstellen. Rein stilistisch betrachtet, ist Scull vermutlich der unangenehmere Gegner für Canelo.

dass Scull grundsätzlich die richtigen Parameter verfügt um hier vielleicht gar die Sensation zu schaffen:
Scull bringt vieles mit, um am Samstagabend für eine Sensation zu sorgen: Er ist diszipliniert, defensiv stark, physisch robust und vermutlich auch schneller. Wichtig wird sein, wie gut er Canelos Schlagkraft wegstecken kann, insbesondere zum Körper. Canelo startet Kämpfe traditionell in hohem Tempo, baut jedoch in der Schlussphase häufig ab. Gelingt es Scull, den Kampf über die ersten sechs bis acht Runden offen zu gestalten, stehen seine Chancen auf einen Sieg gar nicht so schlecht.

und er in einem engen Kampf vermutlich die Scorecards nicht erhalten wird, er aber daran nicht denken soll:
Ein großes Fragezeichen steht hinter der Fairness der Scorecards. Scull und AGON Sports dürfen kaum auf eine neutrale Bewertung hoffen – auch nicht in Riad. Selbst wenn Scull Canelo mit seinem Stil neutralisieren kann und der Kampf taktisch geprägt und ohne klare Highlights verläuft, ist davon auszugehen, dass alle engen Runden an Canelo gehen werden.

Canelo ist die klare a-side, die Cash Cow des Boxsports. Im Hintergrund laufen bereits Planungen für einen Megafight gegen Terence Crawford im Herbst. Eine Niederlage Canelos würde diese Pläne torpedieren. Doch all diese Überlegungen sollten keine Rolle spielen – nicht für den Samstag. Scull muss seinen Gameplan kompromisslos durchziehen und den bestmöglichen Kampf seines Lebens abliefern.


In meiner Perspektive hat Scull hier einen echt guten Kampf geliefert, den man auch so erwarten konnte. Vielleicht hätte er etwas mehr Risiko gehen müssen, keine Frage. Aber ich bin ehrlich, ich hätte Canelo trotzdem deutlich mehr zugetraut. Das war ein echter Totalausfall gegen einen stilistisch maximal unbequemen und undankbaren Gegner.
 

LeZ

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Ich habe mir nur die DAZN-Highlights angesehen, und da trifft Scull Canelo öfter mal voll. Also nix mit "nur Luftjabs". Im Gegenzug erwischt ihn Canelo aber auf dem Weg raus zumindest öfter mal am Körper. Dass Scull dann bei 12 ausgeglichenen Runden die Entscheidung nicht bekommt, ist "normal". Scull hatte die Mittel Canelo zu treffen und hat ihn getroffen, hatte aber soviel Respekt / Angst davor, bei zuviel Aktivität Wirkung mitzunehmen, dass er sich auf wenige Aktionen pro Runde beschränkt hat. Er kann offensichtlich mehr und ist ein solider / guter Boxer, vertraut aber seinen Nehmerfähigkeiten nicht. Canelo andererseits wusste, dass er bei solchen ereignisarmen Runden genug für einen Win bekommt, und wollte halt auch nicht mehr machen. So kommt dann so ein Kampf zustande.
 

Deontay

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Scull sieht sich als Gewinner.

„Ich habe mich an unseren Plan gehalten, diesen umgesetzt und hatte die Kontrolle im Kampf. Ich boxe den kubanischen Stil, kontere und agiere im Rückwärtsgang. Für mein Empfinden habe ich genug getan, um den Kampf zu gewinnen. Das Ergebnis ist daher enttäuschend für mich, aber ich lasse mich davon nicht unterkriegen!“, sagte William Scull nach dem Kampf.
„William hat heute bewiesen, dass er zur Weltspitze gehört“, so AGON-Chef und Promoter Ingo Volckmann. „Er ist über sich hinausgewachsen, hat einen der größten Namen im Boxsport weitestgehend neutralisiert und sich in meinen Augen weltweit Respekt verdient. Die Taktik ging von Anfang an auf. Er hat Canelo mehrmals ins Leere laufen und ihn verzweifeln lassen. In den späten Runden hätte William mehr machen müssen, aber daraus werden wir alle lernen. Es war dennoch ein großartiger Auftritt, auf dem wir weiter aufbauen werden.“
 

