Also dann haue ich zum Einstand mal einen raus. Das Zwischenfazit zur Offseason:
Die Offseason der Suns zeigt ganz gut, warum ich kein Freund davon bin, Signings und Trades isoliert zu betrachten. Ich finde über jeden einzelnen Move kann man streiten sowie Vor – und Nachteile finden. Diese Franchise benötigte leider einen radikalen Neustart. Trotz vielversprechendem Kern wirkte vieles festgefahren und verloren. Es waren eben die dysfunktionalen Sarver-Suns, auf und abseits des Courts.
Mit TJ Warren fing alles an. Wie ist es möglich einen effizienten 20-Punkte-Scorer und legitimen 6th Man mit dem 32. Pick zu dumpen? Aufgrund der Vorgeschichte und Reputation der Suns ist es nun leicht draufzuschlagen. Die Wahrheit ist, TJ Warren passte überhaupt nicht neben Booker und Ayton. Seine Schwächen im Rebounding, Passing und in der Defense waren zu groß. Nahezu alle Metriken haben den Eye Test bestätigt. Auch seine Tunnel Vision war ein großes Hindernis, weil einer der Hoffnungsträger mit Kelly Oubre dieses Problem auch hat. Der Fit war schlicht und ergreifend eine Katastrophe.
AST% über die Karriere bei TJ Warren: 6.9
AST% über die Karriere bei Kelly Oubre: 5.6 (Karrierehöchstwert in PHX mit 8.7)
Zwei dieser Spieler inkl. deren Rollen kann man nicht +- 30 Minuten pro Spiel mitschleppen. Das Spiel wird sehr eindimensional und wenn dann mit Devin Booker ein einziger Playmaker im Team ist, dann wird es ganz schwer und das Ergebnis hat man gesehen. Ein Big/Forward mit Länge und Physis hat ja zusätzlich auch noch gefehlt. Dazu kamen fünf Rookies und Spieler wie Jimmer, Jamal, Anderson, Josh Jackson und Veteranen die keine Lust hatten. (Ariza, Chandler)
…und so fragt man sich warum Devin Booker keine Spiele gewinnen kann.
Mit einem Trade ging es kontrovers weiter. Pick # 6 (Culver) ging für Dario Saric und Pick # 11 nach Minnesota. Mit diesem Move wurde schnell klar, dass James Jones Shooting über Defense/Athletik neben Ayton evaluiert. Das kann man anders sehen, aber ich unterstütze ihn. Warum?
Ayton wurde an # 1 nicht für die ersten zwei Jahre gezogen, sondern für die Zeit danach. Die Suns wählten ihn, weil sie an ihn glauben. Nach größeren defensiven Problemen in der Anfangszeit zeigte Ayton defensiv eine Entwicklung. Es gab Phasen in denen er den Korb beschützen konnte. Es fehlte vor allem an Konstanz und Erfahrung. Onball sah das zum Teil schon sehr gut aus. Am Perimeter war er flink unterwegs und konnte für einige Momente sogar Curry und Lillard kaltstellen. Auch für seine Defensivleistungen gegen Giannis und LeBron erntete der Rookie viel Lob. Das Spiel in Orlando hat er z.B. mit seiner Defense in der OT quasi im Alleingang gewonnen. Ansätze und Tools sind also vorhanden. Das Ayton als Big defensiv noch sehr viel besser werden muss, ist klar. Große Baustellen sind die Rimprotection, die Helpdefense und seine Konstanz. In einem System, in dem viel geswitched wird, könnte er mittel – bis langfristig sogar brillieren.
Saric ist ein Indikator, dass die Suns an Ayton glauben, ansonsten hätte ein Spielertyp wie Taj Gibson sehr viel mehr Sinn gemacht. Saric sorgt mit seinem Skillset für wesentlich mehr Spacing und hilft damit dem gesamten Team. Booker und Ayton sind eine Waffe, sofern sie Platz haben. Booker musste in den letzten Jahren häufig genug gegen die gesamte gegnerische Defense alleine spielen. Diese Zeiten dürften wohl langsam vorbei sein.
Kelly ist offensiv noch nicht effizient genug, aber mit seiner Athletik und Self-Creation wird Saric auch ihm guttun. Seine Fähigkeit zum Korb zu ziehen wird den Suns helfen, wenn Booker und Ayton auf der Bank sind oder keinen guten Tag haben. Also gilt erstmal: Spacing > Defense.
Saric ist mMn ein solider Passer, der häufig nur als Spot-Up-Shooter genutzt wurde. Vielleicht kann man offensiv noch ein bisschen etwas rauskitzeln. Zudem ist er eine andere Präsenz als TJ Warren, auch wenn es defensiv Stand heute mit Ayton etwas schwierig aussieht. Saric hat nur ein Jahr Vertrag und wie bei Diallo und Kaminsky können die Suns neu evaluieren, ob es langfristig Sinn macht. Das ist eine perfekte Ausgangssituation. Je nachdem wie sich Ayton defensiv entwickelt, kann man reagieren. Die Rechte an Saric zu besitzen, ist schon mal ein guter Anfang.
