Zunächst finde ich es abenteuerlich, die deutschen CO2-Emissionen wegen vieler Importprodukte künstlich zu erhöhen.
Ich habe da gar nichts künstlich erhöht. 2.2% ist der aktuelle Anteil Deutschlands an den CO2-Emissionen, und ist damit akkumuliert #6 in der Welt, hinter China, USA, Indien, Russland und Japan. Pro Kopf liegt Deutschland mit 9.7 tCO2/yr mehr als doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt, und damit höher als China (7.7 tCO2/yr) und Indien (1.8 tCO2/yr).
Unsere Außenhandelsbilanz ist seit Jahren positiv, das heißt innerhalb der Landesgrenzen wird mehr produziert und exportiert und damit CO2 emittiert als das, was importiert wird.
Nein, das heißt das nicht. Es werden nur Waren mit einem höheren finanziellem Wert exportiert als importiert. Die Außenhandelsbilanz sagt nichts darüber aus, wie viel CO2 bei der Produktion emittiert wird. Zudem werden aus China nicht nur in der Masse mehr Waren importiert als nach China exportiert werden, sondern die Außenhandelsbilanz mit China ist sogar negativ. Zudem wird in China die Industrie überdurchschnittlich stark durch Kohlekraftwerke mit Strom versorgt, und die Warenproduktion aus China ist eben ein besonders starker Co2-Emittent (fast 60% der chinesischen Emissionen werden durch die chinesische Industrie verursacht!).
Hier zu schreiben, dass durch den Konsum chinesischer Produkte das Problem verstärkt wird, ist absolut korrekt und bezieht sich auf die Fakten, nicht auf Vermutungen, wie von Dir hier geäußert. Und da muss eben auch berücksichtigt werden, dass die Schifffahrt nicht nur ca. 3% der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, sondern für eine massive Emission aller möglichen Schadstoffe verantwortlich ist (liegt daran, dass da primär Schweröl eingesetzt wird).
Der Kern meiner Aussage ist, dass mit Investitionen hier weniger erreicht werden kann als andernorts.
Wir reden hier aneinander vorbei, weil Leute wie Du nicht verstanden haben, dass das Problem schon existiert. Wir müssen die CO2-Emissionen verringern und zwar in einem Maße, was sich ohne effektive Steuermaßnahmen nicht erreichen lässt. Offensichtlich hat hier die Regierung versagt, die Industrie entsprechend in die Pflicht zu nehmen, sodass eine schnellere Umstellung der Energieproduktion weg von fossilen Energieträgern erfolgt. Im Gegenteil, die CDU/FDP-Regierung hatte sogar noch die Gesetzmäßigkeit derartig geändert, dass Strom aus Kohle wieder attraktiver wurde und die Gesamtemissionen sogar erstmal wieder anstiegen.
Weil unsere Technologien in vielen Aspekten bereits hocheffizient und vor allem aus Kostengründen - in der BRD gibt es europaweit nahezu die höchsten Strompreise - klimafreundlich arbeiten.
Wie kommst Du bitte auf diesen Schwachsinn? Wie kann eine Industrie, die deutlich überdurchschnittlich CO2-Emissionen verursacht, klimafreundlich sein? Das ist doch ein Witz. Nichts ist daran klimafreundlich. In der Hinsicht auf den Klimaschutz ist Deutschland ein Entwicklungsland.
Gegen dieses Argument zwei alte Kraftwerke anzuführen, die spätestens 2038 vom Netz gehen, kann ich nicht gelten lassen, weil das nun wirklich nicht repräsentativ für den insgesamt verhältnismäßig klimafreundlichen Energiesektor ist.
Über 50% der Stromproduktion erfolgt durch Verbrennung fossiler Energieträger. Dazu kommen ca. 86% der Wärmeproduktion, die auf dieser Basis erfolgt. Allein aus diesem Bereich stammen fast 40% aller CO2-Emissionen in Deutschland, und Du redest davon, dass das klimafreundlich sei. Der Anteil an der Strom- und Wärmeproduktion hat sich zwar deutlich verringert, die Gesamtemissionen liegen aber fast noch auf dem Niveau von vor 20 Jahren (für 2018 etwa bei 4% weniger als 1999). Die beiden Kraftwerke stehen nur stellvertretend für das Versagen der Politik, entsprechende Motivation zu liefern, derartige Kraftwerke stillzulegen. Die Kosten, die dadurch verursacht werden, werden schlichtweg nicht adäquat umgelegt. Es muss ein Verlustgeschäft werden, Kohlekraftwerke zu betreiben, und zwar sofort. 2038 ist mindestens 30 Jahre zu spät.
Meine Aussage zum potentiellen Wirkungsgrad von Investitionen mit Klimabezug wurde wissenschaftlich mehrfach belegt. Bräuer, Kopp und Brösch haben das sehr exemplarisch am Beispiel des Energiesektors für Indien und China gezeigt.
Das ist ein komplett anderes Thema. Es geht nicht um den Impakt von neuen Kapazitäten, es geht darum, die aktuellen Emissionen zu reduzieren. Da ist die Reduktion von 1t Co2/yr genauso wirkungsvoll in Deutschland. Diese Idee ist eine komplett abstruse Begründung dafür, warum in Deutschland ja nichts gemacht werden müsste.