al

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Ich würde jeden Satz dieses Beitrags: https://sportforen.de/threads/o-sco...elgewicht-dazn-ppv.51063/page-24#post-6617765 unterschreiben.

Ich sehe das komplett anders. Scull hat seine Stärken ausgespielt und Canelo einen maximal engen Kampf aufgezwungen, wo beide sich nicht abheben konnten. Wenn man bedenkt, dass Scull hier als Mega-Underdog in den Kampf ging, der absolut chancenlos erschien, dann hat er einen tollen Kampf geliefert und sein Gameplan ging auf.

Ob er jetzt Underdog war oder nicht spielt eigentlich keine Rolle. Und es ist für die Leistung von Scull auch belanglos, dass sich Canelo nicht mit Ruhm bekleckert hat, dass er Scull nicht stellen konnte usf. Canelo konnte nicht (was aber auch schwer ist, wenn der andere nur rennt), Scull wollte nicht. (Mir fällt es echt schwer Canelo zu verteidigen mit seinem ewigen Punkterichterbonus usf., aber abgesehen von seinen durch das Alter nachlassenden Fähigkeiten war er an dem Kampfverlauf weitgehend unschuldig.)

Bei Canelo vs. Scull war das überhaupt nicht so. Scull rannte, Canelo schaute zu und praktisch jede Runde war ausgeglichen. Von daher ist Sculls Plan scheinbar ja ganz gut aufgegangen.

Nein, Canelo schaute nicht zu, er stapfte schwerfällig hinterher, konnten die Wege nicht abkürzen, war zu langsam, die Beinarbeit zu schlecht. Und - wurde auch schon erwähnt - er versuchte es nur mit Powerpunches, war nachträglich besehen wohl das falsche Rezept.

Ich habe vor dem Kampf ganz klar gesagt, dass Scull stilistisch sehr unangenehm und gefährlich für Canelo werden würde.
Ich schrieb im Vorfeld, dass Scull stilistisch ein viel härterer Gegner zu werden verspricht... als Munguia oder Berlanga:

Das war nun wirklich nicht schwer vorherzusehen und habe ich in einem anderen Thread auch geschrieben: Dass es einen unansehnlichen Kampf geben würde, den Canelo klar nach Punkten gewinnt. Scull ist für jeden unangenehm, weil er ein Stinker ist - aber leider nicht nur das: Wie wicked schon schrieb hat er - wiewohl hinten - rein gar nichts getan, um das noch zu drehen. Hätte er gewinnen wollen, hätte er zumindest in den letzten Runden mehr Risiko gehen müssen, aber davon war rein gar nichts zu sehen. Er ist zufrieden grinsend in die Ecke gegangen, weil Canelo wieder mal erfolglos hinterher gestapft ist - sein Erfolg bestand darin, nicht erwischt worden zu sein. Und er - und seine Ecke - wird gewusst haben, dass er hinten lag.

In meiner Perspektive hat Scull hier einen echt guten Kampf geliefert, den man auch so erwarten konnte. Vielleicht hätte er etwas mehr Risiko gehen müssen, keine Frage. Aber ich bin ehrlich, ich hätte Canelo trotzdem deutlich mehr zugetraut. Das war ein echter Totalausfall gegen einen stilistisch maximal unbequemen und undankbaren Gegner.