Dann kam Cam Johnson und die Suns machten sich wieder mal endgültig zur Zielscheibe.
Auch hier gilt: Shooting, IQ > Athletik, Defense.
James Jones will offensichtlich seinen Jungstars so viel Platz wie möglich verschaffen. Das Spacing war ein Problem in den letzten Jahren. Es fehlte häufig ein Spieler, der auch schwierige Würfe trifft und der weiß was er auf dem Court zu tun hat. Cam passt ins Profil. Ich hätte z.B. auch lieber einen Clarke gesehen, aber es ist jetzt wie es ist.
Weiter ging die wilde Fahrt und der Bucks Pick wurde auch gleich noch investiert. Es kamen Aron Baynes und Ty Jerome. Jones machte insgesamt exakt das Gegenteil von dem was McD immer tat. Viel mehr Gegensatz geht gar nicht mehr. Der Eine betrachtete alle Spieler nur als Assets und war scharf auf rohe High-Upside-Spieler und der Andere will ein Team mit Charakter bauen und geht dabei äußerst unkonventionell vor.
Jerome ist auch ein guter Schütze und gilt als sehr guter Playmaker. Es wurden wieder zwei große Baustellen adressiert. Damit wurde das Passing und die Spielintelligenz im Team noch einmal erhöht. Nach der goldenen Ära um Marquese Chriss und Josh Jackson sind das durchaus nachvollziehbare Moves. In der Vergangenheit gab es riesige Probleme in Sachen Playmaking und Passing. Ayton kann ein Lied davon singen. Das war wirklich schlimm mit anzusehen, vor allem wenn Spieler wie Trevor Ariza das Playmaking übernehmen mussten, wenn Booker auf der Bank saß. Der Schmerz breitet sich schon wieder aus. Ich sehe Jamal Crawford und Jimmer Fredette direkt vor mir. Weiter geht’s.
Mit Baynes kommt ein erfahrener Spieler, dessen Stärken doch recht klar sind. Als Backup hinter Ayton finde ich ihn vollkommen in Ordnung. Danach wurde Jalen Lecque verpflichtet und mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet. Das sind genau die Moves, die ich sehr mag. Lecque wird viel Upside nachgesagt und er hat keinen Pick gekostet. Was den Value betrifft (low risk – high reward) ein für mich unterschätzter Move der Suns. In der SL zeigte der Junge vielversprechende Ansätze. Jalen dürfte noch einen weiten Weg vor sich haben, aber es ist gut einen rohen und vermeintlichen High-Upside-Spieler weiterhin in der Hinterhand zu haben, nachdem die anderen alle gefloppt sind. Wenn man die eigenen Picks schon an Spieler dranbinden muss, um sie loszuwerden, dann macht man es halt so.
Es hagelte von allen Seiten Kritik und Häme, inkl. Teile der eigener Fanbase, auch von mir. Die Sarver-Suns sind wieder „on fire“, nicht wahr?
Es folgte der nächste Kracher. Josh Jackson und DeAnthony Melton wurden MIT ZWEI eigenen Zweitrundenpicks für Jevon Carter und Kyle Korver getradet. Isoliert betrachtet fühlt man sich wie im falschen Film oder? Aber auch hier ist die Wahrheit für mich eine andere. Josh Jackson war eine große Belastung, on – und offcourt. Was der Kerl sich alles geleistet hat, da könnte man ein Buch darüberschreiben. Anspruch und Wirklichkeit lagen maximal auseinander. Als ehemaliger Supporter von ihm, bin ich sehr enttäuscht über seine Entwicklung oder soll ich besser sagen: eine Entwicklung fand nie statt. Der Plan von Jones wurde immer deutlicher. Alle Störenfriede raus, Spielintelligenz und Teambuilding rein.
Dazu passt auch Melton. Defensiv ein sehr interessantes Talent, aber offensiv extrem limitiert. Ich kann mir vorstellen, dass Melton eines Tages ein sehr guter 3&D Spieler wird, aber bei aller Liebe: das kann man Devin Booker nach dem was er alles mitmachen musste, nicht weiterhin antun. Er braucht endlich Unterstützung und nicht Spieler um sich herum, die mehr mit sich selbst beschäftigt sind. Jones hat auch das adressiert. Deshalb kann ich verstehen lieber auf Jerome zu setzen.
Ob es diese Secondrounder zusätzlich noch benötigt? Ich weiß nicht. Aber man sieht schon wie Josh Jackson in der Liga evaluiert wurde und das zurecht. Das Aufräumen hat gekostet und es war Zeit loszulassen. Am Ende war es mMn leider alternativlos. McD und Sarver haben in Phoenix einen Scherbenhaufen hinterlassen, welcher hinten und vorne nicht zusammengepasst hat. Korver wurde dann gleich entlassen, um zusätzlichen Cap Space zu generieren. Sein Vertrag war nicht voll garantiert.
