Mein Post bezog sich allgemein auf den Zeitraum 2004-2007 in dem Roger die Tenniswelt maßgeblich dominiert hat, ich beziehe mich nicht nur auf sein allerbestes Jahr 2006. Hier hat sich Roger mehrere packende Duelle mit Safin geliefert, u.a. das Halbfinale 2005 bei den Australian Open welches zu den besten Matches gehört die dort jemals stattfanden (ich erinnere mich heute noch dran als wärs gestern, ein unglaublich packender fünfter Satz mit toller Aufholjagd von Federer die leider am Ende doch nicht belohnt wurde). Das ist ja auch die Hauptaussage, die ich Dir zu vermitteln versuche. Federer hat mehrere Jahre dominiert, überragendes Spitzentennis gezeigt und ist selbst heute noch in der absoluten Weltspitze (wo doch heute die Konkurrenz angeblich soviel stärker ist als damals
...). Der Vergleich mit den GS-Finalgegner hinkt auch völlig, da a) Nole bislang einfach zuwenig GS-Finals für einen korrekten Vergleich gespielt hat und b) Federer ebenso einen Murray, Nadal (auch wenn Du das relativierst weil der damalige French-Open-Sieger ja noch so jung war...) und sogar einen Novak Djokovic in Grand Slam Finals deutlich schlagen konnte. Hinzu kommen noch die zahlreichen Erfolge bei den World Tour Finals (auch hier zuletzt ein Finalsieg gegen einen Rafael Nadal der ein überragendes Jahr 2010 hingelegt hat, davor ein klarer Sieg im HF gegen Djokovic der danach seine Siegesserie startete die überraschenderweise wieder von Federer beendet wurde
). Djokovic muss das erstmal unter Beweis stellen. Er hat ja schon Ende 2007/Anfang 2008 stark gespielt und nach seinem überraschenden Triumph bei den Australian Open 08 hat er fast zwei Jahre lang eine miserable Bilanz hingelegt für jemanden der in die GOAT-Kategorie passen soll. Oder war in diesem Zeitraum die Konkurrenz plötzlich wieder so brutal stark (u.a. der Superstar Kohlschreiber der ihn bei den French Open in drei Sätzen aus dem Turnier katapultierte...)?
Federer hat sich genau ein großes Duell mit Safin geliefert, nämlich nur das von dir zitierte. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Safins beste Zeit nämlich spätestens 2004 vorbei war und der Australian Open Titel 2005 nur noch ein letztes Ausrufezeichen war (die Saison hat er nicht mal unter den Top-Ten beendet). Safin war bis auf dieses einzige Spiel nie eine wirkliche Konkurrenz zu Federer, zum einen weil er immer wieder Verletzungsprobleme hatte, zum anderen weil er die ganze Geschichte in den letzten Jahren nicht mehr wirklich ernst genommen hat. Safin jetzt im Nachhinein als großen Rivalen von Federer darstellen zu wollen, ist ziemlich albern. Nennen wir die Konkurrenz von Federer von 2004 - 2007 mal beim Namen:
- ein blutjunger Nadal,
- ein Andy Roddick, der, immer noch im besten Tennisalter, heutzutage sich nicht mehr in den Top-Ten halten kann,
- ein Lleyton Hewitt, dem eine noch schwächere Konkurrenzsituation zu zwei Grand-Slam-Titeln verhalf und der seit Jahren keinen Blumentopf gewinnt
- ein Andre Agassi, der mit gefühlten 40 Jahren noch in der Weltspitze mithalten konnte
- ein paar Jungspunde (Berdych, Ferrer), die sich erst in den letzten Jahren wirklich zu Topstars entwickelt haben oder den Sprung gar nie wirklich geschafft haben (Baghdatis, Gasquet)
- ein paar talentierte Jungs und ein paar harte Arbeiter, die den letzten Schritt aber nie gepackt haben (Nalbandian, Gonzalez, Ljubicic, Davydenko)
Seit 2008, als Nadal den nächsten Schritt realisierte und dazu mit Murray, Djokovic und Del Potro die nächsten Topstars sich gleich eingliederten, ist die Federer Dominanz auf der ganz großen Ebene vorbei. Und zwar nicht von heute auf morgen, sondern schlagartig. 2009 war noch ein letztes Aufleben, was ohne die Verletzung von Nadal auch nicht passiert wäre.
Das ändert nichts daran, dass Federer als einer der meistdekoriertesten Spieler in die Tennisgeschichte eingehen wird und bei jeder GOAT-Diskussion ein gewichtiges Wort mitreden wird. Und es ändert auch nichts daran, dass ein Djokovic noch ganz weit davon entfernt ist, ernsthaft bei den üblichen Diskussionen aufzutauchen. Aber in Sachen Dominanz und Erfolg ist es eine ganz große Saison (und zwar besonders dann, wenn man die Konkurrenz berücksichtigt) und eine größere, als ein Federer und auch ein Nadal jemals gespielt haben.