Saul "Canelo" Alvarez vs. William Scull | Der Undisputed-Kracher im Supermittelgewicht | 03.05.2025 in Riad, Saudi Arabien | DAZN


Gladio

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Aha. Komisch, dass es reihenweise Berichte in den USA gab, die Scull vorne gesehen haben. Komisch, dass einstimmig die internationalen Punktrichter (einer war aus Deutschland) es taten.

Wenn Sculls Leistung angeblich so "dermaßen unterirdisch" gewesen ist, was war dann Shishkins Leistung? Ich saß vor Ort und konnte praktisch keinen Unterschied ausmachen. Ich glaube auch nicht, dass die Mehrheit der Zuschauer vor Ort das Gefühl hatten, dass Shishkin den Kampf klar gewonnen hätte. Das war aus dem Kampf nicht ersichtlich. Die meisten Runden waren enorm eng, keiner von den beiden Boxern hat sich wirklich abgehoben, die neutralisierten sich gegenseitig.

Ich denke, alle sahen es eher so, dass der Kampf sehr eng und schwer zu werten war.
Für dich trifft das vielleicht nicht zu, weil du ein übermenschliches Wesen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten bist :clowns:, aber am Ende kann ich keinen Punktrichter dafür kritisieren, dass sie solch einen engen Kampf entsprechend gewertet haben.

Man darf nicht vergessen, dass es natürlich auch eine Stimmung vor Ort gibt. Bei jeder Aktion von Scull gehen die Zuschauer mit, beeinflussen damit auch etwas die Bewertung. Natürlich sollte man nur auf die Treffer achten, aber wenn alle Runden eng sind und jede Scull-Aktion frenetisch bejubelt wird, dann ist das halt auch ein Faktor, wo sich vielleicht ein Punktrichter denkt: Naja, gebe ich dann dem Heimboxer.

Vor Ort hat man keine Statistiken, Wiederholungen und verschiedene Perspektiven. Wenn der Kampf dann so eng verläuft, dann ist das keine leichte Aufgabe.
Willst du mich jetzt über den Boxsport belehren oder wie? Oder darüber wie Reihenweise Kommentare über einen offensichtlich Betrug gemacht werden. Oder das du befangen bist was Agon angeht. Wenn der Kampf eng pro Scull verlaufen wäre, ohne das es Zweifel gegeben hätte, wäre ein Einspruch seitens Salita Promotion im Sande verlaufen.
 

timeout4u

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Wenns Betrug ist: warum hat die IBF den Kampf nicht annuliert? :crazy: Und meines Wissens wurde der Einspruch von Team Shishkin von der IBF zurückgewiesen. ;) Am Ende weiß bald vor lauter Betrug keiner mehr, wer jetzt wen bestochen und gedeckt hat bzw. bestechen und decken muss. :D
 

timeout4u

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Gibt es irgendwelche bewiesenen Vorfälle der Korruption in den letzten 15 Jahren ?
Aus meiner Erinnerung müssten das die Fälle gewesen sein, in denen eine Casino-Verbindung von sog. Journeyman unter verschiedenen Alias-Namen angetreten sind und so Kampfrekorde/Kämpfe manipulierten. Craig Houk oder Reggie Strickland waren z.B. bekannte Namen dafür. Hinter Gitter wegen Bestechung uä. mussten z.B. der Boxer Thomas Williams und der Promoter Robert Mitchell.
Ansonsten gabs noch die Vorfälle um die AIBA und klar: wie gesagt: ich bestreite nicht, dass im Boxen vieles nicht legal läuft, aber sinnvoller und klüger bleibt es Gegner zu manipulieren, sich bei den Verbänden ein gutes Ranking zu verschaffen. Dauernd irgendwelche Punktrichter und Ringrichter zu bestechen, wäre für mich eher Plan C, wenn überhaupt. :smoke:
 
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Gladio

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Wenns Betrug ist: warum hat die IBF den Kampf nicht annuliert? :crazy:
Ein Verband würde sich doch nicht selbst diskreditieren :crazy:

Und meines Wissens wurde der Einspruch von Team Shishkin von der IBF zurückgewiesen.
Nicht der Einspruch an sich. Sondern den Antrag auf Aberkennung des finalen Ergebnisses.

