Robert Enke tot!


mystic

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Aber haben diesmal die Medien Enke für seine Weinerlichkeit o.Ä. verspottet? Nein. Anscheinend hat er ja ständig Angst davor gehabt, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Das ist legitim, aber zumindest kann man der Gesellschaft meiner Meinung nach nicht vorwerfen, ihn in den Tod getrieben zu haben.

Das ist kein Vorwurf, sondern in dem Fall schon eine sehr konkrete Aussage meinerseits. Gerade der Fall Deisler, der in der Öffentlichkeit ob seiner Depressionen verspottet wurde, zeigt deutlich, dass Enkes Angst keineswegs unbegründet war. Seine offensichtlich negativen Erfahrungen in Istanbul bestätigten ihn auf jeden Fall in seiner Angst. Genau darin liegt die Schuld der Gesellschaft an sich. Und ja, es ist eine Verallgemeinerung, weil ich hierbei über das allgemeine Bild, also die Mehrheit, spreche und nicht konkret über einige Personen.
Enke direkt in den Tod getrieben hat aus meiner Sicht niemand speziell, aber wir als Gesellschaft haben mit versagt, jeder einzelne ein klein wenig, und das nicht nur im Falle Enkes sondern bei jedem Suizid eines eben psychisch kranken Menschens. Es ist ein Tabuthema, nicht nur im Sport, es ist ein Makel, der immer und überall negative Reaktionen hervorruft, ob nun frühzeitig in der Schule oder später im Berufsleben.

Vielleicht hätte es ein riesiges Medienspektakel gegeben, wenn Enke von seinen Depressionen erzählt hätte. Aber größer als das jetzige Spektakel wäre es nicht gewesen.

Hier geht es nicht um die Größe des Spektakels, zumal die meisten Medien durchaus pietätvoll agieren. Bei Deisler hat der offensive Umgang damit auch zu einem Karriereende geführt. Wie sollte das Enke weiterhelfen, der den Aussagen zu Folge vor allen Dingen im Fussball seine Erfüllung sah?

Und wenn du meinst, dass niemand auf den Lokführer aus empathischen Gründen verweist, liegst du da falsch, denke ich.

Welche Verbindung hat denn jeder Einzelne bitte zu Lokführer, sodass er hierbei empathische Gründe aufführen kann? Bei Enke kennt man zumindest das Gesicht, kennt einen Teil seiner persönlichen Geschichte, dadurch ist eine Betroffenheit zumindest herleitbar. Das kann ich bei so lapidar hingeworfenen Ausführungen á la "denk mal an den Lokführer" überhaupt nicht erkennen. Daher ist hierbei der Vorwurf der Heuchelei noch eher plausibel als bei Leuten, die jetzt einfach nur "RIP Enke" schreiben.

Ich will sicherlich nichts sagen wie "Ach, so schlimm ist das nicht, der hätte sich zusammenreißen sollen." - was ja dein Vorwurf ist.

Nein, das war zu keinem Zeitpunkt mein Vorwurf. Ich hatte jeden selbst aufgefordert, für sich darüber nachzudenken, mehr nicht.

Nein: Er war psychisch krank und darüber sollte man auch reden.

Was eben aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht sinnvoller ist, als die Aussage "reiß Dich zusammen". Wie liberalemente schon schrieb, kann man nur hoffen, dass eben ein solcher Vorfall dazu führt, dass offen darüber gesprochen werden kann, ohne einen erneuten Fall "Sebastian Deisler" zu erhalten.

Das sollte man auch hier beachten. Darf ich Enke nicht dafür kritisieren, dass er sich, weil er fürchtet, seine (Adoptiv-)Tochter zu verlieren, umbringt?

Wenn die Kritik berechtigt ist, darfst Du das gern machen, allerdings müsstest Du für ein abschliessendes Urteil einen Blick in seine Krankenakte werfen. Denn diese Aussage:

Damit hat er ihr ja einen Bärendienst erwiesen.

zeigt nur zu gut, dass Du nicht verstanden hast, was die Folgen einer Depression sind. Wäre er sich dessen vollkommen bewusst gewesen, hätte er sich mit Sicherheit nicht umgebracht. Aber darüber denkt ein depressiver Mensch gar nicht nach. Weswegen der Vorwurf, er handelte rücksichtslos gegenüber seinen Anvertrauten und den durch den Suizid nun betroffenen Personen, so dermassen sinnfrei ist.

