Also Usyk hat AJ auch im zweiten Gang geschlagen, aber alle tun so als wäre es ein Spaziergang gewesen, war es nicht.
Nö. Nicht „Alle“, sondern die Fury-Fans. Es ist deren Spiel seit Jahren, genau genommen seit Beginn der Fury-Joshua-Rivalität, alles was Joshua macht abzuwerten und alles was Fury macht aufzuwerten. Das gilt sogar für die jeweiligen Gegner. Wilder z. B. Ist ein herausragender Puncher, aber eben auch ein auf Weltklasse-Niveau sehr limitierter Boxer. Worin soll dann also die Begründung für Wilders zeitweiligen Nr. 2-Status liegen? In seinem Unentschieden und seinen Niederlagen gegen Fury! Ja, er hatte Fury kurz vor einem KO, trotzdem war der Kampf boxerisch und taktisch mau von Wilder. Im zweiten und dritten Kampf hat Fury die Erkenntnisse aus dem ersten Kampf umgesetzt. Die Nr. wurde dadurch im zweiten Kampf eindeutig, auch weil Wilder technisch und taktisch nichts zu bieten hatte. Im dritten Kampf hatte sein Team eine gute taktische Linie ausgegeben und es zeigte sich, dass er Fury mit der simplen Variation zum Kopf und Körper Probleme bereiten konnte. Clever wie Fury nun mal ist, hat er gemerkt, dass er die Situation mit Dirty Tactics lösen kann und Wilder hat sich dankbar abklammern, schubsen, Ringen und erdrücken lassen. Gegenwehr? Seine typischen Heumacher, sonst nichts. Die Nr. 2? Wodurch eigentlich? Auch Joshua hat seine Niederlagen und die gegen Ruiz Jr. war für die Fury-Fans natürlich die Gelegenheit, Häme über Joshua auszukübeln. Dass Joshua dann im Rückkampf die Taktik der Infight-Vermeidung gewählt hat, war durchaus aus seiner Erfahrung heraus nachvollziehbar, aber eben auch wieder die Möglichkeit Häme über Joshua auszukübeln. Klar und nicht von der Hand zu weisen ist, dass große Champions solche Niederlagen anders ausbügeln, trotzdem ist die Häme sehr übertrieben.
Mit Häme kann man auch schön überspielen, dass man in Kämpfen gerne das sehen möchte, was der eigenen Agenda dient. So ist es den Fury-Fans nicht möglich zu erkennen, dass Joshua schon im ersten Usyk-Kampf Usyk boxerisch gefordert hat und im zweiten Usyk-Kampf noch mal deutlich eine Schippe daraufgelegt hat. Es hat nicht gereicht, weil Usyk eben noch etwas besser war, ändert nichts daran, dass Joshua in beiden Niederlagen besser als Wilder in dessen Niederlagen war.
Bin kein TF Fan aber seine Größe Masse und Geschindigkeit sind für Usyk meiner Meinung nach zu viel.
Tyson wird Ihne an der Führhand verhungern lassen und im Richtigen Moment mit seine Masse erdrücken.
Ausserdem ist er ein dreckiger Kämpfer im Gegensatz zu AJ. No Chance.
Bei der Masse könntest Du Recht haben, vor allen Dingen, wenn Fury seine Dirty Tactics durchziehen darf, was leider nicht unwahrscheinlich ist.
Furys Ruf lebt von genau vier Dingen: 1. sein für seine Größe und Masse außergewöhnlicher Speed auf den Füßen. 2. Sein Sieg gegen Wladimir Klitschko, der viele Betrachter nur noch mit seinem Anti-Boxen auf die Nerven ging. 3. seine Wiederauferstehung im ersten Wilder-Kampf. 4. Sein Trash-Talk.
Das Bemerkenswerte ist, dass für seine Fans 4. alles überdeckt, was bei 1.-3. nicht (mehr) passt. Seine Dirty Tactics, die er offenkundig genauso wie Klitschko bei Steward gelernt hat, sind ok, weil er ja so ein cooler Dude ist. Sein Speed aus dem Klitschko-Kampf ist heute immer noch vorhanden, aber Weiler so ein cooler Dude ist, brauch er ihn schon seit mehreren Kämpfen nicht zu zeigen. Wo war im dritten Kampf gegen Wilder eigentlich Furys Jab, an dem er den Gegner verhungern lassen kann? Fury ist ein hervorragendes Gesamtpaket, er ist aber auf Weltklasseniveau keineswegs technisch hervorragend. Es ist clever zu Hilfsmitteln zu greifen, wenn es boxerische Defizite gibt, aber es ist eben kein Ausdruck boxerische Qualität. Wenn der Kampf fair abläuft, hat Usyk gute Chancen Fury boxerisch zu besiegen. Wenn Fury seine Dirty Tactics entfalten darf, dann wird es extrem schwer.