Wenn man Dich so hört war der Sturz des Königs wohl überfällig und vorhersehbar und nichts Besonderes. War es aber. Auch Fury selbst witterte, dass WK absichtlich schlecht boxte, damit er beim Rückkampf umso mehr glänzen könne. Dass Fury ihm da einen Strich durch die Rechnung machte finde ich - rückblickend betrachtet - viel trauriger.
Das ist mir zu viel abwegige Verschwörungstheorie. Nach seiner letzten Niederlage und insbesondere in seiner letzten Regentschaft ist Wladimir Klitschko nur selten auf Gegner getroffen, die Punch, technisches Können, körperliche Parameter und wenigstens ein bisschen Ringintelligenz miteinander vereinten. In der Folge ist er fast immer mit seiner Safety-first-Dirty-Tactics-Nummer durchgekommen und hat sich Ringrichter-gestützt auch noch komfortabel in dieser Boxperversion eingerichtet. Wenn der Gegner auf irgendeinem Sektor oder mehreren mal Gefahr mitbrachte, dann haben es seine Klammerorgien und andere Verhinderungstricks schon gerichtet. Das ging eigentlich nur gegen Peter I (Dirty Tactics noch nicht ausentwickelt und deutliche Verunsicherung) und gegen Thompson I (zwar langsamer, aber variabler Boxer auf Augenhöhe und mit taktischem Geschick) beinahe schief. Alle anderen Gegner hatten substanzielle Defizite wie zu klein, zu punchlos, zu dumm, zu langsam und unpräzise oder wie bei Haye zu feige.
Es war doch klar, dass irgendwann ein Gegner kommt, der alles mitbringt, was man zu einem Sieg gegen den nachlassenden und in seiner Selbstperversion gefangenen Klitschko braucht. Fury hatte die Größe, den Speed und die Ringintelligenz um den mutlosen Klitschko vor unlösbare Probleme zu stellen. Alleine schon die Bemühungen von K2, Fury mit einem getürkten Ringboden zu übervorteilen, widerlegt Deine These.
Dass der später weiter errodierte, lahmere und unpräzisere Klitschko trotz erwachtem Willen zum Fight dann irgendwann im Kampf von Joshua abgeräumt wurde, ist für mich nun nicht der Auslöser grenzenloser Begeisterung. Gegen einen zehn Jahre jüngeren Wladimir Klitschko hätte sich Joshua relativ bald die Deckenbeleuchtung angeschaut.
Wladimir Klitschko war nie ein Ausbund an Adaptionsfähigkeit und Ringintelligenz, aber der Klitschko aus der Sdunek-Zeit hätte sich vom Fury nicht so widerstandslos austanzen lassen. Gelegen hätte ihm Fury allerdings nie.