Und auf den Lokführer verweise ich aus empathischen Gründen, und das nicht nur jetzt, sondern auch bei allen anderen Zugselbstmorden.

Du kann Dich also dementsprechend gut in den speziellen Lokführer hineinversetzen, weil ...? Oder ist das nicht doch nur eine pauschale Aussage, weil es so logisch gut klingt?

Ich will niemanden widersprechen, dass das Zugpersonal, die Rettungskräfte, gar die Insassen im Zug traumatisiert sind, aber das dies als Begründung für allerlei unpassende Kommentare hier im Thread zu nutzen, macht solche Hinweise eben auch unglaubwürdig.

Da du u.a. mich ansprichst.Ich habe Hochachtung vor Sebastian Deisler.Der "Schwäche" gezeigt hat und vor zig Kammerateams zugegeben hat das er unter Depressionen leidet.Ein echtes Vorbild meiner Meinung nach.

Aber wie viele haben/hatten diese Hochachtung? Sehr schnell wurde das doch mit einem Hinweis auf sein gehobenes Gehalt abgewürgt.
 
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Chris Gerne

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Genau das ist eben auch der Punkt. Enke war ernsthaft krank und das lässt sich nicht mit "normalen" Maßstäben messen.

Jep Menschen mit Depressionen denken nicht rational, deshalb kann man in so einem Fall keine "normalen" Maßstäbe ansetzen. Ich wünschte Enke hätte den "Deissler Weg" gewählt. Dem Stress und den Ängsten entkommen indem er all dem Druck den Rücken kehrt.
 

mystic

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Ich habe leider wirklich keinen Plan, was du hier sagen willst. Habe es mehrmals gelesen und kann es nicht wirklich zusammenfügen.
Das betrifft sowohl deine unkonkrete Kritik an dem verlinkten Artikel (schreibt nichts neues; pseudointellektuelles Geschwafel......aha), als auch deinen zweiten Absatz. Den versteh ich überhaupt nicht.:confused:

Der Autor des Artikels wirft den Medien vor, dieses menschliche Schicksal auszuschlachten. Er macht damit genau dasselbe, denn er nutzt den "Hype" darum, um sich selbst als "Kritiker" zu profilieren. Es gibt genügend "kleinere" Beispiele, an denen er seine Medienkritik ablassen könnte, dennoch wählt er dieses Thema, um den Moralapostel zu spielen. Zugleich wirft er im Artikel selbst den Beteiligten fehlerhaftes Verhalten vor, wobei er nicht mal erkennt, dass die meisten Reaktionen (Pressekonferenz, etc.) nun mal Produkt einer Medienlandschaft sind, deren Teil er ist. Insgesamt versucht er sich darin, dass in einem möglichst intellektuell hochtrabenden Stil zu formulieren, was letztendlich nur seinen banalen Drang nach eigener medialer Aufmerksamkeit befriedigen soll. Diese Reflektion auf sich selbst und die daraus resultierende Kritik fehlt dem Artikel völlig. Darum empfinde ich das als "pseudo-intellektuell" und als "Geschwafel".

In meinem zweiten Absatz mache ich nur darauf aufmerksam, dass eben jene fehlende Ethik auch bei denjenigen zu finden ist, die beispielsweise auf Lokführer verweisen. Dabei blenden sie nämlich völlig aus, dass sie ein öffentliches Forum für ihre Kritik nutzen, in dem es genau um den Tod Robert Enkes geht. Auch hierbei ist die Suche nach Aufmerksamkeit mitentscheidend, anderenfalls hätte man sich diese Kritik nun mal in der Öffentlichkeit sparen können. Zudem fehlen mir die konkreten Beweggründe dafür, denn eine persönliche Beziehung zum Lokführer kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Was ist also der Grund dafür, mal abseits von Effekthascherei und der Selbsteinschätzung, etwas für die Allgemeinheit wichtiges und lesenwertes zu verfassen? Um mögliche Folge-Suizide zu unterbinden mag das hier wohl das falsche Forum sein. Deshalb führe ich dabei Egoismus an, ohne Rücksicht auf andere Diskussionsteilnehmer, die sich Robert Enke, wie vorher von mir schon ausgeführt, durchaus plausibel Nahe fühlen können.

