Ich glaube nicht, dass Messi eine "dominierende Position" einfordert. Im Bezug auf Marketing und die Öffentlichkeit würde er wohl gerne auf einen Großteil der Aufmerksamkeit verzichten.
Auf sportlicher oder persönlicher Ebene gab es eigentlich nie Probleme. Neymar war wohl der Mitspieler bei dem man am Ehesten hätte erwarten können, dass es eine kleine Rivalität um Tore, Ruhm und Aufmerksamkeit gibt. Stattdessen hat das auf dem Platz ohne Eitelkeiten und Eigensinn funktioniert. Die waren auch privat befreundet und sind weiterhin in engem Kontakt. Ich glaube in der Hinsicht war/ist das eher unkompliziert.
In die Vereinspolitik hat er sich nie eingemischt. Erst unter Bartomeu hat man das Gefühl, dass die Spieler mehrfach genervt waren. Da hat sich Messi dann auch als Kapitän im Namen der Mannschaft zu Wort gemeldet.
Bei der Nationalmannschaft hat er häufiger öffentlich auf den Tisch gehauen oder gedroht. Aber was da in Argentinien läuft ist ja auch ein Trauerspiel. Das ist pures Chaos und Korruption wohin man schaut. Zwischenzeitlich hat die Fifa kommisarisch den Verband geleitet und die Profispieler des ganzen Landes haben gestreikt. Die Nationalmannschaft wurde immer nur zum Geldverdienen genutzt. Wenn es irgendwie die Chance auf lukrative Freundschaftsspiele gab, wurde das Team dahin geschickt. Auch medial ist da immer Drama.
Keine Ahnung inwiefern Messi oder der Kreis der Führungsspieler bei Barca im Bezug auf sportliche Entscheidungen oder Kaderplanung einbezogen werden. Bei Barca hatte man (nach Pep) häufig den Eindruck, dass selbst die Trainer hier keine große Rolle spielen.
Und das Thema dient auch als Überleitung zur Frage wie man den Club wieder in ruhigeres Fahrwasser steuern kann. Ich kann deinen Ansatz "Reform von Oben nach Unten" nachvollziehen. Aber mal angenommen bei der nächsten Wahl gibt es einen neuen Präsidenten. Auch der wird vom ersten Tag an von seinen Gegenkandidaten attackiert werden. Es gibt eigentlich aus meiner Sicht nur ein Szenario bei dem Ruhe herrscht.
Wenn Vorstand, Sportdirektor oder Trainer so unangreifbar ist, dass sich niemand traut ihn herauszufordern.... Dann hast du Ruhe. Bei Madrid hat sich Perez diesen Status erarbeitet. Bei Barcelona habe ich eher Hoffnung, dass man eine solche Trainerpersönlichkeit findet als einen Funktionär für den Vorstand.
Guardiola hatte nach seiner ersten Saison "Gott Status". Er konnte aufgrund seiner Beliebtheit und seiner Vergangenheit mit Vertrauen der Fans starten und mit dem Erfolg wurde er unantastbar. Auf der Führungsebene gab es trotzdem Laporta vs Rosell Drama aber auf sportlicher Ebene war ganz eindeutig Guardiola der Chef. Das wussten auch die Leute im Vorstand. Man muss sich nur die Transfers anschauen. Das war ganz klar seine Handschrift und er konnte seine Wünsche durchdrücken. Auch der Sportdirektor arbeitete letztendlich für Guardiola. Und jeder Präsident wusste ganz klar: Ich habe keine Chance einen Machtkampf mit Guardiola zu gewinnen. Natürlich ist das Standing des Trainers abhängig von den Ergebnissen. Pep hätte nicht jahrelang Dritter werden und jedes Jahr einen 40 Millionen Transfer a la Tschyhrynskyj (wer kennt den noch?) durchdrücken können.
Aber in den späteren Jahren hattest du bei Trainern wie Martino, Setien oder Valverde die Situation, dass sie überhaupt keinen echten Einfluss hatten. Tito kann man nicht beurteilen. Enrique ist extrem "stark" aufgetreten und hat in den ersten Wochen deutlich gemacht, dass er seinen Willen durchsetzen wird. Das war bei den anderen Trainern nicht der Fall.
Die waren dankbar für die Chance Barca trainieren zu dürfen. Auch die Sportdirektoren waren nie starke Persönlichkeiten mit echtem Rückhalt. Wenn dann gleichzeitig noch Machtkampf im Vorstand tobt geht es überall nur um kurzfristige Ziele. Da kann es keine nachhaltige und konsequente Transferstrategie geben.
Darum habe ich Hoffnung im Bezug auf Xavi. Der ist wahrscheinlich bei Amtsantritt kein besserer Trainer als Setien oder Valverde. Aber er wird in der Öffentlichkeit und bei den Fans deutlich mehr Unterstützung haben. Zudem kennt er die handelnden Personen und die Machtkämpfe. Er hat das über Jahre in der Kabine verfolgt und noch immer Connections zu so vielen Leuten im Club. Xavi könnte stark auftreten und seinen Willen durchsetzen wie es ein anderer Trainer niemals umsetzen könnte. Fände ich sehr spannend...
Aus meiner Sicht braucht es eine extrem starke Persönlichkeit auf einer der Schlüsselpositionen. Xavi könnte das vielleicht sein. Und der hat sich jetzt schon extrem clever positioniert. Es war auch clever im Winter abzusagen. Im Optimalfall sorgt er dafür, dass einige seiner Kumpels und Weggefährten (wie Puyol) Verantwortung übernehmen. Dann hätte ein solches Team mit Sicherheit die Chance in Ruhe zu arbeiten und ein Projekt zu gestalten.
Ansonsten muss man noch einige Jahre warten bis Pique für den Vorstand kandidiert. Ich bin sicher das wird kommen.
Ruhiger wird es dann allerdings nicht