Roger Federer - Der große Farewell-Thread einer Tennislegende


Young Kaelin

merthyr matchstick
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Habe diese Seite von Roger immer ein wenig mitverfolgt und auch besonders bewundert.

Bin mir ziemlich sicher, dass er das weiterhin nachhaltig macht. Da tut er viel Gutes und ist ne Inspiration.

 

Fenomedal_22

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Sicher sind auch Willensstärke, Athletik und Disziplin Talente. Hier geht es aber um den Abschied eines der letzten echten Künstler im Tennissport und darum, eben genau diesen zu würdigen. Da musst du nun auch nicht pikiert daher kommen, nur weil du eben einen anderen Spieler bevorzugst. Das finde ich etwas unangemessen.
Richtig, hier geht es um den Abschied eines der größten Tennisspieler überhaupt. Und in dem Zusammenhang habe ich lediglich darauf verwiesen, dass man den Begriff des Talents einfach weiter fassen muss. War im übrigen nicht das 1. Mal, diese Reduzierung des Begriffs "Talent" auf das rein Spielerische wird im Bezug auf junge Spieler auch gerne betrieben. Wo siehst du da jetzt was von pikiert oder unangemessen?! Das ist doch lediglich eine sachliche Feststellung.

Im übrigen sein hier mal erwähnt, dass gerade in Sachen Willensstärke und Disziplin auch Federer zu den besten überhaupt gehörte. Alleine mit seiner hervorragenden Veranlagung wäre er nicht so weit gekommen und hätte das erreicht, was er nun mal erreichen konnte. Gibt ja u.a. genug Berichte davon, wie ausgeprägt und intensiv auch seine Fitness-Einheiten gewesen. Von nichts kommt eben nichts.

Und abschließend noch mal etwas zu der von dir erwähnten GOAT-Diskussion. Bis auf vielleicht direkt nach gewonnen Titel (und das war dann eher so scherzhaft dahingeschrieben) habe ich meines Wissens nach weder Nadal, noch Djokovic oder Federer jeweils als GOAT bezeichnet. Meine Kernaussage zu dem Thema ist, dass es objektiv schlichtweg an jeglichen Kriterien mangelt, Spieler unterschiedlichen Alters und damit unterschiedlicher Generationen zu vergleichen. Eine definitiv richtige Aussage gibt es dort so oder so nicht.

Ob diese Lücke schwer zu füllen sein wird?! In letzter Konsequenz ist jede Sportart größer als ein einzelnes Individuum. Federer war ja bedauerlicherweise schon das vergangene letzte Jahr nicht mehr am Start gewesen. Die Turniere in aller Welt waren trotzdem gut besucht. Und so wird das auch sein, wenn seine beiden großen Rivalen irgendwann folgen. Die Welt dreht sich weiter, neue Spieler kommen und übernehmen das Zepter. Sicher wird es den einen oder anderen geben, der dann Tennis weniger verfolgt (hab ja in meinem 1. Kommentar zu dem Thema erwähnt, wenn der letzte der Big3 aufgehört hat, werde ich Profitennis erstmal nicht mehr verfolgen), aber in der Masse sehe ich da wenig Veränderung.

Del Potro schrieb sinngemäß hinsichtlich Federers Rücktritt, dass die Tenniswelt nicht mehr so sein wird wie zuvor. Schöne Worte, die seinen Respekt und seine Anerkennung für Federer ausdrücken sollen. Aber natürlich auch etwas übertrieben. In 20 oder 50 Jahren kann es neue Superstars geben, die die Massen mitreißen und den Sport prägen. Diejenigen, die dann aktiv sind, werden genau das gleiche von denen behaupten. So ist das halt, jeder bewertet dann irgendwo die eigene Zeit höher als das, was mal war oder noch kommt. ;)

