München/Gelsenkirchen - Nach dem sechsten Trainerwechsel in den vergangenen dreieinhalb Jahren steht die Führung von Schalke 04 unter Druck.
Klar ist: Der Nachfolger des entlassenen Ralf Rangnick, der sich am Dienstag bei den "Königsblauen" verabschiedete, muss ein Volltreffer sein.
Einen weiteren Fehlschlag bei der Trainersuche kann sich vor allem Manager Rudi Assauer kaum erlauben.
Assauer: "Alles ist möglich"
Dabei sind die Anforderungen enorm hoch: Der neue Mann muss (noch) erfolgreicher und schöner Fußball spielen als Rangnick, mit Assauer und seinen Kommentaren keine Probleme haben, bei der Mannschaft ankommen und möglichst einen großen Namen haben.
Ein Profil, das je nach Auslegung auf viele und auf wenige Kandidaten zutrifft. Entsprechend erklärte Assauer: "Alles ist möglich."
Spätestens am 4. Januar zum Trainingsbeginn nach der Rückrunde soll aber ein neuer Chefcoach für Interimstrainer Oliver Reck gefunden sein.
Sport1.de nennt die Vor- und Nachteile möglicher Kandidaten.
Huub Stevens:
Der 52-Jährige war der letzte relativ unumstrittene Chefcoach auf Schalke und dürfte auch jetzt wieder ein heißer Kandidat sein.
Auf Anfrage dementierte der Holländer ein Interesse nicht, obwohl er noch Vertrag bei Roda Kerkrade hat. "Man weiß nie. Aus Verträgen kannst du immer raus."
Für Stevens spricht, dass er sowohl mit Assauer als auch mit den Fans keine Probleme hatte und die letzten Schalker Titel gewann: Den DFB-Pokal 2001und 2002 sowie den Uefa-Cup 1997.
Ottmar Hitzfeld:
Der erfolgreichste deutsche Vereinstrainer ist im Gegensatz zu Stevens nicht gebunden und es soll bereits erste Gespräche mit ihm gegeben haben. Er hat angeblich sogar bereits geäußert, dass für ihn in Deutschland nach Dortmund und Bayern nur noch Schalke in Frage kommt.
Gegen ein Engagement sprechen aber zwei Aspekte Zum einen will Hitzfeld laut eigener Aussage erst im nächsten Sommer wieder einen Klub trainieren. Zum anderen dürfte den auf Seriosität bedachten "Gentleman" das Verhalten der Schalker Führung gegenüber Rangnick wohl abschrecken.
Rene Eijkelkamp:
Der ehemalige Schalker Profi, der Publikumsliebling war, galt schon öfter als Geheimfavorit. Grund ist eine ältere Aussage Assauers, nach der der Holländer bestens geeignet wäre, wenn er mehr Erfahrung hätte.
Die hat er in den vergangenen Jahren als Co-Trainer gesammelt, aktuell an der Seite von Erfolgscoach Guus Hiddink beim PSV Eindhoven. Eine Freigabe dürfte kein Problem sein. Die Frage ist nur, ob Assauer ihm mittlerweile den Job zutraut.
Christoph Daum:
Der frühere Coach von Leverkusen, Stuttgart und Köln ist der erklärte Favorit der Schalker Anhänger. Mit seiner Art und seinem Engagement würde er auch gut zu den "Königsblauen" passen.
Das Problem: 2003 gab es sogar Gespräche mit Schalke, doch man konnte sich nicht einigen. Seitdem sind sich Daum und Assauer spinnefeind, was zuletzt beim Champions-League-Spiel wieder deutlich würde.
Auch wenn Daum tatsächlich eine Freigabe aus seinem laufenden Vertrag bei Fenerbahce Istanbul bekommen würde, was unwahrscheinlich ist, so dürfte Assauer kaum Interesse an einer Zusammenarbeit haben.
Klaus Toppmöller:
Der Ex-Nationalspieler wäre nicht die schlechteste Lösung für Schalke: Er ist vertragsfrei und Kumpeltyp und hat bei Bayer Leverkusen in der Saison 2001/2002 bewiesen, dass er aus einer Ansammlung von guten Einzelspielern ein starkes Team formen kann.
Allerdings hat sein Ruf zuletzt bei seinem erfolglosen Engagement gelitten, zudem soll er nicht das beste Verhältnis zu Assauer haben.
Matthias Sammer:
Als knurriger Typ, der Erfolge nachweisen kann, eigentlich ein Mann nach Assauers Geschmack. Dagegen spricht aber die Tatsache, dass er diese Erfolge als Spieler und Trainer ausgerechnet mit dem verhassten Erzrivalen Borussia Dortmund feierte.
Zudem hatte der Europameister von 1996 noch vor wenigen Wochen in Leverkusen mit der Begründung abgesagt, er plane eine längere Auszeit als Trainer. Außerdem dürften ihn wie Rangnick die vielen nach außen dringenden Interna stören. Dennoch scheint es denkbar, dass beide Seiten über ihren Schatten springen.
Klaus Augenthaler:
Auch hier würde vieles passen: Der Weltmeister von 1990 passt vom Typ her zu Assauer, hat Erfolge als Spieler und Trainer vorzuweisen und ist auf Jobsuche. Die Frage ist nur, ob die Schalker ihm nach dem Scheitern in Leverkusen die Übernahme eines Top-Teams zutrauen.