Am Ende weiß bald vor lauter Betrug keiner mehr, wer jetzt wen bestochen und gedeckt hat bzw. bestechen und decken muss.
Daran besteht leider wohl nur sehr wenig Zweifel :saint:
 

timeout4u

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Nicht der Einspruch an sich. Sondern den Antrag auf Aberkennung des finalen Ergebnisses.
Und was genau soll Team Shishkin deiner Meinung nach beantragt haben, was beweist, dass Scull gegen Shishkin manipuliert war? Soweit mir bekannt wurden alle Vorwürfe im Einspruch zurückgewiesen. Die IBF hat nicht einmal ein sofortiges Rematch gegen Scull angeordnet, sondern "nur", dass Shishkin 2025 eine weitere Chance auf den Gürtel bekommen soll als Nr. 2 in der Rangliste gegen den Sieger von Sculls nächstem Kampf. Kann man dann umgekehrt auch als Betrug/Bestechung seitens der IBF werten, weil Team Shishkin damit als Nehmer scheinbar zufrieden ist und nicht weiter gerichtlich gegen das Ergebnis vorgeht.
Nicht falsch verstehen: ich finde die ganze Boxpolitik oft genauso falsch, scheinheilig, verlogen und und und. Aber wenn man es besser machen will, sollte man trotzdem sachlich bei den Fakten bleiben und zumindest ansatzweise versuchen Inhalte vollständig wiederzugeben statt genauso mit Aussagen zu "faken", um seine Meinung als richtig durchzudrücken. Eben jene Taktik, die leider in allen Bereichen viel zu viel angewendet wird, sei es von Politikern, Medien, Firmen ua.
 

Gladio

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Und was genau soll Team Shishkin deiner Meinung nach beantragt haben, was beweist, dass Scull gegen Shishkin manipuliert war?
Meine Meinung hat für eine solche Entscheidung keinen belang. Es wurde eine Revision des Kampfes durch die IBF beantragt und diese wurde genehmigt. Es ging Primär darum das sowohl Sculls optische Kampfführung als auch die Gefechtsstatistiken einen Sieg nicht rechtfertigen.

Die IBF hat nicht einmal ein sofortiges Rematch gegen Scull angeordnet, sondern "nur", dass Shishkin 2025 eine weitere Chance auf den Gürtel bekommen soll als Nr. 2 in der Rangliste gegen den Sieger von Sculls nächstem Kampf.
Im ersten Entscheid gab es tatsächlich eine direkte Rematch Aufforderung. Diese wurde später aus mir unbekannten Gründen, in den jetzigen Entscheid abgewandelt.

Kann man dann umgekehrt auch als Betrug/Bestechung seitens der IBF werten, weil Team Shishkin damit als Nehmer scheinbar zufrieden ist und nicht weiter gerichtlich gegen das Ergebnis vorgeht.
Das sind natürlich nur Spekulationen und nicht eindeutig zu benennen. Dennoch besteht die Möglichkeit das Salita, nach der bestehenden IBF Anordnung, mit einem Kamof gegen Canelo gerechnet hat, nachdem dieser Scull den Titel wieder abgenommen hat. Das wäre aus finanzieller Sicht vertretbar.
 

wicked

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Naja, was heisst schon "Betrug" und "Manipulation"...
Die Punktrichter werden eingeladen und gut hofiert. Die Punktrichter wissen, wer der Heimboxer ist und punkten dementsprechend mal mehr, mal weniger wohlwollend für denjenigen, denn sie wollen ja wieder mal eingeladen werden. Alle Beteiligten wissen, was Sache ist. Es braucht keine geheimen Absprachen und schon gar keine Kofferübergaben unter Brücken oder in Tiefgaragen.
Beweise für irgendetwas gibt es dementsprechend auch nicht.

Sollte man trotzdem von bspw. "Betrug" als Boxfan sprechen dürfen oder sogar sollen? Wir sind nicht in einem Gerichtssaal, sondern in einem Internetforum. Wenn man als Boxfan davon ausgeht, dass bei einem Urteil der eine Boxer einen deutlichen unfairen Nachteil gehabt hat, soll man dies auch benennen dürfen. Auch wenn keine Beweise vorliegen.

