Natürlich hat Ward die bessere Gegnerschaft geboxt, das ist wohl kaum bestreitbar. Ebenso muss man ihn, gerade im SMW, auch als Favoriten gegen Golovkin sehen.
"Worst Case Scenario" aus Golovkins Sicht wäre für mich eben eine klare Punktniederlage, mit einem frustrierten Golovkin, der mit Wards schlagen, dann halten, dann wegstoßen und wieder schlagen, etc... nicht klar kommt. Aber was hat das mit "exposed" zu tun? Ward ist ein absolutes Ausnahmetalent, der, ähnlich wie Klitschko, zu nicht nicht immer ganz regelkonformen Methoden greift, um dem Gegner jeglichen Rhythmus zu nehmen. Froch ist doch auch nicht "exposed", weil er gegen Ward verloren hat, oder? Wer gegen Ward verliert wurde als "schlechter als Ausnahmetalent Ward" exposed, nicht mehr.
Trotzdem räume ich Golovkin gegen Ward bessere Chancen ein, als jedem anderen im SMW bzw MW. Golovkin ist ein "Meister" der kurzen, trockenen Schläge, die bei ihm zudem auch noch ordentlich Saft haben. Auch mit Speednachteilen sehe ich ihn deshalb auch in der Nahdistanz mit Tools gesegnet, die Wards bisherige Gegner eben nicht hatten.
Es ist aber einfach Quatsch zu sagen, Murray wäre als Gegner nicht in Ordnung, ohne einen dieser "Top-Männer", die Golovkin jetzt endlich mal boxen sollte, anstatt jedes mal aufzulegen, wenn sie zum x-ten mal bei ihm anrufen, beim Namen nennen zu können.
Martinez hatte trotz gesundem Knie Probleme mit Macklin, er hat sogar einen Knockdown kassiert. Wenn Golovkin Macklin problemlos abserviert, ist er aber nur noch Laufkundschaft?
Wie viel besser stünde Golovkin aktuell da, wenn er Martinez KO geschlagen hätte, bevor das Thema durch dessen Knieverletzung ohnehin vom Tisch war?
Dieser "Career defining Fight" und die Chance auf diesen Sieg wurden ihm aber schlicht und ergreifend verwehrt. Martinez wollte den Kampf nicht, er wollte seine Position als bester Mittelgewichtler nicht gegen Golovkin verteidigen. Hopkins war dazu bereit, obwohl es ihm mit seinen 49 Jahren niemand übel genommen hätte Kovalev aus dem Weg zu gehen. Martinez, der sich dagegen lediglich im "Herbst seiner Karriere" befand, wollte den Kampf nicht. Beide boxten auf HBO, wo war also das Problem?
Quillin will den Kampf nicht, Cotto ebenso nicht und Froch auch nicht. Ja welchen "Top-Mann" soll sich Golovkin jetzt aus dem Hut zaubern?
Froch "schadet" ja niemandem, mit dem was er tut. Er boxt im SMW, hat dort viele Schlachten geschlagen und will jetzt noch einen guten Payday und dann in Rente, das ist ja in Ordnung.
Aber Cotto nennt sich Mittelgewichtsweltmeister und will, statt Mittelgewichtler zu boxen, gegen Mayweather und Co antreten. Genau diese Extrawürstchen machen den Sport kaputt. Sich Champ in x-Klassen nennen ist nett, die Verpflichtungen, die dieser Titel, mit dem man sich nur allzu gern schmückt, mitbringt, werden aber nicht erfüllt.
Und was ist mit Quillin? Hat noch nie einen Hauptkampf bestritten, aber erzählt davon, dass ein Golovkin-Kampf nicht lukrativ genug wäre.
Wenn Al Haymon der Meinung wäre, er hätte den besten MW unter Vertrag, würde er Quillin einmalig auf HBO boxen lassen, Golovkin die Titel entreissen und er käme als Doppelweltmeister und Hauptkämpfer zu Showtime zurück. Warum macht er das nicht? Weil er nicht an Quillins Sieg glaubt.
Es ist doch wohl kaum zu bestreiten, dass die ewige Duckerei, die seit Jahren im MW abläuft, Golovkin massiv geschadet hat.