Ein weiterer Aspekt meines zweiten Absatzes ist die allgemeine Kritik an einer Gesellschaft, die Makel und Fehler zumeist verachtet, sodass sich Menschen, die nun mal von Natur aus her nicht perfekt sein können, zu durchaus unverständlichen Gedankengängen und dann auch Handlungen gezwungen sehen. Eine Krankheit, und das ist eine Depression nun mal, lässt Menschen sich in dieser Gesellschaft als minderwertig betrachten, und kann dann letztendlich zu Existenzängsten führen, die rational nicht mal bestehen müssten.

Wenn ich nun zu diesem Artikel zurückkomme, der den Angehörigen "lautes Trauern" vorwirft und mangelnde Rücksicht auf Suizidgefährdete, mit dem gar konkreten Vorwurf, den Suizid als "einzig möglichen Ausweg" darzustellen, dann passt das keineswegs mit der Pressekonferenz und den dabei von Frau Enke getätigten Aussagen zusammen. Ich hatte keineswegs den Eindruck, dass für Robert Enke der Suizid der einzige Lösungsweg war, sondern es wurde durchaus dargestellt, dass nur er es so sah. Weder der behandelnde Arzt noch Teresa Enke sprachen davon, dass dieser Freitod die Lösung der Probleme darstellt. Die offensichtliche Trauer kann hierbei gar aus meiner Sicht als Abschreckung gesehen werden, da Suizidgefährdeten vor Augen geführt wird, dass sie dabei vielen Menschen großes Leid zuführen. Eine solche Betrachtungsweise bietet der Artikel ebenso wenig. Stattdessen wird nur unbedarft auf alle Beteiligten geholzt. Bezeichnend ist dabei sogar ein Kommentar des Autors unter dem Artikel, der Bierhoff durch das Label "Medienprofi" indirekt Heuchlei vorwirft. Insgesamt ist das aus meiner Sicht einfach nur erbärmlich.

Jep Menschen mit Depressionen denken nicht rational, deshalb kann man in so einem Fall keine "normalen" Maßstäbe ansetzen. Ich wünschte Enke hätte den "Deissler Weg" gewählt. Dem Stress und den Ängsten entkommen indem er all dem Druck den Rücken kehrt.

Nimmt man die Aussage ernst, dass Enke vor allen Dingen im Fußball Ablenkung und Freude erreichen konnte, ist der "Deisler-Weg" keineswegs für ihn geeignet gewesen.
 
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Solomo

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Ich wünschte Enke hätte den "Deissler Weg" gewählt. Dem Stress und den Ängsten entkommen indem er all dem Druck den Rücken kehrt.
Ich habe mir grade die Pressekonferenz von Hannover angesehen:
Genau das ging ja nicht: Er hat aus dem Sport seine Erfolgserlebnisse gezogen, hat darüber das erlebt, was der Therapeut als "der Patient muss sich als Handelnder erleben" versteht.

Igitt, ist das ekelhaft. Jedesmal, wenn sich Teresa Enke Tränen wegwischte, ging das Blitzlichtgewitter los. Und morgen haben wir die weinende Witwe auf Seite 1 einschlägiger Zeitungen. Zum K...
Die Pressekonferenz hat mir regelrecht weh getan, bewundernswert, mit welcher Selbstdisziplin Frau Enke das durchgezogen hat, obwohl es ihr (nach meinem Eindruck) eine Menge Kraft gekostet hat.
 

Lendenschurz

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Die Pressekonferenz hat mir regelrecht weh getan, bewundernswert, mit welcher Selbstdisziplin Frau Enke das durchgezogen hat, obwohl es ihr (nach meinem Eindruck) eine Menge Kraft gekostet hat.