Totalausfall klingt hart, er hat zumindest zu Recht gewonnen. Aber bewegliche Gegner sollte Canelo an dem Punkt seiner Karriere wohl meiden wie die Pest. Crawford wird nach dieser Performance ein wenig entspannter in den Kampf gehen. Ich hatte bisher eher Canelo in diesem Kampf favorisiert, sehe das nach dem ziemlich plattfüßigen Auftritt nun aber anders, das war schon ziemlich einfallslos. Aber Crawford wird selbst auch was tun, wird schlagen und läuft von daher eher Gefahr, sich was zu fangen (und er ist körperlich kein Scull).

Deine Prognose, dass Scull maximal unangenehm sein wird, war - wie oben geschrieben - nicht sehr gewagt (und haben wohl auch viele geteilt). Der Kampf(?) war dann schrecklich aus zwei Gründen: Canelo war hilfloser als angenommen und Scull noch mehr am Rennen.

Im übrigen ist Scull natürlich ein sehr guter Boxer, das steht ganz außer Zweifel. Und vielleicht hätte er den Kampf tatsächlich gewinnen können, wenn er einen mutigeren Kampfplan gehabt hätte. Aber so war er m. E. meilenweit davon entfernt.


Ich wollte/will die Regeln ja nicht ausreizen oder kreativ ausdehnen, um z.B. parteische PR in Schutz zu nehmen. Fakt ist, dass es diese auslegbaren Regeln gibt und Boxen eben manchmal durchaus komplexer und nicht einfaches Haudrauf/Treffer zählen ist. Hat auch nichts damit zu tun, dass ich einen Sieger konstruieren kann/will, der mir vorschwebt.

Du schreibst, dass du mit einem Sieg Sculls hättest leben können: Das scheint mir aber ein absolutes Ausreizen der Regeln unabdingbar zu machen.

Früher wollte ich vieles auch nicht so sehen, aber eigentlich sind diese Regeln ua. dazu da, dass man eben eine gewisse Chancengleichheit bietet, um vielen Kampfstilen, Taktiken, Techniken usw. gerecht zu werden. Ist nicht so. dass sich die ganzen Regelersteller nichts dabei gedacht haben, Erkenntnisse aus der Boxpraxis/Boxschule dabei keine Rolle spielen usw., aber das wäre ein anderes Thema oder eine andere Diskussion.

Das verstehe ich schon, auch wenn dieser Ansatz, der ganzen Bandbreite an Stil, Taktik, Technik gerecht zu werden, leider dazu führt, dass man fast alles rechtfertigen kann. Hier eine optimale Lösung zu finden ist schwer - wohl unmöglich.

Du hast auch schon mal erwähnt, dass du von den Online-Scorings nicht wirklich viel hältst (weshalb dir die von @wicked verlinkten Boxrec-Wertung auch wenig Eindruck machen werden). Und es ist natürlich unzweifelhaft so, dass die Mehrheit keineswegs immer Recht hat. Aber mir erscheint grosso modo die Einschätzung dieser Fans (im Sinne von Boxsport-Fans und nicht Fan für einen einzelnen Boxer) doch zumeist recht gut. Zumindest ich frage mich (wenn ich meine Meinung exklusiv zu haben scheine), ob nicht vielleicht ich selbst (ausnahmsweise natürlich ;)) falsch liegen könnte. (Und ja - ich würd mir mal ganz gern mit dir einen Kampf ansehen und live deine Analysen hören: So du mal nach Südostösterreich kommst und gerade einen Boxkampf ansehen willst - melde dich :)).
 

Deontay

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Das war nun wirklich nicht schwer vorherzusehen und habe ich in einem anderen Thread auch geschrieben: Dass es einen unansehnlichen Kampf geben würde, den Canelo klar nach Punkten gewinnt.

Naja, das las ich ehrlich gesagt hier nicht im Vorfeld.

