Das Offensivrating von nba.com und das Offensivrating von basketball-reference.com sind zwei unterschiedliche Statistiken mit zwei unterschiedlichen Zielsetzungen.
Das Offensivrating von nba.com ist eine Teamstatistik, die einfach nur anzeigt, wie viele Punkte pro 100 Ballbesitze das Team erzielt hat, während der Spieler auf dem Feld war (das Defensivrating von dort zeigt also dementsprechend an, wieviele Punkte pro 100 Ballbesitze das Team zulässt).
Das Offensivrating von basketball-reference.com ist eine Effizienzstatistik, bei der ausgerechnet wird, wieviele Punkte pro 100 Abschlüsse der Spieler produziert hat, an denen der Spieler direkt (eigener Abschluss oder Assists oder Offensivrebound) beteiligt war. Die zugrunde liegende Formel ist relativ kompliziert. Wer da mehr wissen will, dem sei das Buch "Basketball on Paper" von Dean Oliver zu empfehlen, der die Statistik erfunden hat.
Ich mag das Offensivrating von nba.com deswegen nicht, weil einfache +/- Stats auf Basis eines Spieles kaum Aussagen darüber treffen können, ob der Spieler, um dem es geht, dafür verantwortlich war. Wenn die Nebenleute eines Spielers die ganze Zeit Fehler machen ohne dass der Spieler etwas dafür kann, wird er trotzdem dafür bestraft. Gerade in so kleinen sample sizes wie einem Spiel würde ich nicht so viel auf +/- Stats geben. Insofern würde ich dir empfehlen, +/- Stats eher im größeren Rahmen zu nutzen und nicht - wie bisher - nur auf ein einziges Spiel bezogen. Und solche Schlussfolgerungen wie oben "Kevin Durant war ein negativer Einfluss auf das Spiel" würde ich auf dieser Basis nicht treffen.
Nur um die Tücken des Offensivratings von nba.com zu illustieren. Kevin Durant steht da diese Saison bei +6.5 pro 100 Ballbesitze. Lebron James stand meines Wissens nach die ersten 20 Partien oder so bei negativen Netpoints (momentan bei +4.5 oder so). Heißt das also, dass er die Heat in den ersten Spielen schlechter gemacht hat? Wohl kaum.
Gute und schlechte +/- Zahlen können unterschiedlichste Gründe haben: Der Backup des Spielers ist vielleicht extrem schlecht, das Team stürzt immer ab, wenn der Spieler das Feld verlässt. Oder aber der Backup ist gut, so dass die Banklineup gegen die andere Banklineup richtig übertzeugt. Ist es richtig daraus zu schließen, dass der Starter schlechter ist als der Backup, obwohl die Gegenspieler schlechter waren und die Bedingungen ganz anders sind?
Rohe +/- Stats sind meiner Ansicht nach mit die am schwierigsten zu interpretierende Statistik, die existiert, weil die Ursache für die Werte unterschiedlichster Natur sein können.
Noch größere Probleme bereiten wohl die Defensivratings. Auch hier sind die beiden Modelle unterschiedlich. Bei nba.com ist es wieder eine reine Teamstatistik, d.h. Spieler werden für die Fehler der Mitspieler bestraft. Das Defensivrating von basketball-reference.com funktioniert anders. Zwar spielt das Team-Defensivrating ebenfalls eine Rolle, doch wird auch versucht zu errechnen, für wieviele Stopts der jeweilige Spieler verantwortlich gewesen ist.
Ich kopiere hier einfach mal die Erklärung des Offrtg und Defrtg auf basketball-reference.com. Sie ista ber sehr kurz gehalten. Wer mehr wissen will, muss sich wohl Basketball on Paper zulegen, welches ich aber wie gesagt sehr empfehlen kann.
Erklärung auf bb-ref:
Bei der Nutzung des Offensivratings von basketball-reference.com sollte aber, es steht auch unten bei den Notes, immer die usage-rate des Spielers in die Bewertung der Zahl hinzugelesen werden. Je mehr Verantwortung ein Spieler übernimmt, desto wahrscheinlicher ist, dass seine Effizienz mit Erhöhung der Touches abnimmt. Großartige Spieler schaffen es also auch trotz großer Verantwortung effizient zu agieren. Deswegen war mir in der "Diskussion" die Tage so wichtig darauf hinzuweisen, dass KD gegen die Jazz 130 Punkte pro 100 Ballbesitze produzierte trotz 40% der Teamabschlüsse. Spieler, die weniger werfen, suchen sich im Zweifel die Würfe besser aus. Das ist auch der Grund wieso ein Steve Kerr bei den Bulls 1995/1996 ein Offensivrating von über 140 hatte, Michael Jordan aber "nur" 124 hatte. Daraus folgt natürlich nicht, dass Kerr der bessere Offensivspieler ist! Kerr suchte sich die Würfe viel besser aus als Jordan, der als Franchiseplayer eine ganz andere Verantwortung hat. So schloss Kerr nur 13% der Teamballbesitze ab, MJ aber über 33%. Und ein Offensivrating von 124 bei einer usage von über 33% ist verdammt stark. Zum Vergleich. Kevin Durant liegt dieses Jahr bei einem Offensivrating von 122 und einer usage von 31.1%. MJ übernahm also noch etwas mehr Verantwortung und scorte dennoch etwas effzienter - eine großartige Leistung. Die Folge dieses Korrelation zwischen Offensivrating und usage ist, dass man das Offensivrating bei einem Vergleich zweier Spieler dann verwendet, wenn diese ähnliche Rollen in Bezug auf die offensive Verantwortung haben. Durant und Jordan sind vergleichbar; genaus Durant und James. Oder James und Kobe Bryant. Ein offensivrating-Vergleich zwischen einem Rollenspieler (Bsp: Steve Kerr) und einen Franchiseplayer wie Michael Jordan ist dagegen weniger sinnvoll.