Ja, das muss ich mal unterschreiben. Habe mich dann doch dazu durchgerungen, das Video bei spiegel online anzuschauen.
Ich hoffe wirklich, sie steht das alles durch, das ist eine so furchtbare traurige Geschichte.
 

Michael der Echte

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@mystic

sehr guter Beitrag.

Fuer alle die sich mit dem Thema Depression als "Anfaenger" auseinandersetzen wollen sollten den Roman Maengelexamplar von Sara Kuttner lesen. Sicherlich sehr banal den das Thema ist sehr kompliziert aber zumindest ein Anfang.

Man sollte sehr vorsichtig sein und Enke mit Deisler vergleichen, denn der Grund fuer Depressionen sind sehr unterschiedlich.
 

John Lennon

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Ich habe mir grade die Pressekonferenz von Hannover angesehen:
Genau das ging ja nicht: Er hat aus dem Sport seine Erfolgserlebnisse gezogen, hat darüber das erlebt, was der Therapeut als "der Patient muss sich als Handelnder erleben" versteht.

Vollkommen richtig, bei Enke scheint der Sport (und auch der damit verbundene Druck) nicht das Problem gewesen zu sein. Viel mehr hatte er wohl die generelle Angst, das seine Depressionen bekannt werden und dies sein Leben massiv beeinträchtig (Teresa Enke:"Was sagen die Leute, wenn der Vater depressiv ist?" - dazu die Angst nach der leiblichen Tochter auch die Atoptivtochter zu verlieren).

Teresa Enke betonte ja auch das der Fussball sein Einundalles war. Dieses auf dem Platz und in der Kabine mit den Jungs Spaß zu haben, gab ihm wohl auch in schwersten Stunden Kraft.

Bei Deisler war der Fussball und das Geschäft drumherum ja eher belastend, so dass bei ihm der gewählte Weg der richtige war.

Igitt, ist das ekelhaft. Jedesmal, wenn sich Teresa Enke Tränen wegwischte, ging das Blitzlichtgewitter los. Und morgen haben wir die weinende Witwe auf Seite 1 einschlägiger Zeitungen. Zum K...
Die Pressekonferenz hat mir regelrecht weh getan, bewundernswert, mit welcher Selbstdisziplin Frau Enke das durchgezogen hat, obwohl es ihr (nach meinem Eindruck) eine Menge Kraft gekostet hat.

Teresa Enke wirkte auf mich einmal extrem angepisst als die "Journalisten" wie von der Tarantel gestochen auf den Kameraauslöser drückten, als sie sich eine Träne abwischte. Natürlich zurecht.

Auch in der Kirche sah man, dass nach dem Gottesdienst ein Fotograf Bilder von Frau Enke machen musste. Ich finds ekelhaft und schäme mich für ein Land, indem solche Menschen die Presselandschaft entscheidend mitprägen.

Ich wünsche Frau Enke von ganzem Herzen, dass sie auch weiterhin diese Kraft hat. Die Hoffnung das diese Reporter die Frau in Ruhe lassen, habe ich dagegen aufgeben. Man kann sich eigentlich nur den Worten des Pressesprechers von H96 anschliessen und sagen:

"Teresa, bleib bei uns."


Wenn man sieht wie groß die Anteilnahme an Enkes Tod ist, dann wird einem nochmal bewusst, was für einen tollen Menschen die deutsche Fussballfamilie verloren hat. Egal wer gefragt wird, jeder beschreibt Enke als jemanden, der einen unheimlich tollen Charakter hatte und mit dem man einfach gerne zusammen war. Eigentlich unglaublich das ein Mann der über Jahre immer wieder an schweren Depressionen litt, für andere ein solcher Rückhalt (sowohl menschlich als auch sportlich) war, an dem sie sich aufrichten konnten. Enke konnte seine Krankheit wohl extrem gut verbergen.

