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Teil 2: Erstes Finale & erste Olympische Spiele (2000)
Das Jahr 2000 begann in Adelaide und Auckland mit zwei frühen Niederlagen gegen Enqvist (Nr. 4) und Ferrero (Nr. 45), gewinnen konnte er dabei insgesamt nur eine Partie. Danach ging es zum ersten Mal in seine Karriere zu den Australian Open. Es sollten noch 20 weitere Teilnahmen in Serie folgen. Mit 21 AO-Teilnahmen hat niemand öfters hier gespielt in der Open Era, bei Federer waren die 21 Teilnahmen sogar in Serie. In Runde 1 der AO wartete Michael Chang, der nur noch die Nummer 38 der Welt war, aber damit immerhin 24 Plätze vor Federer. Federer ließ dem jüngsten GS-Sieger aller Zeiten keine Chance und holte mit 6-4, 6-4, 7-6(5) seinen ersten Sieg bei einem GS-Turnier. In Runde 3 war dann aber gegen Clement sehr deutlich Schluss, damit hatte er nach 3 GS-Turnieren eine 2-3 Bilanz.
Danach ging es zum Davis Cup in Zürich. Die Australier hatten mit Hewitt (Nr. 15) und Philippoussis (Nr. 17) zwei Topspieler. George Bastl eröffnete gegen Hewitt und verlor nach Satzführung in 4. Federer hielt den Druck stand und glich mit einem 6-4, 7-6(3), 4-6, 6-4 gegen den klar besser platzierten Australier aus und sorgte dann sogar zusammen mit Lorenzo Manta für die 2-1 Führung im Doppel. Der Sonntag wurde dann bitte für die Schweizer, Federer verlor erst mit 2-6, 6-3, 6-7(2), 1-6 gegen Hewitt und Bastl verspielte im entscheidenden Einzel eine 2-1 Satzführung.
Für Federer ging es in Marseille weiter, wo er dank einer Wildcard mitmachen durfte. Mit Siegen über Dupuis, Johansson, Ljubicic und Santoro erreichte er dann sein 1. Finale in seiner Karriere. Da wartete die Nummer 77 der Welt. Federer und Rosset spielten in Marseille das erste schweizerische Finale in der Geschichte, Federer gewann den 1. Satz, Rosset konnte ausgleichen und schlug bei 6-2, 3-6, 4-5 aus Federers Sicht zum Matchgewinn auf. Federer konnte spektakulär mehrere Matchbälle abwehren und erreichte den Tiebreak. Dort war er nervlich nicht ganz bereit und Rosset konnte seinen 14. Karrieretitel gewinnen. Federer war untröstlich und in der Enttäuschung befürchtete er nie wieder die Chance auf einen Titel zu bekommen. So ganz Recht hatte er mit der Befürchtung nicht.
Jahre später verrät Rosset dem «Blick», wie verzweifelt Federer ihm gegenüber gewesen sei: «Während der Zeremonie weinte Roger unaufhörlich. Ich sagte ihm, er solle aufhören zu weinen, da er ja noch jung sei. Darauf meinte Roger, er werde es nach dieser Niederlage vielleicht nie wieder in einen Final schaffen.»
13.02.2000: In Marseille kommt es zum ersten rein schweizerischen Finale in der Tennisgeschichte. Roger Federer verliert gegen Marc Rosset, ist am Boden zerstört und muss von seinem Landsmann getröstet werden. Wenn die beiden wüssten ...
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Diese Woche in unserer Archiv-Serie «Weisch no?»: Roger Federers erste Finalteilnahme an einem ATP-Turnier.
www.srf.ch
2 Wochen später erreichte Federer mit Siegen über Kiefer (WRL 4) und Ivanisevic (WRL 61) wieder das Viertelfinale, dort wartete wieder Rosset, der dann wieder in 3 gewann und am Ende seinen letzten von 15 Karrieretiteln in London holte. In diesen Wochen zeigte Federer, dass er sich in der Halle wohl fühlte. Er beendete die europäische Winterhallensaison mit einer 9-3 Bilanz.
In Miami konnte er gegen Gimelstob seinen ersten Sieg bei einem Masters Turnier feiern, es sollte sein einziger Sieg bei seinen ersten 9 Mastersteilnahmen bleiben.