---
Nachtrag: Ich finde es sogar gut und wichtig, dass sich Boxfans über schlechte Urteile erzürnen. Besonders wenn klassisches "homecooking" vorzuliegen scheint. Das soll das Kind auch beim Namen genannt werden, eben - auch wenn keine direkten Beweise vorliegen.
Meistens sind die zornigen Stimmen der Boxfans das einzige, das dem ganzen korrupten System etwas entgegenzusetzen hat.
 
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timeout4u

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Im ersten Entscheid gab es tatsächlich eine direkte Rematch Aufforderung. Diese wurde später aus mir unbekannten Gründen, in den jetzigen Entscheid abgewandelt.
Das sind so Dinge, die ich meine. Gibts dafür einen seriösen Beleg? Meines Wissens war das reine PR und es gab nie eine offizielle IBF Entscheidung mit genau einer solchen Aufforderung.
 

timeout4u

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Nachtrag: Ich finde es sogar gut und wichtig, dass sich Boxfans über schlechte Urteile erzürnen. Besonders wenn klassisches "homecooking" vorzuliegen scheint. Das soll das Kind auch beim Namen genannt werden, eben - auch wenn keine direkten Beweise vorliegen.
Meistens sind die zornigen Stimmen der Boxfans das einzige, das dem ganzen korrupten System etwas entgegenzusetzen hat.
Stimme ich grundsätzlich zu. Aber dann sollte diese Stimme auch sachlich, objektiv, fachlich fundiert, begründet sein und auch andere Sichtweisen, die im Rahmen des Regelwerks möglich sind, berücksichtigen bei der Beurteilung. Denn sonst gehts eher in Richtung Hexenjagd.
 

Gladio

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Meines Wissens war das reine PR und es gab nie eine offizielle IBF Entscheidung mit genau einer solchen Aufforderung.
Ich weiß nicht ob das fake News waren oder nicht. Die erste Anordnung kam auch nicht ein oder zwei Tage nach dem Kampf, sondern einige Zeit später. Volkmann hat in einem Interview im Nachgang behauptet, die erste Anordnung wäre fake News . Es gab dutzende Meldungen auf allen wichtigen Boxsportseiten und Nachrichtendiensten die das Konterfeit der IBF trugen und die jetzt nicht mehr aufzufinden sind.

Ich weiß nicht was im Hintergrund gelaufen ist. Aber ich glaube nicht das die jetztige Anordnung mir nichts die nichts aufgerufen wurde.
 
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timeout4u

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Leider kann man die meisten Nachrichtendienste, Medienberichte oä. in die Tonne klopfen, wenn man eben nur nach Schlagzeilen, Schlagworten geht und die meist vorschnellen, wenig ausgewogenen Inhalte stur einsteckt ohne etwas Ring-IQ zu zeigen. Sieht man jetzt ähnlich was die Nachrichten zur IBA und der Frauen-WM betrifft mit dem Unterschied: da kommen solche Meldungen tatsächlich von der IBA.
 

Deontay

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Sollte man trotzdem von bspw. "Betrug" als Boxfan sprechen dürfen oder sogar sollen? Wir sind nicht in einem Gerichtssaal, sondern in einem Internetforum. Wenn man als Boxfan davon ausgeht, dass bei einem Urteil der eine Boxer einen deutlichen unfairen Nachteil gehabt hat, soll man dies auch benennen dürfen. Auch wenn keine Beweise vorliegen.

Ein Interforum ist kein rechtsfreier Raum. Natürlich herrschen hier andere Maßstäbe, dennoch sollte man mit gewissen Bezeichnungen aufpassen. Wir reden hier von einem schweren Vorwurf.
Betrug wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe, in besonders schweren Fällen mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft.

Ich kann verstehen, dass man das Urteil vielleicht kontrovers findet, oder von einem Fehlurteil spricht. Aber zu behaupten, hier hätte man still und heimlich einen Betrug inszeniert, der dazu führt, dass man nun gegen Canelo kämpft - das ist drüber. Nur weil man in einem Internetforum schreibt, bedeutet es nicht, dass man sich solche Dinge herausnehmen darf ohne auf Gegenwind zu stoßen.