Was man aber auch mal festhalten kann: Dass Federer spielerisch diese Entwicklung nehmen konnte, die er genommen hat, das hat auch mit der Zeit zu tun, in der man in jungen Jahren einen solchen Spielstil noch entwickeln konnte und durfte. Heutzutage ist vieles im Training darauf abgestimmt, aus aufstrebenden Spielern und Spielerinnen brutale Athleten zu machen, die immer härter auf den Ball schlagen. Dieser von Leichtigkeit und Spielwitz geprägte Stil wird kaum noch aktiv gefördert. Und an Federers Beispiel sieht man ja auch, welches Durchhaltevermögen notwendig war, um damit Erfolg zu haben. Er war nicht der überragende Junior, gegen einige seiner Generation hatte er zu Anfang verheerende H2Hs. Z.B. Hewitt oder Nalbandian. Als Federer dann ausgereift war, hat sich das ganz schnell geändert. Bis heute würde ich seinen Titel in NY gegen den Australier Hewitt als die vielleicht dominanteste Vorstellung überhaupt in einem GS Finale ansehen. Wie dort ein Winner nach dem anderen einschlug, das war schon brutal. Und der Gegner konnte einem Leid tun. ^^
 

Drago

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2009 war allgemein dann mit 4 GS-Finals, 2 Siegen und 2 Masters aber wieder richtig gut und spätestens da hat man vom Drüsenfieber nichts mehr gemerkt

Trotzdem war das Niveau 09 von ihm mMn schlechter als 04-07. Das mit den 4 GS Finals lag auch viel an der damaligen Siutation. Nadal war bei den FO 09 nicht körperlich sondern mental nicht richtig da. Seine Eltern hatten sich plötzlich getrennt und die Scheidung eingreicht. Das hatte ihn schwer getroffen auch wenn er da schon 22 bzw. fast 23 war.
Das WImbledonfinale 09 gegen Roddick sollte mein Argument untermauern. Hatte Federer da auf einmal so viel Mühe mit Roddick weil der so viel besser war? Wenn Du mich fragst nein. Roddick selbst sagte später Federer sei 09 schwächer gewesen als 03, 04 und 05 wo sich die Beiden in Wimbledon trafen. Und dass er dann auch das USO Finale gegen DelPo nach dem Matchverlauf verlor zeigt auch, dass er nicht mehr in der Form von früher war.

So oder so hier mal noch einer seiner besten Punkte, Dubai 05:


Ich kenne keinen anderen Spieler, der aus dieser Position so nen Ball schlagen kann. Also mit dem Rücken zum Netz so aus dem Handgelenk rüber gabeln. Weder Djokovic, noch Nadal, noch Borg, noch Laver, noch Sampras, noch sonst wer.
 

L-james

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So oder so hier mal noch einer seiner besten Punkte, Dubai 05:


Ich kenne keinen anderen Spieler, der aus dieser Position so nen Ball schlagen kann. Also mit dem Rücken zum Netz so aus dem Handgelenk rüber gabeln. Weder Djokovic, noch Nadal, noch Borg, noch Laver, noch Sampras, noch sonst wer.
Alcaraz. Der hat solche unfassbaren Moves die in diese Richtung gehen, immer wieder. Mit dem Rücken zum Netz hat der Spanier gefühlt 5 verschiedene Optionen wie er den Ball schlagen kann, habe ich so auch noch nicht gesehen.

Den Schlag von Federer in dem Video traue ich nur Alcaraz zu, aber dem traue ich es definitiv zu.
 

DocBrown

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Trotzdem war das Niveau 09 von ihm mMn schlechter als 04-07. Das mit den 4 GS Finals lag auch viel an der damaligen Siutation. Nadal war bei den FO 09 nicht körperlich sondern mental nicht richtig da. Seine Eltern hatten sich plötzlich getrennt und die Scheidung eingreicht. Das hatte ihn schwer getroffen auch wenn er da schon 22 bzw. fast 23 war.
Das WImbledonfinale 09 gegen Roddick sollte mein Argument untermauern. Hatte Federer da auf einmal so viel Mühe mit Roddick weil der so viel besser war? Wenn Du mich fragst nein. Roddick selbst sagte später Federer sei 09 schwächer gewesen als 03, 04 und 05 wo sich die Beiden in Wimbledon trafen. Und dass er dann auch das USO Finale gegen DelPo nach dem Matchverlauf verlor zeigt auch, dass er nicht mehr in der Form von früher war.