Die Reaktion von Bierhoff finde ich im übrigen überhaupt nicht aufgesetzt oder was auch immer der Schreiber dieses Blogs da vor sich hin sabbelt. Ich fand Bierhoff Reaktion extrem menschlich und als ihm die Tränen kamen, hab ich auch die ein oder andere Tränen verdrückt.
 

Solomo

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Die Reaktion von Bierhoff finde ich im übrigen überhaupt nicht aufgesetzt oder was auch immer der Schreiber dieses Blogs da vor sich hin sabbelt. Ich fand Bierhoff Reaktion extrem menschlich und als ihm die Tränen kamen, hab ich auch die ein oder andere Tränen verdrückt.
Ging mir genau so. Das war 100% echt. Aber manche Leute müssen ja an allem rumkritisieren.

Habe ich übrigens gerade gelesen, bin mir grade nicht sicher, ob das hier schon jemand reingestellt hat:
Trotz der Absage von Bayer-Schlussmann Rene Adler will Bundestrainer Joachim Löw auf eine Nachnominierung für die beiden Länderspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste von Robert Enke verzichten. Löw entschied sich in Absprache mit Torwart-Trainer Andreas Köpke dafür, die beiden Partien nur mit dem Bremer Tim Wiese und dem Schalke Manuel Neuer zu bestreiten. "Das ist keine Entscheidung gegen, sondern für Robert Enke", betonte Löw.

Enke habe nach seiner Erkrankung "mehrere Wochen nicht trainiert und ist danach erst am vergangenen Wochenende wieder zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz gekommen", sagte der Bundestrainer am Samstag. "Wir haben mit ihm vereinbart, dass er jetzt ganz gezielt trainieren und eventuell auch zusätzliche Trainingseinheiten einlegen soll, um an seiner Fitness zu arbeiten."
Soll überhaupt keine Kritik, Schuldzuweisung oder sonst irgendwas in Richtung Löw sein. Mir geht das nur bei solchen Selbstmorden immer durch den Kopf, wie es wohl den Menschen geht, die zurückbleiben und sich denken: "Hätte ich es verhindern können?"
 

xEr

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@mystic



Fuer alle die sich mit dem Thema Depression als "Anfaenger" auseinandersetzen wollen sollten den Roman Maengelexamplar von Sara Kuttner lesen. Sicherlich sehr banal den das Thema ist sehr kompliziert aber zumindest ein Anfang.


Wer sich (danach) mal richtig ernsthaft damit auseinandersetzen will, dem empfehle ich absolut "Unendlicher Spaß" von David Foster Wallace. Der Autor litt viele Jahre an schweren Depressionen und hat sich letztlich auch deswegen umgebracht. Das Buch ist mit über 1500 seiten und einem ziemlich ungewöhnlich Schreibstil anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann lässt es einen nicht mehr los und man bekommt eine ganz andere Sichtweise was das Thema angeht. Ein absolutes Meisterwerk.
 

Devil

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Hat echt jemand Bierhoff kritiseirt?? Das sit ja wohl ne Frechheit. Echter gehts doch nicht. Er wollte die Tränen ja noch unterdrücken. Ich fand das auch sehr rührend und es hat mich auch bewegt.
 

John Lennon

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35000 (!!!) Menschen haben laut Polizeiangaben an dem Trauermarsch für Robert Enke teilgenommen. Beeindruckende Zahl.
 

.....F.....

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Was auch krass ist: Das Kondolenzbuch...3 Minuten die Beiträge gelesen, aktualisiert, schon sind mind. 20 neue Kondolierungen online. Und es werden ja nur die 20 aktuellesten angezeigt...bewegend.