Darüber zu reden bringt nicht viel. Der Fight muss eng und schwer zu scoren gewesen sein.


Ich bin kein geschulter Punktrichter, kann aus meiner Perspektive vor Ort lediglich bestätigen, dass der Kampf sehr eng war. Keiner der beiden Boxer hat sich wirklich abgehoben. Am Ende haben 3 professionelle Punktrichter ein Urteil gesprochen, ein weiterer hat auf Boxrec ebenfalls noch gepunktet. Übrigens 115-113 für Scull.

Screenshot_1085.jpg

Ich habe kein Problem damit, wenn jemand sagt, dass er Shishkin 115-113 vorne hat. Ich habe auch kein Problem damit, wenn man behaupten würde, dass Shishkin in den USA das Urteil wohl bekommen hätte. Das wird vermutlich so sein.

Der Kampf war so eng und actionarm, dass man sich nur schwertun kann... einen Sieger zu bestimmen. Wenn wir ehrlich sind, würde dieser Kampf irgendwo in Lateinamerika stattfinden und Scull bekommt das Urteil knapp zugesprochen, niemand würde sich hier aufregen. Manche würden sagen: Heimurteil, aber der Kampf war auch von Shishkin so mies, beide haben den Sieg nicht verdient.
Das wäre überwiegend wohl die Meinung. Am Ende versucht man eine Kontroverse hier größer zu machen, als sie war.
 

Deontay

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Auf der Undercard soll übrigens Jaime Munguia das direkte Rematch mit Bruno Surace erhalten :popcorn1:
 

al

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Wenns Betrug ist: warum hat die IBF den Kampf nicht annuliert? :crazy: Und meines Wissens wurde der Einspruch von Team Shishkin von der IBF zurückgewiesen. ;) Am Ende weiß bald vor lauter Betrug keiner mehr, wer jetzt wen bestochen und gedeckt hat bzw. bestechen und decken muss. :D
Ach, du stellst dich naiver als du bist - und weißt doch selbst genau, wie selten das Einkassieren eines Urteils geschieht (gab's das überhaupt schon mal - ein Punkterichter kann sich ja immer auf sein persönliches Empfinden berufen, wer sollte ihm das absprechen? man müsste also die Bestechung schon direkt nachweisen).

Und wie oben schon von anderen beschrieben: Dieses informelle Betrügen (Heimboxer, man will wieder gebucht werden etc.) ist jedermann bekannt. Und nur weil es fast alle machen wird es nicht besser. Ich empfinde es immer als Affront, wenn ein Boxer, der alles im Ring gibt, um seinen Erfolg gebracht wird. Und dass ein Auswärtsboxer in der Regel weiß, was auf ihn zukommt, ändert rein gar nichts, es macht das Bescheißen nicht besser, akzeptabler.

@Deontay: Ich schätze dich wirklich sehr, deine Beiträge, deine Arbeit, die du hier machst. Aber beim deutschen Boxen scheinst du Objektivität und Neutralität weitgehend zu verlieren. Ich kann das nicht nachvollziehen, vielleicht auch deshalb, weil es mir an patriotischen Gefühlen weitgehend mangelt (als Österreicher wäre ich bezüglich des Boxsportes ohnehin durch das Nichtvorhandensein relevanter Kämpfer arm dran, mir ist es allerdings auch ziemlich wurscht, ob ein Österreicher oder Deutscher als Schnellster über eine Schipiste rutscht: Wenn er in Berchtesgaden wohnt, darf ich mich über seinen Sieg nicht freuen, ist er aber zufällig ein paar Kilometer weiter östlich geboren, soll ich ihn bejubeln. Versteh ich nicht wirklich - auch angesichts der Tatsache, dass Grenzziehungen immer willkürlich sind.)