Federer hatte zwischen 2004 und 2006 folgende Bilanzen: 74:6, 81:4, 92:5... mal zum Vergleich: In der kompletten Open Era hat McEnroe 1984 mal 82:3 geschafft, ansonsten Djovic 2011 70:6 und 2015 82:6. Nur Borg konnte zwischen 1977 und 1980 ähnliche Werte vorweisen, war aber dann komplett ausgebrannt und hat ein Jahr später seine Karriere beendet.

Wie lange hätte das mit Federer so weitergehen sollen? Natürlich war er ab 2008 nicht mehr so konstant dominant wie in seinen Peak-Jahren. Aber das lag eher nicht an Drüsenfieber-Nachwirkungen, sondern ist halt der Lauf der Dinge. Roger konnte auch danach immer wieder fantastisches Tennis wie in besten Zeiten abrufen, aber halt nicht mehr mit einer selbstverständlichen Konstanz.

Außerdem war die Konkurrenz 2009 dann doch um einiges besser als fünf Jahre vorher: neben Nadal, Djokovic und Murray gab es unangenehme Hard-Hitter wie del Potro, Söderling, Tsonga oder Berdych - alles ein paar Stufen über Baghdatis und Uralt-Agassi anzusiedeln. Mal ein Beispiel aus dem AO-Finale 2009:


Welcher Gegner zwischen 2004 und 2007 hätte diesen Punkt gewonnen? Federer hat auch in diesem Finale über 4 Sätze richtig gutes Tennis gespielt, was drei Jahre früher vermutlich für einen überlegenen Titelgewinn gereicht hätte.
 

gentleman

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Was hab ich diese Zeit (vor allem 2005) mitsamt diesem Outfit von Roger geliebt und versucht, ihn auf dem Court bestmöglich zu imitieren bzw. als Vorbild zu nehmen (da ich beidhändige Rückhand spiel(t)e ging das mehr per Slice und Vorhand-Bewegung)... aber alleine seine leichtfüßige Beinarbeit und der flow waren Dinge, die sich jeder Jugendliche damals wie heute zu Herzen nehmen sollte. Und die Schuhe hab ich mir damals auch gezogen und trug sie mit unendlich viel Stolz ;)

Was Federer in diesem Zeitraum an Spielwitz auf dem Platz versprühte war wirklich wie vom anderen Stern, da hob er sich einfach so extrem von allen anderen Spielern ab, das war und ist bis heute beeindruckend. Er hat sein Spiel v.a. dank Rafa und Nole über all die Jahre ja auch immer weiter angepasst und wie er im Spätherbst seiner Karriere auch den Schlüssel gefunden hat, um gegen Nadal zu bestehen (auch wenn die Statistik natürlich auch besser wurde, da es weniger Sand-Duelle gab), ist ebenfalls eine famose Leistung. Aber selbst wenn er 2017 von der Grundlinie wohlmöglich stabiler war als 2005, aber (auch bedingt durch die veränderten Court-Verhältnisse) hat mich seine erste Peak-Phase Mitte der 2000er einfach so geflasht, das wird ewig in Erinnerung bleiben.
 

QueridoRafa

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Die riesige Fangemeinde, die Partner und Supporter der Swiss Indoors freuen sich darauf, wenn die Legende in diesem Jahr noch einmal den abgedunkelten Center Court im Lichtkegel der Scheinwerfer von Basel betreten wird. Wir werden Roger Federer zu St. Jakob gebührend verabschieden. Nähere Angaben dazu folgen zu einem späteren Zeitpunkt.
 

Ace-fa

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Roger :(:(:(

Auch wenn man sich seit den letzten Jahren darauf einstellen musste, dass es jederzeit passieren kann so ist es trotzdem ein Schock. Ich hätte ihn auch gerne nochmal bei einem ATP Turnier gesehen! Aber so ist es nun. Roger Federer ist Tennis und Tennis ist Roger Federer. Der Mann hat schon etwas göttliches. Was er für das Tennis gebracht hat ist unbezahlbar! Er hat ein Tennis gespielt...an die Art und Weise kommt kein Nadal und erst recht kein Djokovic ran. Dass hier Alcaraz genannt wird.:crazy: Federer wird eine Lücke hinterlassen, die niemand schließen kann.

