Eigentlich wollte ich zu diesem Thema nichts schreiben, vor allem weil ich GOAT Diskussion irgendwie immer doof und sinnlos finde, egal in welcher Sportart.
Was ich jedoch sehr interessant finde ist, dass wenn man dieses Thema mit Aktiven diskutiert, es teilweise um ganz andere Inhalte geht. Da geht es mehr um Taktik, die Technik, die Möglichkeiten, einfach um das Spiel insgesamt. Und da sind sich die Meisten meiner Diskussionspartner relativ häufig einig...GOAT=Federer.
Ich will damit hier niemanden als Theoretiker hinstellen, zumal ich auch weiß, dass hier selber einige aktiv spielen. Aber die ganze Diskussion kreist zu viel um die Gegner und wer wann wo Top 10 Spieler gewesen wäre etc.. Dabei werden Spieler aus den 90ern auch gerne mal stärker eingeschätzt, als sie teilweise waren.
Das Spiel hat sich innerhalb von 15 Jahren so dermaßen gewandelt, dass man Spieler aus den 90igern auch gar nicht mehr adäquat mit heute vergleichen kann. Aufgrund der unterschiedlichen Beläge gab es eben damals deutlich mehr Spezialisten (Becker, Ivanisevic etc.). Solche Spieler wären heute zu eindimensional um wirklich erfolgreich zu sein. Müßig darüber zu diskutieren, ob das Maß ihres Talents dazu gereicht hätte ihr Spiel anzupassen oder irgendwas asuzugleichen. Sie würden nach heutigen Maßtstäben einfach kein „gutes Tennis“ mehr spielen. Jetzt mal ernsthaft, was konnte denn BB Anderes spielen außer S&V. Okay seine Passierschläge waren ganz nett, aber sonst? Goran Ivanisevic: Vorhand+ Aufschlag, unglaublich überschätzter Spieler. Chang: Beinarbeit und Winkel. Von einigen Ausnahmen (Agassi) mal abgesehen, gab es auch in der Sampras-Ära nicht so viele wirkliche Ausnahmespieler (in ihrer Prime Time) wie viele meinen. Zumal dann auch oft so getan wird, als ob Sampras alle Spieler zu deren Primetime dominiert hätte. Lendl und Edberg beispielsweise waren schon längst überm Berg als Sampras so richtig losgelegt hat. Ich habe mal wahllos drei Top 10 aus den verschiedenen Epochen rausgesucht. Ganz ehrlich, qualitativ kann ich da im Vergleich, und im Verhältnissen zur Spielweise und den Möglichkeiten insgesamt keinen großen Abfall zu Heute erkennen. Wenn es eine Sache gibt in denen die Spieler damals vielleicht wirklich besser waren, dann die Tennistaktik. Aber auch weil sie es mussten. Als Spezialist muss man eben besser seine Stärken einbringen und die Stärken des Gegner versuchen zu eleminieren. Mann musste sich mehr auf Gegner, Belag, Spin etc. einstellen weil die Umstände eben andere waren. Heutiges Tennis ist da vielleicht ein Level drunter bzw. farbloser. Da gibt es viele Spieler die mit wirklich dummen Tennis leider sehr viel erreichen, aber spielerisch, technisch sind sie den meisten Spielern aus der 90er Ära ebenbürtig. Wer weiß, ob nicht auch Djokovic oder Murray mal anfangen würden cleveres Tennis zu spielen wenn sie der Belag und der Gegner dazu zwingen würde. Aufgrund des Belages reicht es heute meistens leider aus den Ball einfach rüber zu dreschen. Man sieht zu selten, dass auch mal jemand seinen Gegner auf taktischer Eben „ausspielt. Da wird zu wenig variiert (Slice, Top Spin), weil man es a) nicht braucht und b) vielleicht auch gar nicht mehr beigebracht bekommen hat. Manchen Profis würde man gerne mal ein Buch von Vic Braden in die Hand drücken in der Hoffnung, dass sie noch mal was über Taktik mit bekommen. Es fehlt mir heute oft einfach die Tennisintelligenz bei einigen Spielern.
Federer hingegen kann im Prinzip alles. Seine Schläge sind technisch perfekt, es kann alles und er spielt vor allem auch alles. Wenn man einfach nur mal sieht wie viele Variationen alleine sein Slice hat. Sampras hätte nie im Leben die Skills gehabt RG heute oder damals zu gewinnen. Federer hat die Skills Wimbledon heute und auch theoretisch vor 15 Jahre zu gewinnen. Federer kann S&V spielen, aber ebenso Top Spin ziehen und das Spiel auf Sand von der Grundlinie aus dominieren, etwas was Sampras einfach nie gekonnt hat. Federer ist einfach der kompletteste Spieler aller Zeiten. Technisch, taktisch, spielerisch gab und gibt es in der Gesamtheit imo keinen Besseren.
1998:
1 Sampras, Pete (USA) 3,716 0 16
2 Korda, Petr (CZE) 3,391 0 22
3 Rafter, Patrick (AUS) 3,211 0 25
4 Kafelnikov, Yevgeny (RUS) 3,027 3 30
5 Bjorkman, Jonas (SWE) 2,985 -1 26
6 Rusedski, Greg (GBR) 2,806 -1 22
7 Rios, Marcelo (CHI) 2,777 -1 26
8 Chang, Michael (USA) 2,686 0 22
9 Corretja, Alex (ESP) 2,551 0 26
10 Krajicek, Richard (NED) 2,457 0 23
1995:
1 Agassi, Andre (USA) 4,980 0 0
2 Sampras, Pete (USA) 3,834 0 0
3 Becker, Boris (GER) 3,598 0 0
4 Muster, Thomas (AUT) 3,401 0 0
5 Chang, Michael (USA) 3,025 0 0
6 Kafelnikov, Yevgeny (RUS) 2,676 1 0
7 Ivanisevic, Goran (CRO) 2,621 -1 0
8 Ferreira, Wayne (RSA) 2,377 0 0
9 Stich, Michael (GER) 2,187 0 0
10 Rosset, Marc (SUI) 2,069 0 0
1992
1 Edberg, Stefan (SWE) 3,419 1 0
2 Courier, Jim (USA) 3,397 -1 0
3 Becker, Boris (GER) 2,757 0 0
4 Sampras, Pete (USA) 2,624 0 0
5 Stich, Michael (GER) 2,476 0 0
6 Chang, Michael (USA) 2,033 3 0
7 Forget, Guy (FRA) 1,871 -1 0
8 Ivanisevic, Goran (CRO) 1,858 -1 0
9 Lendl, Ivan (USA) 1,703 -1 0
10 Korda, Petr (CZE) 1,660