Ich will, dass im Sport der Bessere gewinnt, ich drücke vielleicht für den mir sympathischer Erscheinenden die Daumen (soweit ich das zu beurteilen vermag). Ich will nicht, dass ein Österreicher irgendwas irgendwo gewinnt, weil er mein Landsmann ist. Es soll so fair zugehen wie möglich - und nur weil es Usus ist, mehr oder weniger offenkundig zu betrügen, ist es nicht akzeptabel. Dieses Betrugsverhalten wurde richtiggehend internalisiert in der Sauerland-Universum-Ära, dass man sogar von einem legitimen "Weltmeisterbonus" zu sprechen geneigt war (obwohl es den nicht gab und er nur in den Köpfen der Leute existierte).
 

Deontay

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@Deontay: Ich schätze dich wirklich sehr, deine Beiträge, deine Arbeit, die du hier machst.

Danke :) Das las ich schon einige Male von Dir, immer wieder nett zu sehen.

Aber beim deutschen Boxen scheinst du Objektivität und Neutralität weitgehend zu verlieren. Ich kann das nicht nachvollziehen, vielleicht auch deshalb, weil es mir an patriotischen Gefühlen weitgehend mangelt (als Österreicher wäre ich bezüglich des Boxsportes ohnehin durch das Nichtvorhandensein relevanter Kämpfer arm dran, mir ist es allerdings auch ziemlich wurscht, ob ein Österreicher oder Deutscher als Schnellster über eine Schipiste rutscht: Wenn er in Berchtesgaden wohnt, darf ich mich über seinen Sieg nicht freuen, ist er aber zufällig ein paar Kilometer weiter östlich geboren, soll ich ihn bejubeln. Versteh ich nicht wirklich - auch angesichts der Tatsache, dass Grenzziehungen immer willkürlich sind.)

Ich will, dass im Sport der Bessere gewinnt, ich drücke vielleicht für den mir sympathischer Erscheinenden die Daumen (soweit ich das zu beurteilen vermag). Ich will nicht, dass ein Österreicher irgendwas irgendwo gewinnt, weil er mein Landsmann ist. Es soll so fair zugehen wie möglich - und nur weil es Usus ist, mehr oder weniger offenkundig zu betrügen, ist es nicht akzeptabel. Dieses Betrugsverhalten wurde richtiggehend internalisiert in der Sauerland-Universum-Ära, dass man sogar von einem legitimen "Weltmeisterbonus" zu sprechen geneigt war (obwohl es den nicht gab und er nur in den Köpfen der Leute existierte).

Ich schreibe mal etwas dazu. Ist natürlich etwas OT, aber durch die Verbindung mit AGON geht das wohl noch.

Aus meiner Perspektive ist der Support von Landsleuten das Normalste der Welt. Das findet auch überall auf der Welt exakt so statt. In manchen Regionen werden die eigenen Schützlinge so sehr in den Himmel gelobt, dass sie schon teilweise verklärt werden.

Grundsätzlich ist Support doch etwas Tolles und Nützliches. In anderen Sportarten wird das ebenfalls zelebriert. Wenn im Fußball die Nationalmannschaft spielt, steht dann nicht jeder Zweite auf, schaut zu und bangt mit?

Im Wintersport kenne ich mich hingegen weniger aus, aber im ORF wurde sicherlich auch frenetisch gejubelt, wenn die österreichische Nationalmannschaft im Skispringen Gold bei Olympia holte. Da braucht man doch nicht so zu tun, als ob sich die Zuschauer über den Erfolg einer anderen Nation genauso gefreut hätten wie über den der eigenen. Das ist normalerweise nicht der Fall.

Im Boxen ist die Situation noch einmal anders gelagert. Du als Österreicher wirst das wohl nicht genauso bewerten können.
Egal mit wem man hierzulande spricht – stets folgt der Wunsch nach großen Zeiten im deutschen Boxsport. Man unterhält sich darüber, ob und wie man diese Zeiten wieder erreichen kann, über das Hier und Jetzt, darüber, wie bescheiden sich alles anfühlt usw.

Vor einigen Jahren war Deutschland der Mittelpunkt großer Stadionevents mit den Klitschkos, man hatte Weltmeisterstars, ausverkaufte Hallen und millionenschwere Sendezeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Heute sieht es deprimierender aus. Es gibt kaum noch Boxer, die international mithalten können. Das Interesse ist sehr gering geworden, und die Sichtbarkeit des deutschen Boxsports ist praktisch nicht mehr vorhanden. Das tut durchaus weh, weil man diese Sportart liebt und sich auch einen erfolgreichen und gut sichtbaren Boxsport in Deutschland wünscht.