Alles Gute Roger für die neuen Kapitel, die jetzt kommen! :)
 

Hans Meyer

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Anmerkung: Alle Videos können direkt auf Youtube abgespielt werden.
Teil 1: Die Anfangsjahre

Teil 2: Erstes Finale & erste Olympische Spiele (2000)

Das Jahr 2000 begann in Adelaide und Auckland mit zwei frühen Niederlagen gegen Enqvist (Nr. 4) und Ferrero (Nr. 45), gewinnen konnte er dabei insgesamt nur eine Partie. Danach ging es zum ersten Mal in seine Karriere zu den Australian Open. Es sollten noch 20 weitere Teilnahmen in Serie folgen. Mit 21 AO-Teilnahmen hat niemand öfters hier gespielt in der Open Era, bei Federer waren die 21 Teilnahmen sogar in Serie. In Runde 1 der AO wartete Michael Chang, der nur noch die Nummer 38 der Welt war, aber damit immerhin 24 Plätze vor Federer. Federer ließ dem jüngsten GS-Sieger aller Zeiten keine Chance und holte mit 6-4, 6-4, 7-6(5) seinen ersten Sieg bei einem GS-Turnier. In Runde 3 war dann aber gegen Clement sehr deutlich Schluss, damit hatte er nach 3 GS-Turnieren eine 2-3 Bilanz.


Danach ging es zum Davis Cup in Zürich. Die Australier hatten mit Hewitt (Nr. 15) und Philippoussis (Nr. 17) zwei Topspieler. George Bastl eröffnete gegen Hewitt und verlor nach Satzführung in 4. Federer hielt den Druck stand und glich mit einem 6-4, 7-6(3), 4-6, 6-4 gegen den klar besser platzierten Australier aus und sorgte dann sogar zusammen mit Lorenzo Manta für die 2-1 Führung im Doppel. Der Sonntag wurde dann bitte für die Schweizer, Federer verlor erst mit 2-6, 6-3, 6-7(2), 1-6 gegen Hewitt und Bastl verspielte im entscheidenden Einzel eine 2-1 Satzführung.

Für Federer ging es in Marseille weiter, wo er dank einer Wildcard mitmachen durfte. Mit Siegen über Dupuis, Johansson, Ljubicic und Santoro erreichte er dann sein 1. Finale in seiner Karriere. Da wartete die Nummer 77 der Welt. Federer und Rosset spielten in Marseille das erste schweizerische Finale in der Geschichte, Federer gewann den 1. Satz, Rosset konnte ausgleichen und schlug bei 6-2, 3-6, 4-5 aus Federers Sicht zum Matchgewinn auf. Federer konnte spektakulär mehrere Matchbälle abwehren und erreichte den Tiebreak. Dort war er nervlich nicht ganz bereit und Rosset konnte seinen 14. Karrieretitel gewinnen. Federer war untröstlich und in der Enttäuschung befürchtete er nie wieder die Chance auf einen Titel zu bekommen. So ganz Recht hatte er mit der Befürchtung nicht.
Jahre später verrät Rosset dem «Blick», wie verzweifelt Federer ihm gegenüber gewesen sei: «Während der Zeremonie weinte Roger unaufhörlich. Ich sagte ihm, er solle aufhören zu weinen, da er ja noch jung sei. Darauf meinte Roger, er werde es nach dieser Niederlage vielleicht nie wieder in einen Final schaffen.»
Federer mit Rosset in Marseille.


2 Wochen später erreichte Federer mit Siegen über Kiefer (WRL 4) und Ivanisevic (WRL 61) wieder das Viertelfinale, dort wartete wieder Rosset, der dann wieder in 3 gewann und am Ende seinen letzten von 15 Karrieretiteln in London holte. In diesen Wochen zeigte Federer, dass er sich in der Halle wohl fühlte. Er beendete die europäische Winterhallensaison mit einer 9-3 Bilanz.

