So - wieder daheim. Spät ist's geworden, aber dafür war's um die Zeit nicht so drückend heiß.
Ja, der vierte Platz von Kanada war das, was mich heute auch mit am meisten gefreut hat. Bereits in Courchevel wären sie ja nach dem ersten Durchgang ohne die Disqualifikation auf Rang 5 gelegen - um so schöner ist es, dass sie diesmal ihre Leistung auch in ein Resultat ummünzen können. Die guten Leistungen der Damen in den Einzelwettkämpfen scheinen die Herren geradezu beflügelt zu haben - Matthew Rowley, der als der Wackelkandidat der Kanadier galt, ist eben nicht durchgefallen sondern hat zwei Sprünge auf über 90 Meter gezeigt - und Macanzie Boyd-Clowes ist es im letzten Durchgang sogar noch gelungen, Peter Prevc abzufangen.
Die deutsche Platzierung ist absolut in Ordnung - nur den Abstand hätte ich mir etwas kleiner gewünscht - rund 60 Punkte auf Österreich sind doch etwas viel. Während es in Courchevel ein enger Kampf um die Plätze 1 bis 3 war, war diesmal doch frühzeitig klar, wer in welcher Reihenfolge die Plätze 1 bis 3 gelegt. Das war auch nicht allein Richard Freitags zweiter Sprung - das war auch die Tatsache, dass Deutschland derzeit bei den Damen zwar von der Breite her wohl mit am besten aufgestellt ist, dass aber der Abstand zu den absoluten Topleuten (= Iraschko) immer noch groß ist. Und ich sage das trotz des dritten Platzes von Carina Vogt gestern - denn hier ist es ja der Punktabstand, der eine Rolle spielt. Andererseits ist bei den Damen derzeit viel in Bewegung - da kann sich bis zum Winter auch noch etwas ändern.
Auch zum Jugendspringen möchte ich noch ein paar Worte sagen; denn das ist immer wieder eine echte Bereicherung für das Sommer-Grand-Prix-Wochenende in Hinterzarten. Man kann nur jedem Skisprungfreund empfehlen, da mal hinzufahren und sich das anzusehen. Ich hatte das Glück, dass ich durch Zufall in der Nähe der Familie des späteren Zweitplatzierten, Jonathan Siegel, stand und so hautnah miterleben konnte, wie sie alle mitgefiebert haben.
Dazu muss man wissen, dass beim Jugendspringen ein anderer Wettkampfmodus angewendet wird als im Weltcup, Continentalcup oder FIS-Cup. Alle Springer dürfen in beiden Durchgängen antreten - außerdem wird im zweiten Durchgang in derselben Reihenfolge gestartet wie im ersten. Da der Jonathan Siegel eine recht niedrige Startnummer hatte (7 war es, glaube ich, von 46), war er also recht früh fertig und sah sich das Springen mit seiner Familie an. Und ihr könnt euch die Spannung gut vorstellen, wenn man eine Zeit lang führt, wenn einer dann schließlich besser springt, wenn aber noch viele andere kommen, die im ersten Durchgang nur wenig schlechter oder sogar an bisschen besser waren. Ja, solange es junge Leute gibt, die so begeistert bei der Sache sind, wird der von uns allen so geliebte Sport nicht aussterben.
Morgen dann also noch zum Abschluss das Einzelspringen der Herren - man darf gespannt sein; ein klarer Favorit hat sich aus meiner Sicht noch nicht herauskristallisiert, vielleicht sogar am ehesten Andreas Wank. Andererseits... ein Deutscher? Aber warum nicht, wer weiß...