Natürlich eine längst überfällige Entscheidung, aber das größte Problem von Real bleibt ja weiter im Amt ...
Das sagt sich immer so, aber ich rekapituliere nochmal die zweite Amtszeit unter Perez:
Florentino kehrt 2009 zurück zu einem Real Madrid, das von Peps Barcelona bloßgestellt wurde und welches es 7 Jahre nicht mehr ins CL Viertelfinale schaffte. Real Madrid hatte seine Position unter den größten Europas verloren, sie waren keine Gruppenköpfe mehr und damit auch nicht die attraktivste Anlaufstelle für die Top Spieler. Es standen Namen wie Cesc oder Kaka im Raum, aber man bekam nur die Stars, die im Verfall waren(RvN) oder unter ungewöhnlichen Umständen, wie beim Zwangsabstieg Juves.
Die Mannschaft, die 2-6 gegen Barcelona verlor sah so aus: Casillas - Ramos, Metzelder, Cannavaro, Heinze - Robben, Lass, Gago, Marcelo - Higuain, Raul.
Es kehrt Perez unter Jubel der Fans und ihm ist klar, er will, wie eins Bernabeu, die besten Spieler verpflichten. Mir ist klar, dass dieser Punkt den Fußballromantiker nicht gefällt, dass das keine Philosophie sei.
Aber Perez will eine Mannschaft, die mit Peps Barcelona mithalten kann und dafür braucht es die beste Ware auf dem Markt.
Nachdem Wenger absagt, ist Pellegrini die Wahl für die Trainerbank, wodurch klar wird, worauf der Fokus gelegt wird. Die Trainer verfolgen einer ähnlichen Philosophie, eines assoziativen Fußballs. Doch Barcelona beweist, dass man mit ihnen nicht von Angesicht zu Angesicht mithalten kann, dass sie eine historische Mannschaft sind, die man nur reaktiv bezwingen kann.
Perez akzeptiert das und verpflichtet den besten darin. Der Club verändert die Strukturen, modernisiert sich und kommt endlich im 21. Jahrhundert an. Und in drei Jahren verändert man die Dynamik. Man hält nicht nur mit in den Kämpfen um die Titel, man nimmt dem Rivalen die Aura der Unbesiegbarkeit.
Ohne Pep Guardiola und allgemein weniger einschüchternd, scheint nun die Zeit gekommen zu sein, dominanter aufzutreten. Ancelotti kommt. Mit einem Projekt in Sicht, das mehr für Protagonismus steht, werden die Aktionen auf dem Transfermarkt KLAR dem untergeordnet.
Jetzt wo man es "konnte", verpflichtete man die besten Mittelfeldspieler, um im Zentrum zu dominieren wie einst Pep. Es kommen Kroos, Isco, Illarramendi, James, Kovacic... unter einem Trainer der das Gefühl für diesen Fußball hat und es folgt der beste Fußball post Galactico Ära samt Rekord Siegesserie. Doch, auch aufgrund eigener Fehler, man gewinnt nichts. Und man entscheidet sich, den Trainer zu wechseln, eine Entscheidung, die aus einigen Punkten vernünftig erschien.
Dann folgte die, für mich, zweifelhafteste Entscheidung in der Perez Zeit: die Einstellung Benitez'. Man achtete zu stark auf die Fehler des Vorgängers und versuchte einen Typ zu holen, der in diesen Schwächen genau seine Stärken haben sollte, aber er war auch ein Trainer dem das Gefühl für den Fußball fehlte, für den Madrid nun bestimmt war. Einer der defensivsten Trainer der Elite im Madrid der Mittelfeldspieler. Die Mannschaft glaubt von Anfang an nicht an ihn und es geht aus, wie man es befürchten konnte: fatal.
Über den Fehler der Benitez Verpflichtung hinaus und einige andere Fehler, sehe ich ein absolut stimmiges Projekt. Wie wenige in Europa.
Doch worum geht es im Fußball? Um Titel und da man direkt mit Messis FC Barcelona konkurriert, wird immer ein negatives Fazit bei Real Madrid gezogen werden. Chelsea, United, City, Milan, Inter, Liverpool... Welche Mannschaft, nein, welcher Riese gewinnt jedes Jahr Titel? Es ist nicht die Norm, es ist nicht zu verlangen. Was man verlangen kann ist, dass man um die Titel mitspielt. Und Madrid spielt praktisch um alle Titel seit 2010. Wie viele andere Teams neben Barcelona haben das getan?
Nur so als Alternativen Blick auf Florentino Perez' Zeit bei Real Madrid.