In Miami konnte er gegen Gimelstob seinen ersten Sieg bei einem Masters Turnier feiern, es sollte sein einziger Sieg bei seinen ersten 9 Mastersteilnahmen bleiben.
Wie ich schon im 1. Teil erwähnt hatte, brauchte Federer 12 Anläufe, bis er auf der Tour eine Partie auf Sand gewann. Im Jahr 2000 flog in Monte Carlo (Novak), Barcelona (Bruguera), Rom (Medvedev), Hamburg (Pavel) und St. Poelten (Hantschk) direkt in seiner ersten Partie. Federers Aufstieg im Ranking war gestoppt und ohne Selbstvertrauen ging es nach Roland Garros. Dort war seine Auslosung nicht schlecht und so zog er mit 3 Siegen in sein erstes Grand Slam Achtelfinale in seiner Karriere ein. In R3 konnte er seinen Landsmann Kratochvil besiegen. Im AF war gg den Sandspezialisten und Nummer 10 der Welt Corretja Schluss.
https://www.youtube.com/watch?v=MSARmnEUX_I^
In der Rasensaison 2000 spielte Federer zum 1. Mal in seiner Karriere in Halle, da war im VF gg Chang Schluss. In Nottingham verlor er enttäuschend direkt zum Auftakt. In Wimbledon hatte er dann Pech mit der Auslosung. Nach 3 umkämpften Sätzen verlor er gegen die ehemalige Nummer 1 der Welt Kafelnikov (WRL 5).
In dieser Zeit lief es für Federer nicht wirklich, zwischendurch gewann er eine Partie im DC, aber auf der Tour kassierte er von Halle bis Indianapolis sieben Niederlagen in Serie. Unter anderem verlor er in Toronto auch das dritte Duell gegen Hewitt.

Wie schon bei den FO in diesem Jahr, ging es auch zu den USO 2000 ohne Selbstvertrauen. Bei seiner ersten Teilnahme in NY zog er direkt in R3 ein. Dort verlor er knapp mit 5-7, 6-7(6), 6-1, 6-7(6). Federer machte zwar 14 Punkte mehr als sein Gegner, aber er war in den Tiebreaks nicht da.

Danach ging es wieder nach Australien. In Sydney standen die Olympischen Spiele 2000 an. Dort zog er problemlos ins HF ein und war mit frischen 19 nur einen Sieg davon entfernt der jüngste Medaillengewinner der Open Era zu werden. Gegen Haas war er sehr nervös unterwegs und der von Verletzungen geplagte Deutsche ließ Federer keine Chance. Im Spiel um Platz 3 war Federer favorisiert gg di Pasquale (WRL 62), Federer zog aber auch hier mit 6-7(5), 7-6(7), 3-6 den Kürzeren. Im 2. Satz konnte Federer sogar einen Matchball abwehren und hatte im 3. Satz klar das Momentum. Der Franzose musste sich im 3. Satz auch behandeln lassen. Aber Federer fiel im 3. mehr mit lamentieren denn glänzen auf.
“In 2000 I was really sad after losing to Haas at the Sydney Olympics. When I lost, I went into a corner like a kid. I could not stop crying. That loss marked me. The day after I had to play for the bronze against Di Pasquale, but I was crying and crying.”
Sportlich war es bis dahin die größte Enttäuschung seiner Karriere, aber privat fand er sein Glück. Dieses Glück war dann später auch sportlich ein Garant für den Erfolg.

Danach ging es für Federer mit der Hallensaison weiter, in Wien besiegte er die Nummer 4 der Welt Magnus Norman bevor er im HF knapp gegen Tim Henman verlor
Eine Woche später erreichte er in Basel mit seinen ersten Siegen über Haas (WRL 20) und Hewitt (WRL 9) sein 2. Karrierefinale. im HF gegen Hewitt konnte er sogar einen Matchball abwehren.
Gegen Thomas Enqvist lieferte sich Federer im Finale eine Schlacht, aber auch sein 2. Finale verlor er am Ende sehr knapp mit 2-6, 6-4, 6-7(4), 6-1, 1-6. Wieder flossen bei Federer die Tränen. Heute ist Thomas Enqvist ja der Co-Kapitän beim Laver Cup.
Nach der Finalniederlage ging bis zum Saisonende für Federer nicht mehr viel, er beendete die Saison mit einer 3-4 Bilanz bei den letzten 4 Turnieren. So rutschte er von seinem Career High 24 auf 29.