@ John Lennon: Ich habe Dein Avatarbild mal übernommen, ich hoffe, das ist okay.
 

le freaque

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@mystic: sehr, sehr guter Post #322. :thumb:

Die Kommentare einiger, die Enke Egoismus oder Feigheit vorwerfen, die kritisieren, dass er an seine Hinterbliebenen und den Lokführer hätte denken müssen, zeigen vor allem eins:
dass sie von Depressionen und dem Innenleben eines Menschen, der an einer solchen Krankheit leidet, einfach nicht für 5 Pfennig Ahnung haben. Das ist an sich auch nicht schlimm, denn um das wirklich nachvollziehen zu können, muss man genaugenommen entweder beruflich sehr direkt damit zu tun haben - oder aber selbst Betroffner sein oder gewesen sein. Selbst das Erlebnis einer Depression aus nächster Nähe, z.B. als Angehöriger, führt nicht mal ansatzweise zu einer Ahnung, was da tatsächlich abläuft.
Wenigstens die zweite und dritte Ebene (also Betroffener oder Angehöriger eines solchen) wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht, also natürlich auch nicht den eingangs erwähnten Usern. Soweit, so gut. Aber WENN man eben so gar nicht weiss, was Depression als Krankheit tatsächlich bedeutet...ist es dann wirklich zuviel verlangt, angesichts des Todes eines Menschen einfach mal die Pietät aufzubringen, wenigstens in den direkten Stunden nach seinem Ableben die Klappe zu halten?
Man kann ja generell darüber diskutieren,was ein Selbstmord auf den Gleisen für Familie und Lokführer bedeutet. Man SOLLTE sogar darüber sprechen, was Hinterbliebene von Selbstmördern und Lokführer tagtäglich in der klammheimlichen Erwartung, so etwas könnte passieren, auszuhalten haben. Man sollte auch öfter darüber sprechen, wie die Betreuung von Lokführern aussieht, denen so etwas schon einmal passiert ist.

Aber das exemplarisch unmittelbar im Anschluss an den Tod eines Menschen zu tun, zumal in dieser pietätlosen, entwürdigenden und teilweise auch schon fast beleidigenden Art und Weise - mit einer solchen Aggression in einem Moment, wo einzig (möglichst stille) Anteilnahme und Nachdenklichkeit angebracht erscheinen, ist einfach komplett daneben.
 

John Lennon

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@mystic: sehr, sehr guter Post #322. :thumb:

Die Kommentare einiger, die Enke Egoismus oder Feigheit vorwerfen, die kritisieren, dass er an seine Hinterbliebenen und den Lokführer hätte denken müssen, zeigen vor allem eins:
dass sie von Depressionen und dem Innenleben eines Menschen, der an einer solchen Krankheit leidet, einfach nicht für 5 Pfennig Ahnung haben. Das ist an sich auch nicht schlimm, denn um das wirklich nachvollziehen zu können, muss man genaugenommen entweder beruflich sehr direkt damit zu tun haben - oder aber selbst Betroffner sein oder gewesen sein. Selbst das Erlebnis einer Depression aus nächster Nähe, z.B. als Angehöriger, führt nicht mal ansatzweise zu einer Ahnung, was da tatsächlich abläuft.
Wenigstens die zweite und dritte Ebene (also Betroffener oder Angehöriger eines solchen) wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht, also natürlich auch nicht den eingangs erwähnten Usern. Soweit, so gut. Aber WENN man eben so gar nicht weiss, was Depression als Krankheit tatsächlich bedeutet...ist es dann wirklich zuviel verlangt, angesichts des Todes eines Menschen einfach mal die Pietät aufzubringen, wenigstens in den direkten Stunden nach seinem Ableben die Klappe zu halten?
Man kann ja generell darüber diskutieren,was ein Selbstmord auf den Gleisen für Familie und Lokführer bedeutet. Man SOLLTE sogar darüber sprechen, was Hinterbliebene von Selbstmördern und Lokführer tagtäglich in der klammheimlichen Erwartung, so etwas könnte passieren, auszuhalten haben. Man sollte auch öfter darüber sprechen, wie die Betreuung von Lokführern aussieht, denen so etwas schon einmal passiert ist.

Aber das exemplarisch unmittelbar im Anschluss an den Tod eines Menschen zu tun, zumal in dieser pietätlosen, entwürdigenden und teilweise auch schon fast beleidigenden Art und Weise - mit einer solchen Aggression in einem Moment, wo einzig (möglichst stille) Anteilnahme und Nachdenklichkeit angebracht erscheinen, ist einfach komplett daneben.


