Dieser Kommentar zeigt nur, dass der Autor nichts verstanden hat. Auch wenn es bei der Anzahl unvorstellbar erscheint, diese vielen Menschen wollen einfach nur ihrer Trauer Ausdruck geben. Statt dessen müssen sie von so einem Klugsch§§sser lesen, sie gingen zu einem „event“. Das ist eine Unverschämtheit.
Sehe ich komplett anders.
Eine der Fragen, die der Kommentar aufwirft, dreht sich um den Begriff der Verhältnismäßigkeit. Die Trauerfeier hatte in der Tat den Charakter eines Staatsaktes. Etwas ähnliches lässt sich häufig beobachten, wenn Prominente gestorben sind: Man nehme Swayze, Jackson, die Engländerin, die sich auf ihrem Sterbeprozess hat begleiten lassen - das alles waren riesige mediale Ereignisse. Ehrlich gesagt verwundert mich dieses Kollektiv-Trauern um prominente Personen etwas.
Um wen oder was trauert man eigentlich? Um den Menschen, den man kaum gekannt hat? Um ein Bild von diesem Menschen, das uns über verschiedene Kanäle zugespielt wurde? Um seine Verdienste, die mir irgend etwas bedeuten? Ich glaube, diese Frage ist berechtigt und
muss früher oder später gestellt werden. Und dabei geht es nicht darum, die Ehrlichkeit der Anteilnahme in Frage zu stellen, sondern die Ursprünge dieser "kollektiven Trauer" zu ergründen. Trauert man auch um die namenlose Masse derjenigen, die sich unter dem Schatten der selben Krankheit das Leben nehmen? Oder sind die weniger "wert", weil sie nicht das Tor der DFB-Elf sauber gehalten haben? Der Eindruck muss sich zwangsläufig aufdrängen: Die lange tabuisierte "Depression" muss nun plötzlich in das Licht der Öffentlichkeit gerzerrt werden, weil sie einen Menschen, der ein angesehener Fußballer gewesen ist, in den Freitod getrieben hat.
Der Tod Robert Enkes war ein beispielloses Medienereignis. Und genau hier sollte man innehalten, und darüber nachdenken, ob die Art und Weise, wie über den Tod eines Mitmenschen berichtet wird, angemessen ist. Und darüberhinaus: Ob die Art und Weise, wie über Prominente, Fußball oder Sportereignisse generell geschrieben und gesendet wird, nicht langsam über die Stränge schlägt. Das Bild, das die meisten Menschen - auch die Anteilnehmenden - von Enke gewonnen haben, ist eines, das primär von eben diesen Medien vermittelt und geschürt wurde: Die allerwenigsten haben den Menschen Enke gekannt, der sich unter den Trikots seiner Mannschaften verborgen hat.
Diese Trauerfeier war nichts anderes als eine weitere Inszenierung durch diejenigen, die seine Leistung vor einem Jahr noch kritisch begleitet haben. Muss man das in alle Wohnzimmer der Nation strahlen und über Videowürfel und Leinwände laufen lassen? Ist das Anteilnahme oder Trauerevent, wenn die Trauerfeier - ein bewegender und intimier Moment - zum Public Viewing verkommt? Macht das
wirklich keinen Unterschied? Ich hätte mir persönlich mehr Diskretion erwünscht.