Ich war letztes Wochenende mit meinem Sohnemann beim Schülerschachturnier in Meißen.
Dort haben Kinder und Jugendliche der Landkreise Meißen und Dresden mitgemacht.
Eingeteilt waren sie in folgende Gruppen:
(Noch) nicht eingeschulte Kinder
1. Klasse
2. Klasse
3. Klasse
4. Klasse
5. Klasse und höher
Vereinsspieler Wertung <800
Vereinsspieler Wertung zwischen 800 und 1000
Vereinsspieler Wertung >1000
Sohnemann hat bei der Kita-Gruppe mitgemacht.
Gespielt wurden 5 Runden Schweizer System mit 20 Minuten pro Spieler(in).
Da die Kita-Gruppe nur aus 6 Kindern bestand hat jeder gegen jeden gespielt.
Ich war mächtig aufgeregt ... aber weniger, ob Sohnemann gewinnt oder verliert, sondern viel mehr ob er Spaß am Turnier hat, oder ob er vielleicht bockt oder ausrastet, wenn etwas nicht so recht funktioniert wie er sich das vorstellt.
Gleich in der ersten Partie spielte er gegen den vermeintlich stärksten Spieler der Gruppe. Die beiden haben sich ein enges "Gefecht" geliefert.
So oder so ähnlich sah die Stellung aus, als ich gegen Ende reinschaute (schwarz am Zug). Die Eltern konnten nur mäßig zugucken, weil sie nicht zwischen den Gängen stehen sollten (um die Kinder nicht abzulenken) und auch nicht am Rand des Raumes (weil Fluchtweg).
Sohnemann war glücklich, dass er mit schwarz spielen durfte ... und er kam auch zu erst bei den Bauern an ... aber er war etwas unbedacht, als er seinen a-Bauern zog, bevor sein König auf a3 war. Eine Partie die da an mehreren Stellen die Chance auf ein Remis bot, am Ende hat er halt b-Bauern durchgelassen und sein Gegner wusste auch, wie man eine Partie mit König und Dame zuende bringt (ist ein Ding, das nicht jedes Kita-Kind hinkriegt). Knappe Partie, bei der man gucken musste, dass die anderen 4 Kita-Kinder - die schon fertig waren - nicht von der Seite aus mit Ratschlägen reinquatschen.
Beide hatten von ihren Schachuhren gerade mal 5 Minuten verbraucht. Sich Zeit lassen und die Konsequenz der eigenen Züge überdenken ... ne ... das ist in dem Alter wirklich nicht so das Ding.
Die nächsten beiden Partien konnte Sohnemann locker gewinnen. Das Mädel aus seiner eigenen Kita kann eigentlich recht ordentlich spielen, war aber mehr auf Quatsch ausgelegt. Z.B. nahm sie die Füße auf den Tisch, weswegen mein Bub sie etwas laut ermahnte ... ich meinte zu ihm dann er solle sich zusammenreißen :-D
Partie 4 war gegen einen anderen Jungen aus seiner Kita, die sich selten viel schenken, wenn sie in der Kita gegeneinander spielen.
Sohnemann verlor die Contenance. Ich hab nicht ganz mitgekriegt was passiert war ... eine Mischung aus er hat nicht aufgepasst und dadurch eine wichtige Figur verloren oder der andere hätte heimlich eine Figur vom Brett genommen, als Sohnemann gerade weggeguckt hatte. Ich weiß es nicht. Die Ablenkung durch die Bretter daneben ist halt groß, sich auf das eigene Spiel konzentrieren manchmal schwer ... das merkte ich ja auch, wenn wir gegeneinander spielen.
Die beiden werfen sich wohl ohnehin auch beim Spiel in der Kita mal gegenseitig vor zu schummeln.
Da wird dann wild an der Stellung auf dem Brett rumgefuchtelt, so dass keiner mehr nachvollziehen kann was war, während beide rummeckern. Der Schiedsrichter überwacht 11 Partien (8 der Erstklässler und die 3 der Kita-Kinder) und kann da auch nicht überall gucken, dass alle "ordentlich" spielen.
Naja, mein Bub hat die Partie abgebrochen und die Figuren wieder aufgestellt. Ich hab ihm dann erklärt, dass das dann als Aufgabe gewertet werden muss und durfte ihn erstmal trösten und beruhigen (zumal er sauer war, dass er schon wieder weiß spielen musste ... schrecklich). Lieber auf den Schiedsrichter warten und in Ruhe erklären was ist, wenn er meint, dass der Gegner etwas unrechtes macht, als irgendwie an der Stellung rumtüddeln, so dass keiner mehr weiß was war und was nicht.
