In Russland selber gibt es einfache Menschen, die sich gegen den Krieg aussprechen und dafür verprügelt und weggesperrt werden. Aber russische Tennis-Millionäre, die im Westen leben, die können natürlich unmöglich Farbe bekennen. Denen müssen goldene Brücken gebaut werden, die müssen sich weiterhin "apolitisch" im Westen die Taschen vollmachen dürfen, während es natürlich überhaupt kein Problem ist, wenn die russische Zivilbevölkerung durch die Sanktionen ihren Job und die Ersparnisse verliert, oder unter Versorgungsproblemen leidet.
Eine Kollektivbestrafung ist natürlich nie wirklich "fair" und so soll es ja auch sein. Die Unschuldigen leiden zusammen mit den Schuldigen und Putin und die Oligarchen werden die letzten sein, die im Alltag Probleme aufgrund der Sanktionen haben werden. Das muss einem von Anfang an klar sein. Ich verstehe nur nicht, wie man einerseits sagen kann, dass es der russischen Zivilbevölkerung ruhig so schlecht wie nur möglich gehen soll und alle im Land für die Handlungen ihrer Regierung in Haftung genommen werden sollen, aber priviligierte Profisportler, die soll man in Ruhe lassen, denn die können ja nichts für die grosse Politik. Na klar, aber irgendeine 80-jährige Babuschka schon. Der soll es ruhig schlecht gehen.
Die russische Zivilbevölkerung muss gerade völlig ungefragt lernen, dass der vereinigte Westen ihnen das Leben nunmehr so schwer wie möglich macht, da man davon ausgeht, dass sie alle zum "Team Russland" gehören, unabhängig davon, was sie über den Krieg selber tatsächlich denken, oder ob ihnen Valodya der Große jemals ein Glückwunschtelegramm geschickt hat. Tennis-Millionäre dürfen dieses Schicksal da imho ruhig teilen. Die haben ja sogar das Privilieg recht einfach an Papiere anderer Länder zu kommen, die es ihnen ermöglichen, wieder ganz "apolitisch" so weiterzumachen wie bisher, eine Möglichkeit, die der einfache sanktionsbewehrte Russe nicht hat. Südafrikanische Sportler, die unter anderen Flaggen angetreten sind, haben teils zum Apartheidsystem konsequent geschwiegen. Aber die Ächtung des Landes hat jedem sofort klargemacht, dass es sich um kein "normales" Land handelt und Propganda durch Sport war insofern nicht möglich.
Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass, wenn man keinen konsequenten Ausschluss will, man diesen Mumpitz von wegen keine Flagge, keine Hymne oder das Antreten unter Bezeichnungen wie ROC ebenfalls gleich lassen soll. Letzteres ist peinliches Virtue Signaling, das dem Ernst der Lage nicht gerecht wird. Dann soll man lieber dabei bleiben, dass man Sport und Politik trennen will.
Nebenbei, der Nationalspieler Fedor Smolov hat am ersten Tag des Krieges, also noch vor dem Gesetz zu den "Fake-News" bei Instagram "Nein zum Krieg!" mit einem gebrochenen Herzen und einer ukrainischen Flagge gepostet. Einige andere andere Sportler wie Maxim Trankov (Eiskunstlaufolympiasieger 2014 und mit einer gebürtigen Ukrainerin verheiratet) hatten ähnliche Sachen gepostet, diese nach dem Fake-News-Gesetz aber wieder gelöscht, teils mit vorheriger Ankündigung und Bezug auf das Gesetz. Smolov hat seinen Post hingegen bis heute nicht gelöscht und er spielt aktuell weiterhin für Dynamo Moskau. Es ist nämlich auch für das Regime kein toller Deal, schlechte PR zu produzieren und einen populären Sportler aus politischen Gründen einfach wegzusperren, so wie man das mit einem Normalo vllt. machen würde. Dissidenten in der UdSSR sind teils auch ignoriert oder einfach ausgebürgert worden, weil es für das Regime durchaus peinlich sein kann, eine berühmte Person wegen Dingen vor Gericht zu stellen, die kaum zu verteidigen sind und so nur noch mehr Aufmerksamkeit bekommen.