Bei Dwight Howard kommen momentan mehrere Faktoren zusammen. Er ist, 82 Saisonspiele aus der Vorsaison hin oder her, noch immer recht grün hinter den Ohren. Man darf schließlich nicht vergessen, daß er seine aktuelle Position erlernen musste bzw. noch immer erlernt, da er bis vor wenigen Jahren noch als Guard fungiert hat. Es ist für ihn wahrscheinlich auch noch ungewohnt, sich mit seiner zusätzlichen Muskelmasse während des Spiels zu bewegen. Damit umzugehen lernt man effektiv nur im Spiel, und davon hatte man bisher nicht viele, Summerleague und Preseason sind da keine guten bzw. ausreichende Härtetests. Dafür sprechen tut die Tatsache, daß er wie schon mehrfach erwähnt im Post noch nicht die Sicherheit hat wie er sich bewegen soll und wie er sich seine Position erarbeitet und seine Physis zu seinen Gunsten nutzt. Mal sieht er richtig stark und dominant aus und man denkt, hier spielt ein ausgewachsener Mann gegen eine Horde Jugendlicher und in der nächsten Minute eiert er rum wie ein aufgescheuchtes Huhn.
Es ist etwas ganz anderes wenn er auf der Highschool seine Gegenspieler dominiert, weil er eine überragende Athletik und die deutlich ausgeprägtere Physis hat als wenn er in der NBA auf Leute trifft, die zu 99% weniger athletisch, dafür zu 99% deutlich erfahrener und körperlich mehr oder weniger ebenbürtig sind. Wo er in der Highschool nur "hochspringen" und seine überragende Athletik ausspielen brauchte um zum Abschluss zu kommen ist in der NBA ein bisschen mehr gefragt, da man nur mit Athletik im Post nichts ausrichten kann. Die Gegenspieler wissen da nämlich sehr gut wie man so jemanden zu verteidigen hat. Da hat es jemand, der auf dem Flügel spielt und solche athletischen Fähigkeiten hat, deutlich einfacher.
Er wird aber weiterhin immer besser, die Prämisse kann daher nur lauten, Geduld zu haben. Ich denke mal so nach 20-25 Spielen kann man ein aussagekräftiges Zwischenfazit ziehen und wenn er dann immer noch nur 10 Würfe pro Spiel bekommt, dann muss der Coaching Staff auf jeden Fall ein paar Fragen beantworten. Meiner Meinung nach hat Dwight dann nämlich ein Gefühl dafür gefunden, wie er mit seinen veränderten körperlichen Voraussetzungen zu aggieren hat. Ich bin mir auch zu 100% sicher, daß er nach dieser "Eingewöhnungsphase" von 20-25 Spielen seine Blockzahlen auch nochmal deutlich nach oben schrauben wird auf über 2 pro Spiel. Die nahezu identischen Zahlen mit denen der Vorsaison bei fast 5 Minuten mehr Einsatzzeit pro Spiel sind für mich nämlich ein klares Indiz dafür, daß er erst noch "reinwachsen" muss in seinen Körper und erst noch das Gefühl braucht, wie er sich damit bewegen kann und bewegen muss. Wenn er das hat, dann wird auch die Sicherheit kommen. Damit wird auch das Selbstvertrauen in die Fähigkeiten weiter steigen, und den Rest... kann sich dann jeder halbwegs intelligente Mensch selber ausmahlen.
Wichtig ist auf jeden Fall, daß man ihn einerseits nicht in eine Rolle reindrängt, der er momentan noch nicht gewachsen ist und in der er sich vielleicht sogar nicht richtig wohlfüht aber andererseits auch, daß er nicht zum vergessenen Mann verkommt.
Die Erfahrung, daß man jemanden nicht irgendwo reindrängen kann wenn er selber noch nicht soweit ist, haben wir mit McGrady sehr schmerzhaft machen müssen als es hieß, Armstrong kriegt keinen neuen Vertrag damit McGrady auch den "vocal leader" macht. Es funktioniert nicht, macht den Fehler nicht erneut, lasst die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen. Da ist eine Grundidee mit Howard zwischen 15-18 Würfen ganz gut in meinen Augen. Nicht zu wenig mitspielen lassen, aber auch nicht die ganze Last auf die Schultern legen.
Zum bisherigen Saisonverlauf bleibt aus meiner Sicht festzuhalten: Es mangelt momentan an der Hierarchie bzw. an Struktur. Es findet ein Umbruch statt, nicht nur was das Offensivsystem angeht sondern auch was das gesamte Team betrifft. Vor allem was die Hierarchie angeht erwarte ich mir eine Besserung wenn Hill wieder dabei ist, der der Boss auf dem Feld ist und diese Rolle auch übernehmen und ausfüllen wird.