Naja ... sind halt Kita-Kinder. ;-)
Zu seiner Freude hatte mein Bub in der fünften Partie zum dritten mal Schwarz. Noch etwas unsicher und hektisch verlor er früh im Spiel seine Dame. Sein Gegner marschierte mit seinem Läufer vor, um den Bauern auf a7 zu schlagen. Als dann ein schwarzer Turm heran kam um ihm zu drohen, brachte er den Läufer in Sicherheit ... ohne zu merken, dass der Läufer durch den eigenen Turm gedeckt war. Durch den Abzug des Läufers entblößte er somit den eigenen a1-Turm. Der König war zudem zu weit weg, um den nun bedrohten Springer zu schützen. Unsicher was nun zu tun war, übersah er auch die folgenden Konsequenzen. Nachdem mien Jung seinen Springer schlug, stand der weiße König im Schach. Er musste weg ziehen und danach fiel dann auch der andere Turm. Weiß war nun ziemlich von der Rolle, nachdem er gerade drei Schwerfiguren verloren hatte. Kurz darauf wurde noch seine Dame von einem Läufer gefesselt. Sein Paps durfte dann erstmal trösten. Mit ihm stand ich ein paar Meter entfernt wir beobachteten die Partie ... in erster Linie um Bescheid zu geben, wenn ein Schachgebot bzw. ein irregulärer Zug übersehen wurde. Kommt ja durchaus mal vor bei den Lütten.
Naja, wie auch immer. Sohnemann wurde Dritter in seiner Gruppe und war am Ende glücklich, dass er auch einen Pokal bekommen hat. Er hatte zwar durchaus Gelegenheit die erste Partie zu gewinnen, aber da merkte man halt deutlich, dass Kita-Kinder nicht gerade gut darin sind, sich Zeit zu lassen ... zumindest nicht dann, wenn sie das erste Mal mit einer Schachuhr spielen. Seinen Kita-Kollegen hätte er wohl auch schlagen können, wenn er konzentrierter an die Sache rangegangen wäre, anstatt auszuflippen (oder Ähnliches) ... aber was solls.
Das Mädel aus der gleichen Kita bekam eine Medaille, so wie alle Mädchen, wenn diese innerhalb der Gruppe nicht unter den ersten drei zu finden waren. Sie schien da wohl so mäßig von begeistert/überzeugt zu sein ... vermutlich, weil sie alle Partien verloren hatte.
In der Gruppe der Viertklässler und der Fünftklässer (und älter) gab es dementsprechend keine Medaille, weil beide Gruppen von einem Mädel gewonnen wurden.
Die Kita-Gruppe hat - wie angedeutet - der Gegner aus der ersten Partie gewonnen. Dabei ist er mit 5 etwa ein Jahr jünger als manche seiner Gegner, die nach diesem Sommer eingeschult werden. Sein großer Bruder hat die Gruppe der Vereinsspieler mit einer Wertung über 1000 gewonnen ... und war dort auch der kleinste/jüngste auf dem Podium.
Zwischen den Partien und der Siegerehrung hab ich auch eine Runde gegen den Fünfjährigen gespielt. Der ist schon wirklich gut für sein Alter ... finde ich. Nunja, ich bin hingegen nicht sonderlich gut (auch wenn ich gegen ihn gewonnen hab
)
Danach hab ich noch gegen ein paar andere Eltern-Teile gespielt (und gewonnen, yay), während mein Sohn sich auch ein paar Gegner bei den Erwachsenen gesucht hat.
Nach der Siegerehrung wollte er noch beim Aufräumen mithelfen und wir haben uns dann auch vom Turnierleiter verabschiedet, welcher auch die Schachgruppe in der Kita und der Grundschule im Ort betreut ... und zufällig am Samstag Geburtstag hatte.
Danach gab es dann einen großen Becher Eis.
Nächstes Jahr möchte Sohnemann dann wieder mitmachen. Vielleicht hab ich ihm bis dahin beigebracht mehr als 3 Sekunden über einen Zug nachzudenken und die Ruhe zu bewahren, wenn er der Ansicht ist, der Gegner mache etwas irreguläres.