Stille Anteilnahme und Nachdenklichkeit hat erstmal recht wenig mit einem Forenthread gemeinsam. Na gut: Ich habe keine Ahnung von Depressionen. Selbstverständlich wird Enke nicht die Folgen rational überschaut haben. Aber herrje: Das ist hier ein kleiner Kreis von Diskutierenden, weder bin ich Redakteur einer großen, meinungsbildenden Zeitung noch rede ich mit Frau Enke persönlich. Also muss die Pietät hier auch nicht so hoch sein wie auf einer Beerdigung.
Natürlich ist es traurig und es ist nicht schön, dass es so kommen musste. Aber wenn es heißt, bei Depressionen ist das schon okay, wenn man andere schwerwiegend seelisch verletzt, halte ich das für nicht in Ordnung. Bei aller Sympathie für Enke ist er für mich jetzt kein Halbgott.
 

liberalmente

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Die Reaktion von Bierhoff finde ich im übrigen überhaupt nicht aufgesetzt oder was auch immer der Schreiber dieses Blogs da vor sich hin sabbelt. Ich fand Bierhoff Reaktion extrem menschlich und als ihm die Tränen kamen, hab ich auch die ein oder andere Tränen verdrückt.


also selbst geweint habe ich nicht, aber ich stimme dir zu, bewegend und echt war es allemal.

Soll überhaupt keine Kritik, Schuldzuweisung oder sonst irgendwas in Richtung Löw sein. Mir geht das nur bei solchen Selbstmorden immer durch den Kopf, wie es wohl den Menschen geht, die zurückbleiben und sich denken: "Hätte ich es verhindern können?"


habe ich mir auch schon gedacht. aktuell möchte ich wirklich nicht in löws haut stecken, denn egal ob er nun etwas hätte machen können oder nicht, vorwürfe wird er sich sicher machen.
 

le freaque

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Es bringt auch nicht viel, über Ursachen zu spekulieren. Natürlich gibt es traumatische Erlebnisse, die eine Depression "auslösen" können, aber das scheidet bei Enke wohl aus: die Krankheit war ja offensichtlich schon vor dem Tod und auch vor der Geburt seiner Tochter da. Es gibt für gewöhnlich auch nicht "den" Grund. Eine Depression ist ja nicht zwangsläufig plötzlich da. Sie kommt auf eher leisen Sohlen, zunächst als Melancholie getarnt und nistet sich dann ein, macht es sich quasi im Kopf neben dem eigentlichen Bewusstsein bequem und beginnt dann langsam, aber stetig, dieses aufzufressen. Es lässt auch immer wieder vom eigentlichen Selbst ab...und kommt dann schlagartig wieder, ohne Voranmeldung, mit brachialer Gewalt.
Was dann im Kopf abläuft, die Ängste, die beinahe lähmen...über Stunden, Tage, Wochen, gefolgt von dieser unendlich tiefen, bleischweren und ganz stillen Traurigkeit - die dann eben auch einer sprichwörtlichen Todessehnsucht münden...oder eher in einer Sehnsucht, heimzukommen, Ruhe zu finden, keine Angst mehr vor der Angst haben zu müssen. Das kann man sich nicht vorstellen, wenn man es nicht kennt. Literatur kann natürlich eine Ahnung dessen vermitteln, aber das ersetzt natürlich nicht das tatsächliche Erleben.
Wenn man gleichzeitig funktionieren muss und ja auch will, im Beruf, möglicherweise als Vater und Partner - dann kostet das natürlich unendlich viel Kraft. Kraft, die am Ende fehlen kann - und da spielt die Öffentlichkeit Enkes vielleicht wirklich eine Rolle, aber ich will da nicht spekulieren. Genauso gut kann sein, dass ihn jahrelang nur der Jubel der Fans und das Adrenalin des Fussballs noch gepusht hat, um durchzuhalten. Das kann niemand sagen.