Natürlich wird der deutsche Boxsport nicht automatisch erblühen, nur weil ein Kubaner eines deutschen Boxstalls gegen Canelo kämpft. Aber AGON ist derzeit die erfolgreichste Boxpromotion Deutschlands. Ohne jemanden wie Ingo gäbe es diese Erfolge aktuell nicht. AGON allein wird das Dilemma nicht lösen können, aber ich respektiere ihre gute Arbeit und unterstütze sie. Wobei man sagen muss, dass ich alle ambitionierten Akteure hierzulande unterstütze, die trotz schwerer Bedingungen etwas auf die Beine stellen.

Sei es AGON, Universum – oder auch ein neues Projekt wie die German Boxing Series. Jeder Akteur wird von mir zunächst unterstützt, weil es eben Leute braucht, die etwas anpacken und verändern.
Ich selbst habe mit AGON nichts zu tun. Mit Ingo habe ich beispielsweise noch nie ein einziges Wort gewechselt – weder persönlich noch virtuell. Da besteht keinerlei freundschaftliche Beziehung, keinerlei Kontakt oder irgendetwas. Ich mache das aus Fanperspektive, weil ich es schön finde, wenn eine deutsche Promotion etwas auf die Beine stellt.

Das bedeutet allerdings nicht, dass man Betrügereien gutheißen muss. Meiner Meinung nach war Scull vs. Shishkin so eng, dass man das Urteil durchaus Scull geben konnte. Es war alles viel zu knapp, um nun von einem großen Betrug zu sprechen.
Schade finde ich es eher, wenn man, anstatt sich über die große Canelo-Gelegenheit zu freuen, hier von Betrug spricht.

Natürlich wird sich niemals ein Akteur des deutschen Boxsports dieses Forum durchlesen, denn das kann nur frustrierend sein. Da investiert man Millionen, sichert sich die Dienste eines unbekannten Kubaners, macht ihn zum Weltmeister und ermöglicht ihm die größte Bühne der Welt in Riad gegen Canelo – und trotzdem kommt nur Negativität. Das ist komplett sinnlos.

Ich habe da sicherlich in manchen Fragen eine schwarz-rot-goldene Brille auf, das kann sein – dennoch ist der heimische Support ein zentraler Baustein, damit sich eine stabile Boxbasis im Land entwickeln kann. Es gibt beispielsweise einige Interessenten, die das Schwergewicht und große internationale Kämpfe verfolgen. Doch daraus zieht man zu wenig.

Ich kann nur auf den MMA-Sport verweisen, der mit Oktagon eine riesige Organisation hervorgebracht hat, die den MMA-Sport auch auf das schwächere deutsche und europäische Niveau gelenkt hat.
Der Sport erfreut sich wachsender Beliebtheit im Mainstream, wovon sowohl die hiesigen Kämpfer als auch die Superstars der internationalen Organisationen profitieren. Es entsteht eine Basis – und als Boxfan kann man darauf nur neidisch blicken.
 