Canelo ist past-prime, würde aber solche Leute noch einfachst besiegen. Das sind Sparringspartner für Canelo. Mehr nicht. Ist Scull der schwächste Titelträger im Boxsport? Maybe!
Unfaire Punktekarten wird Canelo gegen Scull nicht brauchen.
Scull ist im Vergleich zu Canelo ein brotloser Künstler. Grösse- und Reichweitenvorteile hatten gefühlt alle Canelo Gegner der letzten 10 Jahre. Gebracht hats selten was.
Da Scull auch nicht sonderlich hart schlägt, wird Canelo relativ sorglos marschieren können und im Vorwärtsgang ausboxen können. Scull hat kaum Waffen um Canelo zu gefährden.
Scull dürfte gegen Canelo Chancenlos sein und ich rechne mit Canelos ersten vorzeitigen Sieg seit dem Plant Kampf 2021
Canelo dürfte ihn in der zweiten Kampfhälfte platt machen.
canelo ist technisch dem meilenweit überlegen

Das waren doch die Meinungen in Vorfeld.

Totalausfall klingt hart, er hat zumindest zu Recht gewonnen.

Nein, Totalausfall klingt absolut zutreffend. Wir können uns doch einfach mal die Zahlen anschauen. 152!!! Schläge innerhalb 12 Runden. Schlagversuche wohlgemerkt, keine Treffer. Das muss man sich einmal vorstellen.

Der Kampf hat die wenigsten je gemessenen Schläge in 12 Runden vorgelegt.

Und wenn man jetzt berücksichtigt, dass Scull trotz diesem Negativrekord das ca. Doppelte von Canelo noch vorzuweisen hat, was sagt das über Canelo aus? Das ist ein Totalausfall. Er hat nichts versucht gegen einen rennenden Boxer.

Und ich tue mich mittlerweile echt schwer bei 152! Schlägen innerhalb von 12 Runden überhaupt einen Sieg aussprechen zu können. Natürlich hat Scull nicht viel mehr hinbekommen, aber wer 152 Versuche in 12 Runden vorzuweisen hat, der kann einen Kampf eigentlich nicht gewinnen. Das ist eigentlich nicht möglich. Das ist Arbeitsverweigerung.

Und wenn man ehrlich ist, dann hat Scull Canelo seinen beweglichen Boxstil aufgedrückt und den Kampf damit diktiert. Scull hat Canelo den Kampf aufgedrückt. Und wenn der andere dann nicht schlägt und eine zu schlechte Beinarbeit hat:
Nein, Canelo schaute nicht zu, er stapfte schwerfällig hinterher, konnten die Wege nicht abkürzen, war zu langsam, die Beinarbeit zu schlecht.

dann kann er sich bei einer etwaigen Niederlage nicht beklagen. Deswegen, Canelo war ein Totalausfall - der ganze Kampf natürlich irgendwo auch. Scull muss man vorwerfen, dass er nicht etwas mehr Risiko ging, weil so zu viele 10-10 Runden entstanden, die man beiden geben konnte.

Aber wenn Scull nun exakt jenen Kampf gegen Shishkin am Samstag gezeigt hätte, was hätte man daraus gemacht? Man hätte gesagt, dass beide kein WM-Niveau haben. Man hätte auch gesagt, dass beide nichts hinbekommen haben und man es vermutlich 114-114 werten sollte. Keiner käme auf die Idee zu sagen, dass Shishkin den Kampf 119-109 gewinnen müsste. Bei Canelo komischerweise schon.
 

KRAFT&HERZ

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Jetzt steht ja erstmal TC an.

Eine Klasse muss der nun upgraden und das wird die spannende Frage sein,
ob er das Gewicht easy mitragen kann und sich der Punch mit anpasst.

Generell empfinde ich Canelo eher als ein "altes Schlachtross" im Ggs. zu Bud, obzwar der 3 Jahre älter ist.

Die Auslage und der Ring IQ von Bud dürften zudem ein Vorteil sein.

Aber was weiß ein ahnungsloses Greenhorn schon über nen Ex-Weltler?
 
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