O-Scoring: Saul "Canelo" Alvarez vs. William Scull | Undisputed-Kampf im Supermittelgewicht | DAZN PPV


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@Deontay : In diesem Universum werden wir bezüglich Scull wohl kaum noch auf einen Nenner kommen.

Dass Canelo so einen geringen output hatte liegt doch nicht nur an ihm: Scull ist ständig weggerannt und im Gegensatz zu Scull hat sich Canelo nicht im Schattenboxen versucht. Noch einmal - diese Schlagstatistik ist einfach ohne Aussagewert, weil jeder Fuchtler von Scull offenbar gezählt wurde, egal ob er aufgrund der Distanz zum Gegner nicht mal theoretisch hätte treffen können.

Der einzige, der da Arbeitsverweigerung betrieben hat, war Scull. Du wirfst Canelo vor, dass er Scull nicht gestellt habe - aber Scull hat noch nicht mal den Versuch gemacht, selbst Canelo zu stellen, Treffer zu setzen? Das ist doch eine vollkommene Umkehrung dessen, was da im Ring abgelaufen ist.

Scull hat im Grunde ohnehin gleich geboxt wie gegen Shishkin, nur dass er vor dem ein bisschen weniger Angst hatte. Er ist gerannt ... Und Scull hat Canelo seine "Kampfes"weise aufgezwungen? Was soll einer denn machen, wenn der andere wegrennt - als ihn zu stellen versuchen? Wenn Scull hätte gewinnen wollen, hätte er es mit kurzen Schlagserien versuchen müssen, schnell ein Flurry und wieder weg, schlagen - wieder raus etc. Aber einfach nur laufen - nö, das gewinnt keinen Blumentopf.

Was die Meinung im Vorfeld betrifft, habe ich jetzt weniger die genannten User im Sinn gehabt, sondern mich selbst: Ich hatte *glaub* was von 119 : 109 geschrieben, weil Scull einfach nur weglaufen wird - und es wird einen schrecklichen Kampf geben - wie immer, wenn einer nur auf Überleben bedacht ist. Was dann eingetreten ist. Wie oben schon geschrieben: Canelo wollte, konnte nicht (und der geringe Output lag natürlich daran, dass er zu langsam war und nicht geschlagen hat, wen Scull außer Reichweite sich befunden hat), Scull aber wollte noch nicht mal. Ihm war es egal, ob er hinten lag, er hat seinen Gerenne durchgezogen, obwohl er eben genau wusste, dass er verlieren wird. Und dass er jetzt sich als Sieger sieht zeugt bestenfalls von Selbstmitleid und einem gerüttelt Maß an Heuchelei. Und natürlich auch Geschäftssinn: Vielleicht kriegt man ja mit dieser Mär vom gestohlenen Sieg doch wieder einen lukrativen Kampf.

Wenn Scull diesen Kampf gewonnen haben soll, habe ich wirklich keine Ahnung vom Boxen (kann auch sein). Eben so wenig Ahnung wie fast alle anderen.

Du magst Boxer aus deutschen Boxställen - das ist legitim und sei dir unbenommen. Bei Slawa Spomer war es ähnlich, vor dem Kampf gegen Zayas hast du ihn auch schon als möglichen Superstar gesehen. Spomer ist ein guter Boxer, aber um ihm einen WM-Titel zuzutrauen, muss man ihn schon mit recht patriotischen Augen betrachten.

Aber wir drehen uns im Kreis: Du hast Treffer von Scull gesehen, die mir offenbar verborgen blieben. Ich habe bloß jemanden gesehen, der gut zu Fuß war und seine Börse möglichst unbeschadet hat heimbringen wollen aus Riad. Auch gut, werfe ich keinem vor, Boxen ist ein hartes Brot und wer da behauptet, im Ring oder vor einem Kampf keine Angst gehabt zu haben, lügt mit Sicherheit.
 

