nur ich sehe es so: fury war nach dem wilder II-kampf die unangefochtene nummer 1 und hat seitdem nicht verloren. wie kann er dann auf einmal nummer 2 sein?
Es kommt darauf an, wie man eine Rangliste aufstellt. Ich halte solche Ranglisten genau aus dem Grund, den Du aufwirfst mittlerweile für Blödsinn.
Die eine Fraktion stellt die Rangliste nach der vermuteten künftigen Leistungsfähigkeit anhand der gezeigten Leistung in den vergangenen Kämpfen auf, die andere Fraktion nach den in der Vergangenheit erzielten Siegen. Beide Varianten haben gravierende Nachteile.
Beispiel Fury:
Fury hat bisher wenige Top-Leute geboxt, dafür signifikante Namen: Klitschko der langjährige WM, den viele als Nr. 1 gesehen haben und Wilder, die KO-Maschine, selber WM, der dadurch zeitweilig als legitime Nr. 1/Nr. 2 zu betrachten war. Zudem hat Fury sehr überzeugende Siege gegen Contender wie Cunningham, Chisora, Whyte und Wallin aufzuweisen.
Gegenrechnung:
Klitschko war durch Selbstperversion nur noch ein Schatten seiner selbst und hat dies auch in den Kämpfen vor Fury gezeigt. Zudem war der Kampf an sich eher ein Krampf, bei dem Fury nur das Nötigste tat, um den Kampf nach Hause zu schaukeln - Boxerischer Glanz? Nicht vorhanden! Wilder ist ein spektakuläres One-Trick-Pony, der vom Punch lebt, aber ansonsten nichts zu bieten hat. Selbst den konnte Fury nur einmal einigermaßen brauchbar besiegen, der zweite Sieg war mit illegalen Mitteln gewonnen. Gegen Ngannou erneut nur mit schmutzigen Tricks auf dem Papier gewonnen, moralisch aber den Kampf verloren und damit niemals Nr. 1. Fury krankt zudem daran, dass er sich im Gegensatz zu Joshua keinen Herausforderungen stellt, seine Gegner sind handverlesen und das geht zuweilen auch noch schief (Ngannou).
Was ist nun die korrekte Bewertung?
Beispiel Usyk:
Gute Kämpfe im Cruisergewicht, aber die zählen im Schwergewicht nicht viel, im Schwergewicht schlapper Kampf gegen Chisora, der von Fury dreimal zerstört wurde, Siege gegen den überschätzten, psychisch labilen Joshua nicht viel wert, zudem geringe KO-Quote und eigentlich den Kampf gegen Dubois verloren, da es kein Tiefschlag war. Damit kann man keine Nr. 1 sein. Usyk krankt zudem daran, dass er sich im Gegensatz zu Fury keinen Herausforderungen (Wilder) stellt, seine Gegner sind handverlesen und das geht zuweilen auch noch schief (Dubois).
Gegenrechnung:
Undisputed im Cruisergewicht und das zählt sehr wohl im Schwergewicht im Hinblick auf die Gesamtkarriere, boxerisch beeindruckende Duelle gegen den keineswegs schlecht boxenden Joshua, der zudem Zeitpunkt die legitime Nr. 2 war, weil er boxerisch als deutlich besser als Wilder einzuschätzen ist. Zudem beindruckender Sieg gegen Dubois, der seinerseits gerade erst bewiesen hat, dass er zu den Top-Leuten gehört. Alle Siege wurden sauber rausgeboxt. Insgesamt das boxerisch stärkste Paket im Schwergewicht.
Was ist nun die korrekte Bewertung?
In beiden Fällen gibt es für die jeweiligen unterschiedlichen Sichten Argumente.
Grundproblem ist aber schon, dass die jeweilige Bewertung erkennbar nach unterschiedlichen, mindestens aber hier nicht bekannt gegebenen und damit auch nicht allgemein anerkannt definierten Kriterien durchgeführt wird. So werden die hier geposteten Ranglisten nicht auf einer identischen Basis aufgestellt und sind in der Folge nicht vergleichbar.
Die einen reden von Äpfeln, die anderen von Birnen...