Federers Bilanz 2000:
Australian OpenRunde 3
French OpenAchtelfinale
WimbledonRunde 1
US OpenRunde 3
Jahresbilanz36-30
Top 10 Bilanz3-8
Mastersbilanz2-8
HC-Bilanz24-16
Sand-Bilanz3-7
Rasen-Bilanz2-3
Teppich-Bilanz7-3
Outdoor-Bilanz15-20
Indoor-Bilanz21-10
Titel0
Finals2
Halbfinals5
Ranking am Jahresende29

Die Bilanz zeigt auch, dass Federer auf dem ausgestorbenen Teppichbelag sehr stark war, das zeigt einmal mehr seine Vielseitigkeit

Fortsetzung folgt ....
 
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Hans Meyer

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gentleman

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Roger muss schon die letzten Jahre wesentlich mehr gelitten haben, als er es uns allen zeigen wollte... schon sehr trist wie er hier seine Emotionen und seine physische Verfassung vom letzten Auftritt gegen Hurkacz in Wimbledon beschreibt:

Hier noch Auszüge aus dem NZZ-Interview:
War der Moment der Bekanntgabe schwieriger als der Rücktrittsentscheid an sich?

Es gab keine Zweifel. Schwierig fand ich, es nicht allzu vielen Leuten zu sagen, nachdem ich mich im Juli, einige Tage nach Wimbledon, entschieden hatte. Als ich dort an der 100-Jahr-Feier auf dem Centre-Court sagte, ich hoffte auf eine Rückkehr als Spieler im nächsten Jahr, da dachte ich wirklich noch so. Aber bald danach spürte ich, dass sich der Zustand meines Knies einfach nicht mehr verbessert. Ich liess es nochmals untersuchen – und musste einsehen, dass ich wieder an einer Verzweigung angelangt war, an der die Frage im Raum stand: Wozu noch? Ich bewegte mich schon auf sehr dünnem Eis. Der Entscheid war emotional, aber ich wusste, dass es der einzig richtige war. Und dann vergingen Wochen, in denen ich gar nicht so viel darüber nachdachte.
Warum verkündeten Sie den Entscheid nicht schon im Juli?

Ich musste alles einmal sacken lassen. Ich dachte noch, ich schaue einmal, wie es mir nach den Ferien geht. Das Knie hatte eine Pause verdient, ich konnte die Frage, wie es ihm gehe, mit der Zeit nicht mehr hören. Ich war so müde von der Reha, vom Training, davon, alles immer positiv zu sehen. Ich schaffte es nicht mehr, um 6 Uhr aufzustehen. Ich realisierte, wie viel ich gegeben hatte für ein Comeback. Nach den Ferien war das Aufstehen wieder easy. Als der Entscheid getroffen war, spürte ich, was für eine Last von mir abfiel.

Wie geht es dem Knie denn jetzt?

Ich habe die Belastung immer mehr heruntergefahren – und doch versucht, möglichst gut in Form zu bleiben. Aber ohne zu würgen. Ich sagte mir, das mache ich nicht mehr. Im Alltag fühlt es sich jetzt gut an, meine grosse Hoffnung bleibt, dass ich alles wieder werde machen können: Ski fahren, Fussball spielen. Aber ich muss dranbleiben. Wenn man sieht, was Lindsey Vonn einige Jahre nach dem Rücktritt immer noch investieren muss, um den Alltag gut durchzustehen . . .


Können Sie etwas detaillierter über Ihr Knie reden? Die Öffentlichkeit hat die genaue Diagnose bis jetzt nicht erfahren.

Das ist Privatsache. Ich weiss selber nicht alles. Ich will nur wissen, was ich für eine Reha machen muss. Wie lange geht es, was sind die Schritte? Das letztjährige Comeback war extrem schwierig, ich konnte mich nicht mehr normal präsentieren, ich war so weit weg von 100 Prozent. Darum war es für mich eigentlich unglaublich, dass ich in Wimbledon überhaupt die Viertelfinals erreichte. Ich verlor dann gegen Hubert Hurkacz, der letzte Satz war eine der schlimmsten Stunden meiner Karriere. Ich merkte, dass gar nichts mehr geht. Aus und vorbei. Die Enttäuschung fühlte sich an wie ein Feuerwerk im Kopf. Ich wusste nicht mehr, wie es weitergehen sollte mit diesem Knie. An der Pressekonferenz fragte dann niemand, wie es dem Knie gehe. Ich dachte: Hei, bin ich so ein guter Schauspieler, dass es niemand gemerkt hat?
Sie haben angekündigt, weiterhin Tennis zu spielen, wenn auch nicht mehr auf der Tour. Es kämen wohl weiterhin Zehntausende Leute, wenn Sie zu einem Schaukampf antreten würden. Ist das eine Option?