Es folgte das Signing von Rubio. Endlich war er da, der lange und schmerzlich vermisste Point Guard/Playmaker. Endlich bekommt Book Entlastung und Unterstützung.
Auch hier: isoliert betrachtet ist das für mich kein guter Vertrag, aber was wird erwartet? Wer geht in seiner Prime zu den aktuellen Suns und lässt sich das nicht mit $ vergolden? Ich würde das als notwendiges Übel betrachten und es gut sein lassen. Man muss sehen woher diese Franchise kommt und wie die Ausgangslage war. Rubio ist ein klares Upgrade und so etwas schreiben zu dürfen, ist für mich als Suns-Fan etwas was sich nahezu neu anfühlt. Mit Rubio ergibt auch das Shooting, welches Jones addiert hat, viel mehr Sinn. Seine Schwächen sind uns allen bekannt. Mit Booker/Ayton/Oubre hat man bereits drei Scorer inkl. Self-Creation (natürlich noch ausbaufähig) und mit diesem Kader, sollten die Suns in der Lage sein, immer für Spacing sorgen zu können. Das könnte Rubio’s Schwächen etwas kaschieren. Zudem gefällt es mir, dass Rubio bereits mit Towns das Vergnügen hatte.
Der Vertrag von Kelly ist genial. In diesen zwei Jahren kann er zeigen wie gut er wirklich ist und die Suns sind super flexibel. Dürfte ebenfalls ein attraktiver Tradechip sein. Ich halte ihn in Sachen „Kultur und Neustart“ neben den zwei Alphas für den wichtigsten Spieler. Er bringt vor allem die Qualitäten mit, welche in letzter Zeit vermisst wurden, nämlich Mentalität. Die beiden „Valley Boyz“ Kelly Oubre und Mikal Bridges bezeichne ich als Verbindungskleber. Sie haben das Potential den Laden zusammenzuhalten.
Kelly, der emotionale Leader, der die Alphas entlastet und alle mitreißt und
Mikal, der ruhige Advanced Stats Liebling und Mädchen für alles inkl. potentieller Elitedefense
Wenn ich zwei Komplementärspieler für Booker und Ayton schnitzen müsste, dann würden Typen wie Kelly und Mikal dabei herauskommen.
Als das Signing für Frank Kaminsky bekannt wurde, musste ich ebenfalls schwer schlucken. Ganz ehrlich: zu Dario Saric hätte ich mir als Gegenpol einen athletischen und defensivorientierten Spieler gewünscht. Nun sind zwei Sachen passiert, welche meine Bedenken verkleinern. Die Suns haben auch bei Frank the Tank eine Teamoption, d.h. die Suns werden immer flexibler. Man bringt sich in die Position für Trades und/oder viel Cap Space, um nachladen zu können. Das Zweite ist die Verpflichtung von Diallo. Der wurde bereits besprochen.
Diese ganze Kritik an den Suns kann ich nachvollziehen. Ich weiß wo es herkommt und dafür ist man ist erster Linie selbst schuld. Trotzdem hauen gerade diejenigen drauf, die sich über die Suns immer lustig gemacht haben, sei es wegen der Ambitionslosigkeit, wegen des fehlenden Konzepts oder der toxischen Kultur. Jetzt tut man was dagegen und es ist wieder nicht recht. Ja was denn nun?
Die Suns benötigen Stabilität, Ruhe, Harmonie und Autorität. Dafür steht auch Monty. Von Anfang bis Ende ist ein roter Faden erkennbar. Sarver hat investiert. Bei aller völlig berechtigten Kritik. Er hat investiert! Für die nächsten zwei Jahre sieht der Cap hervorragend aus, trotz Rubio, der sicherlich ein paar Millionen zu viel bekommt. Wenn man analysiert, wo dieses Team herkommt, dann ist das okay. Jetzt liegt es an Monty den Laden in den Griff zu bekommen.
Lineups wie z.B.
Rubio – Booker – Bridges – Oubre – Ayton
Booker – Bridges – Oubre – Saric – Ayton
Rubio – Bridges – Oubre – Diallo – Ayton
können potentiell in der NBA nicht nur mithalten, sondern auch richtig Spaß machen und erfolgreich sein.
- Stabilität/Ruhe/Teamchemie/Mentalität
- Konzept/System
- interne Entwicklung
- Image verbessern
- Trades/Free Agency (Defense/Athletik/allgemeine Qualität)
- Suns sind wieder da
Ich bin ein Hobby-Assetmanager und Sofa-GM. Nahezu alles was Jones gemacht hat, trifft mich in die Magengrube. Trotzdem habe ich den Eindruck, er baut ein Team und genau das benötigen Devin Booker und Deandre Ayton. Das ist kein „F“, bei allem Respekt.
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