Wie ich schon im 1. Teil erwähnt hatte, brauchte Federer 12 Anläufe, bis er auf der Tour eine Partie auf Sand gewann. Im Jahr 2000 flog in Monte Carlo (Novak), Barcelona (Bruguera), Rom (Medvedev), Hamburg (Pavel) und St. Poelten (Hantschk) direkt in seiner ersten Partie. Federers Aufstieg im Ranking war gestoppt und ohne Selbstvertrauen ging es nach Roland Garros. Dort war seine Auslosung nicht schlecht und so zog er mit 3 Siegen in sein erstes Grand Slam Achtelfinale in seiner Karriere ein. In R3 konnte er seinen Landsmann Kratochvil besiegen. Im AF war gg den Sandspezialisten und Nummer 10 der Welt Corretja Schluss.
https://www.youtube.com/watch?v=MSARmnEUX_I^
In der Rasensaison 2000 spielte Federer zum 1. Mal in seiner Karriere in Halle, da war im VF gg Chang Schluss. In Nottingham verlor er enttäuschend direkt zum Auftakt. In Wimbledon hatte er dann Pech mit der Auslosung. Nach 3 umkämpften Sätzen verlor er gegen die ehemalige Nummer 1 der Welt Kafelnikov (WRL 5).
In dieser Zeit lief es für Federer nicht wirklich, zwischendurch gewann er eine Partie im DC, aber auf der Tour kassierte er von Halle bis Indianapolis sieben Niederlagen in Serie. Unter anderem verlor er in Toronto auch das dritte Duell gegen Hewitt.
Wie schon bei den FO in diesem Jahr, ging es auch zu den USO 2000 ohne Selbstvertrauen. Bei seiner ersten Teilnahme in NY zog er direkt in R3 ein. Dort verlor er knapp mit 5-7, 6-7(6), 6-1, 6-7(6). Federer machte zwar 14 Punkte mehr als sein Gegner, aber er war in den Tiebreaks nicht da.
Danach ging es wieder nach Australien. In Sydney standen die Olympischen Spiele 2000 an. Dort zog er problemlos ins HF ein und war mit frischen 19 nur einen Sieg davon entfernt der jüngste Medaillengewinner der Open Era zu werden. Gegen Haas war er sehr nervös unterwegs und der von Verletzungen geplagte Deutsche ließ Federer keine Chance. Im Spiel um Platz 3 war Federer favorisiert gg di Pasquale (WRL 62), Federer zog aber auch hier mit 6-7(5), 7-6(7), 3-6 den Kürzeren. Im 2. Satz konnte Federer sogar einen Matchball abwehren und hatte im 3. Satz klar das Momentum. Der Franzose musste sich im 3. Satz auch behandeln lassen. Aber Federer fiel im 3. mehr mit lamentieren denn glänzen auf.
“In 2000 I was really sad after losing to Haas at the Sydney Olympics. When I lost, I went into a corner like a kid. I could not stop crying. That loss marked me. The day after I had to play for the bronze against Di Pasquale, but I was crying and crying.”
On September 27, 2000, Frenchman Arnaud Di Pasquale defeated a crying Roger Federer to win the bronze medal at the Sydney Olympics
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Sportlich war es bis dahin die größte Enttäuschung seiner Karriere, aber privat fand er sein Glück. Dieses Glück war dann später auch sportlich ein Garant für den Erfolg.
Roger Federer verrät in einem Interview, welche Niederlage seine Karriere auf und neben dem Platz besonders prägte.
www.bluewin.ch
Danach ging es für Federer mit der Hallensaison weiter, in Wien besiegte er die Nummer 4 der Welt Magnus Norman bevor er im HF knapp gegen Tim Henman verlor
Eine Woche später erreichte er in Basel mit seinen ersten Siegen über Haas (WRL 20) und Hewitt (WRL 9) sein 2. Karrierefinale. im HF gegen Hewitt konnte er sogar einen Matchball abwehren.
Gegen Thomas Enqvist lieferte sich Federer im Finale eine Schlacht, aber auch sein 2. Finale verlor er am Ende sehr knapp mit 2-6, 6-4, 6-7(4), 6-1, 1-6. Wieder flossen bei Federer die Tränen. Heute ist Thomas Enqvist ja der Co-Kapitän beim Laver Cup.
Nach der Finalniederlage ging bis zum Saisonende für Federer nicht mehr viel, er beendete die Saison mit einer 3-4 Bilanz bei den letzten 4 Turnieren. So rutschte er von seinem Career High 24 auf 29.
Federers Bilanz 2000:
Australian Open | Runde 3 |
French Open | Achtelfinale |
Wimbledon | Runde 1 |
US Open | Runde 3 |
Jahresbilanz | 36-30 |
Top 10 Bilanz | 3-8 |
Mastersbilanz | 2-8 |
HC-Bilanz | 24-16 |
Sand-Bilanz | 3-7 |
Rasen-Bilanz | 2-3 |
Teppich-Bilanz | 7-3 |
Outdoor-Bilanz | 15-20 |
Indoor-Bilanz | 21-10 |
Titel | 0 |
Finals | 2 |
Halbfinals | 5 |
Ranking am Jahresende | 29 |
Die Bilanz zeigt auch, dass Federer auf dem ausgestorbenen Teppichbelag sehr stark war, das zeigt einmal mehr seine Vielseitigkeit
Fortsetzung folgt ....