So traurig der Rücktritt für meine Fans sein mag: Ich will ihnen die Hoffnung nicht nehmen, indem ich sage: Ich verschwinde jetzt einfach von der Bildfläche. Ich finde es immer schade, wenn man ehemalige Superspieler nach dem Rücktritt nicht mehr sieht. Björn Borg kehrte 25 Jahre lang nicht mehr nach Wimbledon zurück. Jedem das Seine, aber ich finde das so schade. Das bin nicht ich, ich habe diesen Sport zu gern, ich will dem Tennis weiterhin nahe sein, ich weiss nur noch nicht, in welcher Form. Aber ich würde sehr gern weiterhin Exhibition-Matches spielen. Ich habe noch die Möglichkeit, Stadien zu füllen. Wenn ich in Kapstadt vor 52 000 Menschen spielen konnte, kann ich irgendwann später vielleicht auch noch locker vor 10 000 spielen. Mein grosser Wunsch wäre, in den nächsten sechs bis neun Monaten irgendwo eine Exhibition zu spielen und alle Weggefährten einzuladen, um Danke zu sagen.


Haben Sie schon eine Ahnung, was Sie im Tennis künftig machen wollen? Coach, Mentor, Davis-Cup-Captain, Laver-Cup-Captain?

Nein, nicht konkret. Ich war zuletzt etwa den halben Tag mit Reha und Training beschäftigt. Das mag jetzt wegfallen, aber ich will in Form bleiben, und es wird zu meiner Prioritätenliste gehören, weiterhin zu trainieren, ich will ja Exhibitions spielen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das je sagen würde: Aber etwa vor sechs Monaten dachte ich auf einmal: Tennis kommentieren – wer weiss? Ich hatte immer gesagt: Nie im Leben, vergiss es. Als mir das in den Sinn kam, dachte ich: Spinne ich jetzt eigentlich komplett?
 
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Tuco

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Zwei Jahre bis zum ersten GS-Titel und dann auch noch Wimbledon, das ist dann gut aufgegangen... ;)

Bemerkenswert ist ja schon, dass Hingis nur ein Jahr älter ist als Federer und Serena Williams, aber man den Eindruck hat, dass sie verschiedene Generationen sind, weil Hingis ihre größten Erfolge als Teenagerin hatte.
 
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QueridoRafa

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In Anwesenheit von sieben aus der Schweiz angereisten Journalisten äusserte sich Roger Federer in London erstmals über seinen Rücktritt. Und jeder spürte wie wichtig es ihm ist, mit ihnen in seiner Muttersprache über seinen Rücktritt zu sprechen. Hier ein paar Auszüge:
Wie erleben Sie die ganze Zeit vor und mit Ihrer Rücktrittsankündigung?
In den zwei, drei Wochen zuvor hatte ich Knoten im Bauch. Ich schob alles nach hinten. Tony (Godsick) wurde fast verrückt, weil ich mir so viel Zeit liess. Seit es raus ist, geht es mir besser. Aber den Rücktrittsbrief zu schreiben, brauchte sehr viel Energie. Vor allem am Tag zuvor und dann am Donnerstag war ich sehr bewegt, denn das war ein grosser Schritt. Vor allem für meine Eltern und Mirka war es sehr bewegend. Inzwischen kann ich aber locker über den Rücktritt sprechen, das hatte ich nicht erwartet.

Wann fiel die Entscheidung?
Einige Tage nach Wimbledon, im Juli. Das Knie machte einfach keinen Fortschritt mehr. Wir kamen an eine neue Weggabelung, und ich fragte mich: Was bringt das noch? Wir bewegten uns schon lange auf dünnem Eis. Ich weiss, dass es die richtige Entscheidung ist, die einzige gute Entscheidung. Wir hatten einen Konferenzcall mit meinem Team, und ich sagte: Wir nehmen die sichere Seite, es ist gut. Wir sind zufrieden mit dem, was wir erreicht hatten.

