ich glaube aber, dass mir einfach die Charaktere von FTWD viel mehr zusagen und außerdem begrüße ich die Handlungsfreiheit, die vielleicht der größte Vorteil gegenüber der Hauptshow ist.
Beim ersten Teil würde ich nur eingeschränkt zustimmen. Der eigentliche "core cast" von TWD ist schon sehr gut. Rick, Michonne, Carol und Daryl sind doch (allein schon durch die Dauer der Serie, aber auch vom grundsätzlichen "Anlegen" her) ein ganzes Stück ausgefeilter und prägnanter, als der FTWD Cast. Das Problem bei TWD sind die unzähligen Nebencharaktere, der "Recurring cast", wenn man so will. Da wimmelt es von Langweilern, die aber z.T. schon seit Jahren irgendwie so mitschwimmen und natürlich auch Screentime benötigen, wenn man sie in der Serie lassen will. Das sind mittlerweile derart viele, dass die Autoren gar keine Chance mehr haben, jedem davon ein echtes Profil anzuschreiben. Und eben dadurch gibt es unendlich viele völlig bedeutungslose Nebengeschichten, die den ursprünglichen Hauptcharakteren massiv schaden (weil die eben quasi selbst zu recurring characters verkommen) und der Serie viel zu viel Dynamik nehmen. Ich finde, dass man da beim Staffelfinale (und überhaupt beim Krieg gegen die Saviors) eine echte Chance vergeben hat, den Cast mal so richtig zu verschlanken. Offenbar hat man sich ganz bewusst für das Gegenteil entschieden: es starb einfach niemand (außer Simon, den ich aber ganz cool fand). Das war als Kontrapunkt und Überraschungsmoment für die Folhe selbst dramaturgisch nicht unbedingt verkehrt, perspektivisch für mich aber ein Fehler.
Diese ganzen Alexandria und Hiltop-Nebenherläufer, Überbleibsel wie Rosita, Tara und der unsägliche Gabriel, Jadis, die Amazonenbande, das komplette Kingdom sowieso - die müssten eigentlich alle weg. Deren Geschichten sind komplett auserzählt, die sind seit 2 Staffeln nur mehr Belastung und stehlen Screentime. Das geht besonders zu Lasten von Daryl, der seit 7.1 eigentlich nur noch dadurch auffällt, dass er völlig falsche Entscheidungen trifft und alles ungewollt torpediert. Und das ist völlig unnötig.
Bei FTWD gibt es großartige Charaktere wie Strand, Daniel Salazar (mal sehen, ob der noch mal wieder auftaucht), auch Nick (dessen Tod eine positive Überraschung vom Storytelling her war, der der Serie aber massiv fehlen wird), es gibt aber auch echt üble wie Madison. Der Kerncast ist mMn keineswegs besser als bei TWD, eher schlechter. Aber der Cast ist übersichtlich und man kann als Zuschauer deshalb Charakterentwicklungen miterleben, etwas, was man bei der Mutterserie seit zwei Staffeln nicht mehr sieht.
Beim zweiten Teil stimme ich komplett zu. TWD hat viel zu lange viel zu eng an der Comicvorlage geklebt. Das hat auch lange funktioniert, ab dem Einzug in Alexandria aber nicht mehr. Storylines, die in einem Comic funktionieren, klappen noch lange nicht in bewegten Bildern und das haben die Macher viel zu spät erkannt. Ist natürlich auch schwer, wenn der Macher der Comics gleichzeitig Chef der TV-Serie ist, das macht es Autoren nicht unbedingt leicht. Mit dem Tod Carls hat man sich eine Möglichkeit geschaffen, die Geschichte zumindest künftig ganz neu und anders zu schreiben. Ob es nicht vielleicht schon zu spät dafür ist und ob das Vermeiden der Castausdünnung da nicht kontraproduktiv ist - wir werden sehen.
Einen weiteren Punkt, der klar für FTWD spricht, möchte ich aber noch anmerken. Ein echtes Manko des Mutterschiffs ist die immer wiederkehrende und monotone Umgebung. FTWD wirkt viel weiter, offener und deshalb auch für den Zuschauer einladender, obwohl die Szenarien ja auch lebensfeindlich und karg sind - aber eben nicht immer gleich. So etwas wie den Staudamm oder das Baseballstadion in Kontrast zu endloser Beinahe-Wüste gibt es bei TWD nicht, da sieht man seit Staffel 2 fast nur die immergleichen Straßen und Wälder Georgias, die Landschaftsaufnahmen hätte man für 6 Staffeln an einem Wochenende drehen können. Und auch die Communitys gleichen einander einfach sehr.