timeout4u

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@al

Ja, denke schon, dass es da einige Kämpfe gegeben hat: Zum Beispiel bekam Casimero ein N.C. nachträglich als KO über Akaho
zugeschrieben und bei Julio Cesar Chavez wurde eine DQ-Niederlage gegen Ruiz in einen KO-Sieg geändert. Aus einem Unentschieden wurde später ein Punktsieg für Simon vs Wrigh wie auch bei Kerry Hope gegen einen Thailänder und ich bin sicher, man findet bei entsprechender Recherche mehr Beispiele.
Wie gesagt: ich kann den Ärger über sog. Heimentscheidungen verstehen, aber ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum man gerade als Boxexperte nicht nachvollziehen kann/will, das sog. kontroverse Entscheidungen oft auch zig andere Gründe haben können als ua. "gekaufte", "blinde" PR. Wenn man z.B. Fairness und Gerechtigkeit erwartet, sollte man das auch ein Stück weit einem Offiziellen zugestehen und nicht reflexartig immer und dauernd mit Pauschalverurteilungen kommen. Gibt ja auch unter diesem Personkreis Leute, die ihren "Job" ernst nehmen und faire und gerechte Urteile treffen wollen.
Nur weil es leider andere Fälle gab/gibt, ist es trotzdem in der Realität nicht Usus und gängige Praxis bei allen. Und gerade, weil ich auf der Seite der Boxer bin, habe ich gelernt, dass man viele profane Dinge, die zur Entscheidung eines PR beitragen, sich auch umgekehrt als sog. "Nichtheimboxer" zunutze machen kann/sollte, was aber oft von diesen nicht gemacht wird. Boxe ich als Aussenseiter muss ich mich entsprechend anders vorbereiten als der Heimboxer, um die Punktrichter zu meinen Gunsten zu beeinflussen. In der Praxis findet das aber oft zu selten statt, weil man eben den Offiziellen gerne mit Vorurteilen begegnet oder diese Aspekte bei der Vorbereitung vernachlässigt bzw. im Kampf zu wenig umsetzt, weil man es nicht kann/will. Ändert natürlich nicht, dass man als "Nichtheimboxer" immer irgendwo ein paar gute Karten weniger oder schlechte Karten mehr als der Gegner hat. Das wird man vermutlich leider nie ändern können.
 
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al

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Ja, denke schon, dass es da einige Kämpfe gegeben hat: Zum Beispiel bekam Casimero ein N.C. nachträglich als KO über Akaho
zugeschrieben und bei Julio Cesar Chavez wurde eine DQ-Niederlage gegen Ruiz in einen KO-Sieg geändert. Aus einem Unentschieden wurde später ein Punktsieg für Simon vs Wrigh wie auch bei Kerry Hope gegen einen Thailänder und ich bin sicher, man findet bei entsprechender Recherche mehr Beispiele.

Mit Sicherheit. Aber allein die Tatsache, dass man trotz unzähliger Fehlurteile suchen muss, zeigt schon, wie selten das ist - und wie häufig diese Fehlurteile abgenickt werden. Oder umgekehrt: Im ersten Kampf Ottke - Tate wurden wegen eines Cuts bei Ottke die Punktezettel bemüht, obwohl durch die TV-Aufzeichnungen völlig klar belegt wurde, dass der Cut durch einen Treffer entstanden ist (die ARD hat das x-mal wiederholt) - trotzdem hat man den Betrug einfach so hingenommen. Ottke ist wohl das Paradebeispiel des Heimboxers: Man sah, was da ablief - und feierte trotzdem brav drauf los (der erwähnte Tate-Kampf ist wohl der einzige, dessen Urteil man nachweislich als falsch bezeichnen kann: Der Rest lag ja immer im Ermessen der Punkte- oder Ringrichter).

Wie gesagt: ich kann den Ärger über sog. Heimentscheidungen verstehen, aber ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum man gerade als Boxexperte nicht nachvollziehen kann/will, das sog. kontroverse Entscheidungen oft auch zig andere Gründe haben können als ua. "gekaufte", "blinde" PR. Wenn man z.B. Fairness und Gerechtigkeit erwartet, sollte man das auch ein Stück weit einem Offiziellen zugestehen und nicht reflexartig immer und dauernd mit Pauschalverurteilungen kommen. Gibt ja auch unter diesem Personkreis Leute, die ihren "Job" ernst nehmen und faire und gerechte Urteile treffen wollen.

Alles gerne zugestanden. Man kann einen Kampf anders sehen und das in durchaus gutem Glauben, aber in der Regel weiß man sehr genau, was abläuft. Wie hier im Thread und auch anderweitig schon oft erwähnt: Es gibt eine - wohl oft unausgesprochene - Erwartungshaltung an die Punkterichter und diese pflegen sich daran zu halten. Betrug, gekauft - zugegeben: Alles große Worte. Und kaum nachweisbar. Trotzdem weiß man bei vielen Veranstaltungen schon im vorhinein, dass der Auswärtsboxer ungleich mehr tun muss für den Sieg und ich finde es widerlich, dass man das einfach akzeptiert - auch unter Boxfans. Das ist einfach ******e - und sonst nichts.