Was erwarten Sie vom Laver-Cup?
Ich bin ziemlich überrascht, wie gut ich hier in London im Training spiele. Aber es war schon vorher klar, dass ich nur Doppel spielen werde, wahrscheinlich am Freitagabend. Deshalb war es auch keine Option mehr, die Swiss Indoors in Basel zu spielen. Ich stehe hier schon etwas unter Druck, denn ich habe lange nicht mehr gespielt und hoffe, eine gute Leistung zu zeigen.

Wie geht es Ihrem Knie jetzt?
Hoffentlich genug gut für ein Doppel… Im Juli begann ich, das Training mehr und mehr runterzufahren, wollte aber trotzdem in Form bleiben.

Können Sie jetzt mehr zur Art Ihrer Verletzung verraten? Darüber sprachen Sie noch nie.
Ja, und das werde ich wahrscheinlich auch nie. Erstens ist es Privatsache, und zweitens weiss ich manchmal selber gar nicht alles, wollte gar nicht alles wissen. Sondern nur, was für meine Reha wichtig war.

Wie sehr litten Sie letztes Jahr wirklich?
Es war hart, das ganze Comeback extrem schwierig. Ich war so weit weg von 100 Prozent, konnte mich nicht mehr normal präsentieren. Den Viertelfinal in Wimbledon zu erreichen, war für mich unglaublich. Der letzte Satz gegen Hurkacz (0:6) war für mich eine der schlimmsten Stunden meiner Karriere. Als ich merkte, es ist vorbei, aus, da kommt nichts mehr. Dann kam die Enttäuschung, ich hatte ein Feuerwerk in meinem Kopf. Ich dachte, so kann es mit dem Knie nicht weitergehen. Und war froh, dass mich nach der Partie niemand danach fragte. Ich dachte, ich muss ein ziemlich guter Schauspieler sein.

Wird Ihre Frau jetzt wie versprochen im Mittelpunkt stehen?
Bestimmt wird sie das. Für mich waren die letzten Jahre zwar hart, aber ich glaube, für sie waren sie noch härter. Sie genoss es wirklich nicht mehr, mir zuzuschauen, mit allen Verletzungen. Sie tat mir irgendwie leid. Das ist eine grosse Erleichterung für sie, dass das jetzt mal durch ist.

Sie haben das Tennis auf ein neues Niveau gebracht, aber politisch herrschen in diesem Sport unschöne Machtkämpfe. Würde es Sie reizen, hinter den Kulissen aufzuräumen?
Nein. Ich bin immer noch im Spielerrat, dort muss ich mich auch noch ausklinken. Das wollte ich schon seit sechs Monaten, aber ich bringe es nicht fertig, ihnen zu sagen: Das war mein letztes Meeting. Es reizt mich überhaupt nicht, mich in den politischen Krieg zu involvieren. Wenn ich wirklich helfen kann, okay, dann kann man es anschauen. Aber das sehe ich nicht als meinen Weg, im Tennis zu bleiben. Und vieles läuft ja gut. Der 30-Jahr-Plan der ATP läuft gut, das Preisgeld ging durch die Decke. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Und auch, was Novak Djokovic macht (mit seiner Gewerkschaft, Red), hat Gutes in sich. Da will ich gar nicht involviert sein, ich war hinter den Kulissen auch nicht gegen ihn aktiv. Ich wollte so frei wie möglich sein, mich ohne Interessenskonflikte über alles informieren.

Werden Sie auch an den Swiss Indoors zu sehen sein?
Das schauen wir noch. Nur schon das Sprechen alleine ist ja schwierig. Und in den letzten Wochen hiess es plötzlich: Du musst dich auch an den Grand-Slams schon noch verabschieden, die wollen dich alle noch sehen. Ich sagte: Was? Ich dachte, ich mache das einmal. Ich muss entscheiden, wohin ich überall noch gehe. Die Swiss Indoors würden mich gerne am Dienstag sehen, aber intern habe ich das noch nicht besprochen. Ich weiss es nicht, muss überlegen, was alles läuft. Sie sehen: Ich habe nicht sehr viel vorausgeplant. Und das finde ich persönlich eigentlich gut.
(René Stauffer @staffsky.ch / tagesanzeiger.ch)
 
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