Deontay

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Der einzige, der da Arbeitsverweigerung betrieben hat, war Scull. Du wirfst Canelo vor, dass er Scull nicht gestellt habe - aber Scull hat noch nicht mal den Versuch gemacht, selbst Canelo zu stellen, Treffer zu setzen? Das ist doch eine vollkommene Umkehrung dessen, was da im Ring abgelaufen ist.

Der Punkt ist aber, dass Scull manchmal auch vor Canelo stand und dennoch nichts erfolgte. Klar, er lief auf viel weg, aber es gab ja Momente, wo sich beide gegenüberstanden.

Screenshot_1519.jpg

und dort wartet Scull auf seinen Kontermoment und Canelo bleibt ebenfalls abwartend. Das ist so eine taktisches Belauern, wo beide nicht den ersten Schritt vollziehen. Canelo kam auch ohne dem Flitzen mit dem Stil von Scull nicht zurecht, das Flitzen verstärkte es natürlich noch ungemein.

Deswegen finde ich es nicht so weit hergeholt, wenn man sagt, dass Scull hier Canelo den Kampf etwas aufgedrückt hat. Der Mexikaner wirkte ziemlich frustriert und ratlos dagegen. Was Scull da in dem Moment macht mit der Androhung des sofortigen Konters ist offensives Verteidigen. Canelo kann in dem Moment nicht einfach hinterherrennen und schlagen. Sein Problem ist auch, dass er die kürzere Reichweite hat und dort nicht hineinfindet.

Du magst Boxer aus deutschen Boxställen - das ist legitim und sei dir unbenommen. Bei Slawa Spomer war es ähnlich, vor dem Kampf gegen Zayas hast du ihn auch schon als möglichen Superstar gesehen. Spomer ist ein guter Boxer, aber um ihm einen WM-Titel zuzutrauen, muss man ihn schon mit recht patriotischen Augen betrachten.

Bei Slawa muss ich sagen, dass ich dort falsch lag. Ich habe gehofft, dass er wirklich auf internationaler Bühne abliefern würde, das gelang nicht. Von daher habe ich Slawa da überhöht. Bei Scull sehe ich mich eher bestätigt, weil ich daran geglaubt habe, dass er als krasser Underdog es dennoch schaffen kann den P4P-Boxer einen ekligen Kampf zu liefern. Hat er doch zu 100 % geschafft.
 

timeout4u

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Du hast auch schon mal erwähnt, dass du von den Online-Scorings nicht wirklich viel hältst

Nur deswegen, weil ich Boxkämpfe sowieso nicht aus PR-Sicht ansehe, dauernd im RL mit den ganzen Scoring-Sichtweisen/Regeln ohnehin praktisch umgehen/leben muss und es oft in den ewig gleichen, am Ende sinnlosen Teufelskreisdiskussionen endet.
Denn es nun mal ein Ding der Unmöglichkeit beim ersten entscheidenden Ansehen alle Treffer/Schläge überhaupt zu erfassen, geschweige denn fair und richtig zu bewerten.
Wenn da vielleicht Boxer A nicht wesentlich mehr saubere Punkte landet als B müssen eben die übrigen Scoring-Richtlinien herhalten. Und hier versuchen viele Boxer im Rahmen ihrer Möglichkeiten genauso z.B. mit ihrem Stil, ihrem Ringverhalten, mit Technik und Taktik, Körpersprache usw. die PR auf ihre Seite zu ziehen, zu beeinflussen, zu überzeugen, weil sie wissen, dass Schläge/Wirkung/Kampfkontrolle/Treffer uä. schwer zu deuten sind oder ua. persönliches Empfinden, subjektive Wahrnehmung eine Rolle spielen kann.
Führt manchmal auch dazu, dass in engen Kämpfen sich jeder als Sieger fühlt aus o.g. Gründen.
Ist schwer zu beschreiben und vielleicht ausnahmsweise ein Punkt, wo man sagen muss: das "versteht" man nur, wenn man selbst über diese Ringerfahrungen verfügt, ohne dass es abwertend rüberkommen soll.
Ansonsten: kann ich gerne machen, wenn es mich wieder mal dorthin verschlägt und Olympisches Boxen dann dort für dich ok ist zum Anschauen. ;)
 

al

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Nur deswegen, weil ich Boxkämpfe sowieso nicht aus PR-Sicht ansehe, dauernd im RL mit den ganzen Scoring-Sichtweisen/Regeln ohnehin praktisch umgehen/leben muss und es oft in den ewig gleichen, am Ende sinnlosen Teufelskreisdiskussionen endet.