An dich persönlich: Ich lese alle deine Beiträge mit großem Vergnügen, schätze dein Fachwissen als auch dich als Person (soweit das durch die bloße Kenntnis von Beiträgen überhaupt möglich ist). Aber ich habe oft den Eindruck, dass du es aus einem verqueren Objektivitätsdenken manchmal mit der Diplomatie zu übertreiben scheinst. Manches ist einfach nur ******e - und das nicht zu benennen, macht es nicht besser. Ich mag es, wie du den Respekt vor den Kämpfern einforderst (denn im Ring zu stehen ist alles andere als einfach bzw. nur dann, wenn man selbst auf der Couch sitzt; tatsächlich hat wohl fast jeder eine ******angst und es kostet ungeheure Überwindung: Diesbezüglich ist Boxen nicht wie Kugelstoßen oder Tennisspielen, das ist anders, eine andere psychische Herausforderung), aber man darf trotzdem eine Leistung fragwürdig (oder schwach) finden. Und weil es einer solchen Überwindung bedarf, sich dem als Boxer auszusetzen, habe ich auch Respekt vor der Angst, die jemand im Ring hat: Aber man darf auch diese Angst als solche benennen. Nicht jeder "technisch gute" (wäre wohl auch schwer zu definieren), fintenreiche Kampf ist auch mitreißend, ein Catterall (um es aktuell zu machen) ist mit Sicherheit ein hervorragender Boxer, aber auch ein Langweiler, der sich nach Möglichkeit jedem Schlagabtausch entzieht (durchaus legitim) und Ottke-like auf Heimurteile hofft. Wie gesagt - durchaus legitim, aber einfach wenig faszinierend (für mich, wobei noch lange nicht jedes Rumgehampel technisch gutes Boxen ist) - und wenn solche Leute dann dubiose Entscheidungen zugesprochen bekommen, kotzt mich das an: Weil es ja immer auch ein Gegenüber gibt, das dabei beschissen wird.

Nur weil es leider andere Fälle gab/gibt, ist es trotzdem in der Realität nicht Usus und gängige Praxis bei allen. Und gerade, weil ich auf der Seite der Boxer bin, habe ich gelernt, dass man viele profane Dinge, die zur Entscheidung eines PR beitragen, sich auch umgekehrt als sog. "Nichtheimboxer" zunutze machen kann/sollte, was aber oft von diesen nicht gemacht wird. Boxe ich als Aussenseiter muss ich mich entsprechend anders vorbereiten als der Heimboxer, um die Punktrichter zu meinen Gunsten zu beeinflussen. In der Praxis findet das aber oft zu selten statt, weil man eben den Offiziellen gerne mit Vorurteilen begegnet oder diese Aspekte bei der Vorbereitung vernachlässigt bzw. im Kampf zu wenig umsetzt, weil man es nicht kann/will. Ändert natürlich nicht, dass man als "Nichtheimboxer" immer irgendwo ein paar gute Karten weniger oder schlechte Karten mehr als der Gegner hat. Das wird man vermutlich leider nie ändern können.

Implizit steckt in diesen Zeilen die Anerkennung des handelsüblichen Auswärtsboxerbeschisses drin - und ich persönlich mag das nicht akzeptieren. In keiner anderen Sportart muss ich als Außenseiter mehr Tore schießen, schneller sein als erforderlich: Ein Tor mehr reicht, eine Hundertstel Sekunde reicht. Ich muss eben nicht mit zwei Toren Unterschied gewinnen, nicht eine Zehntel-Sekunde schneller, nicht 10 statt 1 cm weiter, höher ... was auch immer (werfen, springen etc.). Im Boxen aber schon. Durch das subjektive Element aufgrund der Bewertungen ist im Boxen die "Gerechtigkeit" ohnehin schon fragwürdiger, aber gerade deshalb sollte man die Urteile noch sehr viel kritischer betrachten. Ich unterstelle den Punkte- und Ringrichtern keineswegs generell Voreingenommenheit: Aber es gibt bei ihnen (und offenbar auch bei Fans und Boxexperten) eine Art von wohlwollender Akzeptanz gelebter Unfairness (im Sinne von "war ja schon immer so ...").
 
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