So, nun ist der Vitali also Träger eines "echten" HW-Gürtels und hat damit seinem Väterchen ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht und dem Fritze Sdunek noch ein nachträgliches, meine Glückwünsche dazu.
Zum Kampf: Vitali war taktisch gut eingestellt, etwas anderes mit dem alten Fritz in der Ecke eigentlich auch nicht zu erwarten. Was mich etwas überrascht hat (und das war letztendlich der Schlüssel zum Sieg) ist, daß Vitali die taktische Marschroute über die gesamte Kampfesdauer beibehalten hat, denn ich hätte eigentlich erwartet, er würde, sobald er die ersten Treffer kassiert, mit Sanders in ein Slugfest verfallen, in dem er m.E. den kürzeren gezogen hätte.
Bei Vitali ist zum einem das wirklich enorme Reaktionsvermögen anzumerken, meiner Meinung nach ist ihm in puncto Antizipation derzeit kein HWler ebenbürtig. Auch wirkte er für mich verbessert, was die Beweglichkeit im Oberkörper anging und auch auf dem Weg nach hinten war er schneller als gewöhnlich auf den Beinen, wodurch ich vermute, es wurde hierauf im Training besonderes Augenmerk gelegt, was ja auch die 5 Pfund Gewichtsrücknahme im Vergleich zu seinen letzten Kämpfen erklären würde.
Interessant war auch zu beobachten, daß Sanders trotz geringerer Körpergröße kaum Reichweitennachteile hatte. Dies war auch ein Grund, warum Vitali insbesondere in den ersten beiden Runden kaum den Jab etablieren konnte.
Sanders verfügt in der Tat über sehr schnelle Hände, seine Taktik war ganz darauf abgestellt, auf Konter zu lauern und Vitali dann zu "snipern", wie ja auch sein neuer Kampfname impliziert (auch wenn der für mein Empfinden etwas albern ist :laugh2: ). Ansosnten haben sich seine Aktivitäten fast ausschließlich auf die jeweils letzte Rundenminute beschränkt, wo er jeweils etwas mehr tat, wohl wissend um seine konditionellen Schwächen.
Letztendlich war es Sanders nachlassende Kondition, die den Ausschlag gab und eine konstante Abwärtsentwicklung sehr schön beobachten ließ, jeweils ein kurzes Kräftemobilisieren in jeder Runde beinhaltet. Dies wurde auch dadurch deutlich, daß Sanders noch in der ersten Runde tatsächlich fast jede Aktion Vitalis mit der Schlaghand versuchte mit links zu kontern, im weiteren Verlauf ließ diese Frequenz mehr und mehr nach.
Man muss Vitali loben, daß er auch in dieser Situation Ruhe und Übersicht bewahrte und nicht auf Teufel komm raus finishen wollte, obwohl Sanders Zustand schon ab Runde 6 dazu hätte verführen können. So hat er Sanders systematisch weichgeklopft, der Abbruch war für mich auch keinesfalls verfrüht. BTW: Sanders wurde gegen Rahman in einer ähnlichen Situation aus dem Kampf genommen, nahezu verteidigungsunfähig an den Seilen, obwohl er auch da unter Rahmans Schlaghagel nicht zu Boden ging.
Vitali hat angesichts des Gegners die Aufgabe gut gelöst, wirkte in einigen Punkten verbessert, ohne allerdings dabei nun eine Galavorstellung abgeliefert zu haben. So wurde z.B. wieder einmal deutlich, daß er nur über ein begrenztes Schlagreportoire verfügt.
Wo nach diesem Kampf wieder ein dickes Fragezeichen steht, ist hinter Vitalis Kondition. Aufgrund der teilweise doch recht langen Phasen, in denen nicht wirklich viel passierte, ist dieser Kampf insgesamt wohl eher als nur durchschnittlich kraftraubend zu betrachten, trotzdem wirkte Vitali auch schon reichlich platt, gut zu sehen daran, wie oft seine Arme in den letzten beiden Runden herunterhingen.
Sanders hat in diesem Kampf nochmal angedeutet, daß er - vielleicht auch mit einem besseren Team und Management im Rücken - sicherlich das Potenzial gehabt hätte, in der HW-Szene ein großes Wort mitzureden, in diesem Sinne denke ich wird er seine Karriere im Ring wohl nun beenden und sich aufs Golfspielen beschränken.