Punkterichtersicht - weiß nicht. Man guckt und bewertet ja automatisch. Dass man dann mit seiner Ansicht die Weisheit nicht gepachtet hat liegt auf der Hand - und ich finde die Diskussionen nicht immer sinnbefreit: Manchmal macht man sich ja dann auch die Sichtweise des anderen zu eigen bzw. versteht sie besser.

Denn es nun mal ein Ding der Unmöglichkeit beim ersten entscheidenden Ansehen alle Treffer/Schläge überhaupt zu erfassen, geschweige denn fair und richtig zu bewerten.

Klar, das ist so. Wenn man nicht den Anspruch auf absolute Wahrheit und die Richtigkeit seiner Ansichten erhebt, sollte das kein Problem sein.

Wenn da vielleicht Boxer A nicht wesentlich mehr saubere Punkte landet als B müssen eben die übrigen Scoring-Richtlinien herhalten. Und hier versuchen viele Boxer im Rahmen ihrer Möglichkeiten genauso z.B. mit ihrem Stil, ihrem Ringverhalten, mit Technik und Taktik, Körpersprache usw. die PR auf ihre Seite zu ziehen, zu beeinflussen, zu überzeugen, weil sie wissen, dass Schläge/Wirkung/Kampfkontrolle/Treffer uä. schwer zu deuten sind oder ua. persönliches Empfinden, subjektive Wahrnehmung eine Rolle spielen kann.
Führt manchmal auch dazu, dass in engen Kämpfen sich jeder als Sieger fühlt aus o.g. Gründen.
Ist schwer zu beschreiben und vielleicht ausnahmsweise ein Punkt, wo man sagen muss: das "versteht" man nur, wenn man selbst über diese Ringerfahrungen verfügt, ohne dass es abwertend rüberkommen soll.

Das ist schon klar. Wobei ich jetzt nicht weiß, wer aller hier geboxt hat von den Scorern. Für mich ist es (weil ich im Gegensatz zu dir wenige bis gar keine Menschen (mehr) kenne, die sich fürs Boxen interessieren) die einzige Möglichkeit, "gemeinsam" mit jemanden einen Kampf zu sehen. Deshalb schätze ich diese Scorerei sehr, auch wenn sie (meine selbstredend eingeschlossen) vielleicht nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist.

Ansonsten: kann ich gerne machen, wenn es mich wieder mal dorthin verschlägt und Olympisches Boxen dann dort für dich ok ist zum Anschauen. ;)

Ich guck alles, auch Olympia :) . Sind nur recht selten. Dann bis zu den Spielen in Los Angeles :wavey:.
 

LeZ

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Man kann sagen, am Ende hat Scull einfach ca. 30% zu wenig gemacht, besonders am Rundenende wenn er die Runde nicht klar hatte. Ob er sie bekommen hätte, steht auf einem anderen Blatt, aber dann könnte er sich nichts vorwerfen. Bivol hat ihn ja krass ausgepunktet, da war es zu eindeutig. Da hat aber nur eine Swing Round gefehlt, und Canelo hätte ein Draw geschenkt bekommen, obwohl Bivol ihn auch nach Compubox in jeder Runde outlanded hat. Canelo hatte in keiner einzigen Runde mehr Treffer, und trotzdem hat man ihm 5 Runden gegeben. Scull hätte vermutlich mit solchen Zahlen drei mal 8:4 verloren, vielleicht wäre einer gnädig mit 7:5 gewesen. GGG hat man auch verarscht, und das ist ein ganz anderer Name.
 
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