Was Stevenson's Leistungen angeht bin ich bisher zufrieden. Er verteidigt stark und nimmt auch nicht übertrieben viele Würfe, nichtmal 10 pro Partie.
Francis spielt kontrollierter und damit besser als letzte Saison. Battie bleibt bisher unter seinen Möglichkeiten, er ist aber auch eher unaufällig.
Cato ist leider völlig von der Rolle. Hedo ist in meinen Augen aufgrund der fehlenden Sommerpause ausgebrannt und läuft daher noch etwas der Musik hinterher. Bo Outlaw macht das, was er kann. Einsatz, Hustle, Drecksarbeit, Verteidigung, hier hat jemand eindeutig eine Rolle zugewiesen bekommen und füllt diese auch zu 110% aus. Pat Garrity ist wie immer zu nichts nutze wenn er seine offenen Würfe nicht trifft. Jameer Nelson bisher für mich enttäuschend. Seine Metamorphose im Laufe der Sommerpause zu Troy Hudson gefällt mir überhaupt nicht, er soll sich bitte wieder auf seine Aufgaben als Point Guard konzentrieren und die lautet definitiv nicht, selbst den Abschluss zu suchen. Keyon Dooling ist noch nicht lange dabei da er den Saisonstart verpasst hat, ich hoffe allerdings nicht, daß Nächte mit 15+ Würfen allzu häufig vorkommen. Seine Rolle sollte hier ähnlich der von Outlaw sein: hustlen und vor allem verteidigen, denn von den Guards ist er sicherlich unser bester Verteidiger. Zu Dwight wurde ja schon mehrfach was gesagt.
Festzuhalten bleibt allerdings auch noch, daß Francis mit 15 Würfen pro Partie gar nicht soviele Würfe nimmt, daß befindet sich noch im Rahmen. Die Sache ist jedoch die, daß wir aufgrund des Wechsels in der Offense-Philosophie auch weniger Würfe zur Verfügung haben. Ich kann hier jetzt nur schätzen aber wenn ich mir die Ergebnisse der letzten Saison ins Gedächtnis rufe und sie mit denen aus dieser Saison vergleiche dann bin ich mir eigentlich recht sicher, daß der Wechsel von Run & Gun zu einer Half Court Offense locker um die 10 Possessions gekostet haben dürfte. Dazu kommt auch schwächeres Offensivrebounding durch den bisherigen Totalausfall von Cato.
Ich bin wirklich mal gespannt wie es aussieht, wenn Hill wieder dabei ist. Der wird nämlich auch seine Würfe kriegen müssen - zurecht, da er keine dummen Würfe nimmt und auch gute Quoten liefert und intelligent spielt - und dann möchte ich mal sehen wer zurückstecken muss.
Ich denke da müssen dann vor allem die Bankspieler sich besser in eine Rolle einfinden bzw. sich eine Nische suchen in der sie dem Team helfen indem sie eben nicht alle schön viele Punkte auf das Scoreboard zaubern wollen. Es wird klar sein daß es nicht darum gehen kann, viel zu werfen, denn Hill und Francis sollten durchaus ihre 15 Würfe bekommen, genauso Dwight Howard. Dazu muss dann aber die Rotation von Brian Hill auch so aussehen, daß immer mindestens einer dieser Drei auf dem Feld steht und dann die erste Option darstellt. Den Rest der Würfe teilen sich dann Hedo, Stevenson, Nelson und Dooling in dieser Reihenfolge. Battie und Cato bekommen die Dinger, die durch Penetration zum Korb zu ihnen durchgesteckt werden. Outlaw braucht sowieso keine Würfe da er sich auf die kleinen Dinge konzentriert und Garrity hat bisher keine Rechtfertigung dafür geliefert, überhaupt Minuten in der Rotation zu bekommen.
Leider kann man sowas wie eine "Wurfverteilung" vorher allerdings kaum planen denn wer wann wieviele Würfe bekommt wird im Laufe des Spiel's entschieden und hängt davon ab, wie der Verlauf der Partie ist: Wer ist heiß, wer hat keinen guten Tag, wo hat man Missmatches usw.? Ich würde mir allerdings diese Grundidee wünschen weil ich mir persönlich davon den größten Erfolg von verspreche. Damit wäre man schwerer ausrechenbar, denn dann hat man direkt am Korb eine Scoring Option (Howard), am Flügel jemanden (Hill) und zuletzt dann am Perimeter (Francis). Aber das ist wie schon gesagt auch vom Spielverlauf abhängig, ich wünsche mir aber dennoch eine Balance soweit es möglich ist, wobei die Achse Hill-Howard-Francis-Turkoglu als beste Offensivoptionen 2/3 der Würfe nehmen sollte.