15. Mai 2016, kurz vor 18:00 Uhr in Swansea, Wales: Mike Dean pfeift die Partie am letzten Spieltag der Saison zwischen den Hausherren und Manchester City ab, das Spiel endet mit 1:1. Im über 1.100 Kilometer entfernten München wird ein 45-jähriger Spanier durchgeschnauft haben, denn durch dieses Unentschieden war Manchester City wieder drei Punkte vorm Stadtrivalen von United und nur noch theoretisch vom vierten Platz zu verdrängen (United hätte im Nachtragsspiel gegen Bournemouth mit 19 Toren Unterschied gewinnen müssen). Somit stand spät aber doch fest, dass Pep Guardiola der Gang in die Europa League nach seinem Wechsel von Bayern München erspart blieb. Schade eigentlich
Nach dem Quasi-Ende des Financial Fairplays hat sich die Geldschatulle von Scheich Mansour wieder weit geöffnet. Letztes Jahr investierte man bereits über 200 Millionen Euro und holte unter anderem Kevin De Bruyne, Raheem Sterling und Nicolas Otamendi ... alleine für dieses Trio bezahlte man knapp 180 Millionen Euro. Genützt hat es auf der Jagd nach dem dritten Titel binnen fünf Jahre freilich nichts: 15 Punkte fehlten am Ende auf Sensationsmeister Leicester, die Ablöse von Trainer Manuel Pellegrini stand freilich schon Monate vorher fest. Stattdessen sicherte man sich schon im Winter die Dienste von Erfolgscoach Pep Guardiola, der die Bayern nach drei Meistertiteln in ebenso vielen Jahren wieder hinterließ.
Bei Man City trifft Guardiola auch auf seinen alten Barcelona-Spezl Txiki Begiristain, der bei den Citizens seit fast vier Jahren als Sportdirektor arbeitet. Versteht sich von selbst, dass auch Guardiola am Transfermarkt extrem viel Geld zur Verfügung steht. Pep ließ sich auch nicht lange bitten, und so wurden bislang 190 Millionen Euro für sieben neue Spieler ausgegeben. Der Löwenanteil davon entfällt dabei auf den 22-jährigen John Stones und den 20-jährigen Leroy Sané: knapp 106 Millionen Euro machte man für das Duo locker. Sofortige Hilfe erwartet man sich auch von Flügelspieler Nolito sowie den derzeit leider wieder mal verletzten Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan, während die drei 19-jährigen Talente Gabriel Jesus, Marlos Moreno und Oleksandr Zinchenko eher Versprechen für die Zukunft sind. Jesus und Moreno wurden vorerst auch gleich zu ihren bisherigen Klubs zurückverliehen.
Den einen oder anderen Abgang wird es sicher noch geben - bislang hat vom Stammpersonal nur Martin Demichelis den Verein verlassen, und dem wird man nicht allzu viele Tränen nachweinen. Samir Nasri wurde von Guardiola aussortiert und wird den Verein ziemlich sicher verlassen, nach dem Stones-Deal gibt es auch Gerüchte um einen Abgang von Eliaquim Mangala. Gerüchte um weitere Neuzugänge halten sich aktuell zumindest in Grenzen, wobei ich weiterhin nicht überrascht wäre, wenn Guardiola auf der Torhüterposition noch was machen würde.
Zugänge:
John Stones (Everton), Leroy Sané (Schalke), Ilkay Gündogan (Dortmund), Nolito (Celta Vigo), Gabriel Jesus (Palmeiras), Oleksandr Zinchenko (FK Ufa), Marlos Moreno (Nacional)
Abgänge:
Martin Demichelis (Espanyol), Florian Lejeune (Eibar)
Manager: Pep Guardiola
Sieben Saisonen verbrachte der Spanier bisher auf der Trainerbank, sechsmal durfte er am Ende der Saison dann über den Meistertitel jubeln. Egal, ob erst bei Barcelona oder zuletzt bei den Bayern - der Erfolg war immer da, und Guaediola hatte mit seinen oft sehr kreativen Ideen und Systemen natürlich einen sehr großen Anteil daran. In Spanien gewann er zweimal die Champions League und einmal sogar das Triple, in München blieb ihm international der große Wurf verwehrt. Nun also der Wechsel nach England, und das ist sicher eine große Umstellung: Guardiola ist einer von nur vier Trainern (Conte, Mazzarri und Puel sind die anderen), die als Trainer noch nicht in England gearbeitet haben.
Player to watch: John Stones
Schon letzten Sommer wurde der junge Engländer von Großklubs wie Chelsea heftig umworben. Damals widerstand der FC Everton noch der Verlockung des großen Geldes, diesen Sommer ließ man Stones ziehen. Kostenpunkt knapp 56 Millionen Euro - damit ist der 22-Jährige nun offiziell der teuerste Abwehrspieler aller Zeiten, und das, obwohl er eine recht enttäuschende Spielzeit hinter sich hat. Das Talent ist aber ohne Frage da und Stones passt mit seiner guten Spieleröffnung und Technik definitiv in Guardiolas Anforderungsprofil, was Innenverteidiger angeht. In jedem Fall werden viele Augen auf Stones gerichtet sein, nachdem mit Raheem Sterling ein anderer junger Engländer bei City letztes Jahr ja dem Druck der hohen Ablöse nicht standhalten konnte.
Prognose: 1.
Der Kader war schon vor diesem Sommer sehr gut, und die ohnehin schon unfassbar starke Offensivabteilung wurde noch einmal verstärkt. Von heute auf morgen wird sicher nicht alles perfekt laufen, aber die Kombination Trainer/Kader ist auf dem Papier schon sehr stark. City gehört ohne Frage zu den großen Titelfavoriten.
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Damit ist meine kleine PL-Rundreise auch schon wieder zu Ende. Ich bedanke mich noch einmal bei @Next und @Steph Curry für ihre tollen Beiträge und hoffe, es hat dem einen oder anderen hier auch gefallen