QueridoRafa
Bankspieler
Für mich besteht zwischen sportlichen Deals und geschäftlichem Engagement ein UnterschiedDer erste Absatz bestätigt ja genau meine Aussagen bzw. stimmst du mir da ja zu
Zum zweiten Absatz lässt sich festhalten, dass diese Frage dann nicht nur für Privatleute oder Einzelunternehmer (wenn man Federer so bezeichnen will, denn es steht schon ein großes Team hinter ihm) gilt, sondern generell für alle (westlichen) Länder dieser Welt. Und wenn man sich ansieht, wie letztlich alle Staatsoberhäupter von Washington über Berlin bis nach Bern Schlange stehen, um mit China verstärkt Geschäfte zu machen, dann kann man einen Sportler sicher noch weniger dafür kritisieren. Wo fängt es an, wo hört es auf? Sollen Spieler auch keine Turniere auf chinesischem Boden spielen? Sollen sie keine Showkämpfe dort bestreiten dürfen? Sollen sie keine Artikel von chinesischen Herstellern (bspw. Huawei) bewerben? Sollen sie ihre eigenen Produkte/Firmen (bspw. "On") dort nicht bewerben bzw. Kontakte ausbauen dürfen? Ist es legitim von Djokovic und Nadal, in Kazachstan, das auch ein autokratischer Staat ist, Schaukämpfe zu bestreiten? Sollen Medwedew, Stan und Co beim Diriyah Cup in Saudi-Arabien mitspielen? Dieses Thema könnten wir sehr sehr weit spinnen, und da bin ich eigentlich dagegen. Wie schon am Anfang meines Posts gesagt: Wenn praktisch alle westlichen Länder, die sich (zum Glück) die Einhaltung der Menschenrechte auf die Fahnen geschrieben haben, hochinteressiert an wirtschaftlichen Deals mit China sind, dann sollte man vorher auf dieser Ebene beginnen, bevor man gegen Unternehmen, Privatleute oder Sportler den moralischen Zeigefinger erhebt. Und wie gesagt: als Fan von Federer erwarte ich mir natürlich trotzdem ein Mindestmaß an politischem Mindesttaktgefühl - eben, dass er sich keinesfalls direkt auf die Seite jener stellt, die letztlich an Menschenrechtsverletzungen schuldig sind... da ist mir eine neutrale Rolle, wie er sie hier einzunehmen versucht, durchaus recht.
In den restlichen Punkten stimme ich dir zu. Es ist traurig mitanschauen zu müssen, wie sich unter anderen auch sehr viele europäische Unternehmen und Staaten die Klinke in die Hand geben, um mit China ins Geschäft zu kommen, und dabei die zivilisatorischen Werte verleugnen, die dazu beigetragen haben, dass sie überhaupt so gross geworden sind. So hat auch der Schweizer Bundespräsident die umstrittene Vereinbarung zur neuen Seidenstrasse unterzeichnet, obwohl die Menschenrechte darin nicht erwähnt sind. Das geschah aus rein finanziellen Gründen, was schlicht und einfach erbärmlich ist. Wie du richtig sagst, ist dies ein viel zu weites Thema, um hier diskutiert zu werden. Aber gerade ein Federer mit seinem weltweiten Bekanntheitsgrad und seiner Beliebtheit, der mit Sicherheit Werte vertritt, die in China nichts zählen, wäre prädestiniert dafür, auf die Missstände die dort herrschen hinzuweisen oder sogar anzuprangern. Das würde aber mit Sicherheit seinen wirtschaftlichen Interessen zuwiderlaufen, denn die Konkurrenz in der globalisierten Welt ist viel zu gross. Deshalb wird er wahrscheinlich auch in Zukunft in seinem neutralen Schneckenhaus verharren, was für mich, im Gegensatz zu dir, nicht wünschenswert ist.