Und selbstverständlich muss weltweit darauf geachtet werden, dass zukünftig in der Tat klimafreundlich Strom produziert wird. Das hat aber nun mal überhaupt nichts mit den aktuellen Emissionen zu tun, die reduziert werden müssen. Selbst wenn zukünftige Stromkapazitäten komplett klimaneutral erzeugt werden würden, man dagegen aber keine Reduktion der aktuellen Emissionen erreicht, wird der Klimawandel immer schneller voranschreiten. Und da sind 1.5 K oder 2 K mehr dann gar nichts dagegen.
Ich kann nur noch mal darauf verweisen: 2018 hat den größten Anstieg des CO2-Partialdrucks in der Geschichte der Messungen gezeigt. Die gesamten Emissionen lagen auf dem absoluten Höchstwert. Und die Prognose für 2019 sieht nicht besser aus. Jedwede Idee, dass in irgendeinem Land mit derartig hoher Pro-Kopf-Emission wie Deutschland ein "wir brauchen gar nichts ändern, weil in anderen Ländern wäre das wirkungsvoller" auch nur ansatzweise eine "richtige energiepolitische Strategie" sei, ist komplett der Tatsache geschuldet, dass das Problem schlichtweg nicht vollständig erkannt ist.
Die beiden Länder, neben den afrikanischen Staaten, sind auch gute Beispiele für einen weiteren Punkt. Denn dort dürfte sich das Wirtschaftswachstum und damit der Energiebedarf deutlich stärker erhöhen als bei uns. Das heißt bei uns können im Wesentlichen bestehenden Emmissiosquellen gegen andere ausgetauscht werden. Leider lassen sich diese Substitutionen nicht klimaneutral durchführen. Das heißt, einen Kohleschlot durch eine klimafreundlicheres Gaskraftwerk zu ersetzen, erfordert Baumaßnahmen und Herstellungsprozesse, die zunächst einen hohen Ausstoß erfordert.
Ein Gaskraftwerk ist nicht klimafreundlich. Wie kommst Du auf diesen Schwachsinn? Besser als Kohle, bedeutet nicht, dass es klimafreundlich ist. Zumal Gaskraftwerke in erster Linie zur Deckung von Mittel- und Spitzenlasten (GUD für Mittel, Gasturbinen für Spitzen) eingesetzt werden, wohingegen beispielsweise Braunkohlekraftwerke Grundlast erzeugen. Niemand fordert, dass Kapazitäten von Kohlekraftwerken durch Gaskraftwerke ersetzt werden sollen. Um die CO2-Emissionen effektiv zu reduzieren, muss das durch erneuerbare Energien oder durch Kernkraftwerke geschehen.
Ich würde Transferzahlungen eher so organisieren, dass dort, wo Investitionen ohnehin erforderlich sind, klimafreundlich implementiert und betrieben werden kann.
Das ist doch ein völlig anderes Problem und kann doch nicht als Begründung dafür genutzt werden, aktuelle Emissionen nicht zu senken. Selbstverständlich müssen bei Neuinvestitionen der Einfluss auf das Klima berücksichtigt werden, das ändert aber überhaupt nichts an der Tatsache, dass aktuelle Emissionen reduziert werden müssen. Das bedeutet eben auch Transferleistung von aktuellen Emittenten hinzu tatsächlich klimafreundlichen Lösungen.
Vielleicht liegt das Problem auch darin, dass gar nicht klar ist, dass CO2 aus der Atmosphäre nicht einfach so verschwindet. Selbst wenn wir Menschen weltweit die CO2-Emissionen sofort auf 0 senken, braucht es ca. 200 Jahre, um den CO2-Partialdruck auf ca. 310 bis 330 ppm abzusenken. Das ist immer noch 30 bis 50 ppm höher als der vorindustrielle Wert.
Wenn man Klimapolitik aber global sieht, und nur so wird man dem Problem wohl gerecht, sollte man auch die Maßnahmen ergreifen, die global betrachtet am kostengünstigsten sind.
Im langfristigen Ausblick ist jede Reduktion der akkumulierten Gesamtemissionen "kostengünstig". Emissionen jetzt zu reduzieren, kostet weniger, als das irgendwann mal später zu machen. Das ist eine Tatsache! Wenn wir vor 20 Jahre damit begonnen hätten, wäre das kostengünstiger gewesen, als heute. Genauso ist eine Reduktion heute kostengünstiger als eine Reduktion im Jahre 2038. Der Klimawandel wird die Problematik der Kosten nur noch weiter verstärken, in jedem Bereich. Je länger wir warten, umso teuerer wird das für die Generationen nach uns.
Du versuchst hier zwei Aspekte zu einem "entweder oder" zusammenzusetzen, wobei für den Klimaschutz ein "sowohl als auch" notwendig ist. Deshalb haben weder Tönnies noch Du auch nur ansatzweise Recht. Bisher hat die Klimapolitik der Bundesregierung versagt, egal wie sehr man sich dafür auf die Schulter klopfen möchte, irgendetwas reduziert zu haben, ist es eine Tatsache, dass wir jedwede Zielsetzungen verfehlt haben. Und das fängt eben damit an, dass die Industrie keine großartige Motivation hat, Emissionen zu senken, weil es einfach zu billig ist, weiterhin CO2 zu emittieren (gilt im Übrigen auch für andere Treibhausgase wie beispielsweise Methan). Der Ansatz muss sein, den Geldbeutel der Verursacher zu treffen, durch gut zureden wird sich offensichtlich nichts entscheidend ändern.