Was aber sicher ist, ist, dass der Tod - und explizit der Freitod, ab einer gewissen Stufe (die beängstigend schnell erreicht ist) ständiger Begleiter ist. Es ist dann gar nicht die Frage, ob man sich das Leben nimmt - nur wann. Einem Erkranktem ist in diesem "Nebenselbst" völlig klar - und zwar ab einer gewissen Depressionsstärke bei jedem "Schub" oder wie immer man das nennen will - dass es irgendwann damit enden wird, das wird zu einer unabänderbaren Konsequenz: "irgendwann wird der Tag kommen, wo ich es nicht mehr aushalte". Er kämpft, aus Selbsterhaltung, aber auch eben weil er die Folgen seinen Lieben nicht antun will. Diese Reflexion, die ja einige hier bemängeln, findet natürlich statt...ständig, obwohl man sich, wie z.B. liberalmente ganz richtig vermutet hat, onehin eher als "Last" empfindet (Liebe hilft natürlich, aber oftmals empfindet der Erkrankte auch Liebesbeweise "falsch": ich werde geliebt, obwohl ich bin, wie ich bin - nicht "weil". Ohne mich wäre doch auch ihr/sein Leben leichter).

Der Freitod eines Depressionserkrankten ist, wenn er wirklich durchgeführt wird, aber auch schon in der "Planung" oder Auseinandersetzung damit, für jeden normal denkenden Menschen natürlich völlig irrational und letztlich ein Affekt. Im Kopf des Kranken aber nicht. Der empfindet das als rationale und unausweichliche Konsequenz. Am Ende (und das kann auch ich gottlob nur vermuten) ist im Kopf kein Platz mehr für den Lokführer. Und ich glaube nicht, dass man dies einem so schwer erkranktem Menschen wirklich vorwerfen sollte, nicht nach seinem vielleicht jahrelangem "Todeskampf".

All das bedeutet natürlich nicht, dass eine Depression zwangsläufig ein Todesurteil ist. Ist sie natürlich nicht. Sie ist kein Parasit, den man als auserkorener Wirt nie wieder los wird. Sie ist eine Krankheit, die besiegt werden kann...meistens. Auch wenn man die Erinnerung an dieses unbeschreibliche Gefühl nie so ganz los wird, glaube ich wenigstens. Sie wird immer mal wieder anklopfen, a la "na, Lust auf ein Tänzchen?" - wie jede psychische Erkrankung, aber das ist zu handhaben. Aber jede wirkliche Depression hat zumindest das Potential, lebensbedrohlich zu wirken. Ob man sie übersteht, besiegt, whatever hat natürlich mit Früherkennung und Behandlung zu tun - aber auch mit einer gehörigen Portion Glück, dass neben der Krankheit nicht auch noch "reales Unglück" geschieht.

Was ich letztlich sagen will: eine tatsächliche Depression ist für den Betroffenen nichts anderes als die reine Hölle, die einem alles, aber wirklich alles abverlangt und ihn emotionale Grenzen pulverisiern lässt, von denen er vorher nicht mal ahnte, dass es sie gibt, geben könnte...und das teilweise über Jahre und Jahrzehnte. Man muss Robert Enke keinen Heiligenschein verleihen. Ein SElbstmord ist nicht sooo heldenhaft.
Aber etwas Respekt vor seiner Lebensleistung als Mensch, wenigstens ein stilles(!) Schulterzucken vor seiner Krankheit und seinem langen Todeskampf, auch wenn man sie nicht nachvollziehen kann, das sollte doch wohl drin sein. Auch für die Bilds, Sprees, Jakobees dieses Forums.
 

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Hat echt jemand Bierhoff kritiseirt?? Das sit ja wohl ne Frechheit. Echter gehts doch nicht. Er wollte die Tränen ja noch unterdrücken. Ich fand das auch sehr rührend und es hat mich auch bewegt.

der typ, der diesen blog geschrieben hat, der hier verlinkt wurde, in einem kommentar unter dem text:
Na ja – wenn ein Medienprofi wie Bierhoff vor den Kameras in Tränen ausbricht, hege ich da doch so meine Zweifel.
 

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Eine ganz tiefe Verbeugung vor LeFreaques letztem Beitrag. Ich würde mir wünschen, dass dieser auch wirklich von jedem User dieses Threads gelesen wird.
 
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