Ein paar Duelle im erweiterten Herausforderfeld rechtfertigen einen aktualisierten Stand:
1. Wladimir Klitschko (+-0) - schnürt ein Gesamtpaket, was ihn fast unbesiegbar macht. Soweit so gut. Über alle Maßen ärgerlich, dass ein guter Teil des Pakets aus Dingen bestehen, die nach den Boxregeln zumindest fragwürdig sind. Dazu gehören hörige Ring- und Punktrichter, Dirty Tactics bis zum Erbrechen und ein Stil zum Abgewöhnen. Ironie an der Sch...: Er hätte es noch nicht einmal nötig, da ohnehin kein Konkurrent da ist, der alle benötigten Fähigkeiten zusammen bekommt. Wie man diesen zwar erfolgreichen Mist auf Fan-Seite noch abfeiern kann, scheint immer mehr Betrachtern schleierhaft. Dazu noch das selbstgefällige Gequatsche. Letztlich ist es traurig, welche boxerische Entwicklung Wladimir seit der Trennung von Sdunek genommen hat. Wird sich über kurz oder lang wohl auch noch den WBC-Titel erringen (in warsten Sinne des Wortes). Auf dem Papier macht ihn das dann zu einem der ganz Großen. Die Wahrheit sieht anders aus.
2. Pulev (+-0) - Solider Boxer, Typ ehrlicher Handwerker. Nach dem Sieg gegen Dimitrenko und Ustinov bei gleichzeitigen Wegfall der Konkurrenz durch einen faktischen Rücktritt, Inaktivität, Niederlagen und Gewichtsklassenwechsel kommt er zur Ehre dieser Ranglistenposition ohne jeden Glanz. Gegen Thompson zwar einen Sieg erreicht, aber Thompson hat den Kampf eher verloren als Pulev ihn gewonnen. Das lässt für eine Pflichtherausforderung gegen Wladimir nichts Gutes erhoffen. Chancenlos. Zuletzt gegen den Niemanden Joey Abell in einem Stay busy-Fight kurz am Boden ohne große Wirkung zu zeigen. Trotzdem, es bleibt bezeichnend, dass die personifizierte Glanzlosigkeit Nr. 2 ist.
3. Thompson (+-0) - Wladimir II war erst ab der 4 Runde eine klare Angelegenheit, da Wladimir besser geworden ist und Thompson altersbedingt nachgelassen hat. Ob nun glücklich oder geplant: er hat Price klar die Grenzen aufgezeigt. Keine wirkliche Perspektive nach oben, aber ein guter Gatekeeper. Der Rückkampf gegen Price brachte ein nicht unerwartetes Ergebnis. Siege gegen Prospects, die gewogen und für zu leicht befunden wurden, rechtfertigen zwar die Postion, trotzdem sollte man sich nicht blenden lassen. Thompson verlor den Kampf gegen Pulev vor allen Dingen wegen seiner unzureichenden Kondition. Darin besteht bisher die Chance der weiteren Prospects.
4. Stiverne (+-0) Man muss Bermane Stiverne nun in den Top10 einstufen. Auch er steht für die Schwäche des Schwergewichts. Zwar hat er einen ordentlichen Punch und ist boxerisch sehr solide. Das war es aber auch. Trotzdem: Souveräne Vorstellung gegen Arreola. Einen Bonus gibt es dafür, dass er sich im Gegensatz zu anderen Herausforderern mal einem ernsthaften Gegner gestellt und gewonnen hat. Sollte nach dem Rücktritt von Vitali nun seinen verdienten WM-Kampf bekommen. Gegner wohl Arreola oder Wilder (wenn der sich traut).
5. Fury (+-0) - Punch, Größe und Stamina reichen heute wie bei Helenius für die Top10 - die diversen Schwächen werden sich gegen den ersten motivierten Nicht-Hasbeen auswirken. Gegen den Chisora aus dem Helenius-Kampf hätte es nicht gereicht, was nicht für Chisora spricht. Maddalone ist kein Gradmesser für nichts. Der Kampf gegen Cunningham ging wie erwartet aus, Cunningham war ihm boxerisch klar überlegen ist, boxte aber nach dem gelungenen Niederschlag taktisch dämlich. Letztlich musste Fury aber auch noch zu illegalen Mitteln greifen, um Cunningham, der nicht viel einstecken kann, aus dem Kampf zu nehmen. Überzeugend ist anders. Eier hat er - viel mehr bisher nicht. Sein Gequatsche geht mir nach kurzer Zeit auf den Senkel. Der Rücktritts-Quark passt da in Bild.
6. Chisora (+-0) - Gegen Helenius klar beschis..., aber gegen Fury völlig uninspierend und in einem körperlichen Zustand, der die halbe Miete für die Niederlage war. Gegen Vitali couragiert und besser als alles, was Vitali seit Jahren geboxt hat, aber letztlich chancenlos. Noch chancenloser gegen Haye. Eine schwankende Leistungsstärke in Kombination mit mangelnder Ringintelligenz ist selten ein Hinweis auf eine Berufung für höhere Aufgaben. Ein großes Maul und Gangsta-Auftreten übrigens auch nicht. Die Murksnummer gegen Avila zeigt noch einmal, dass zu den eher mediocren Fähigkeiten auch noch eine mangelhafte Einstellung hinzukommt - keine Grundlage für Titel, aber der überzeugende Sieg gegen Scott zeigt, dass man ihn zu den Top-Leuten zählen muss. Nach der Ibiza-Disco-beinahe-Schlägerei-Nr. mit Wladimir, die voll und ganz zu ihm passt, könnte er der erste Boxer sein, der sich gegen Wladimir in einen Kampf reinpöbelt. Vielleicht ist das innovativer als das Reinquatschen von Haye. Zuletzt noch solide Siege gegen die Nohoper Gerber und Pala.
7. Povetkin (+-0) - Nun hat er endlich stattgefunden, der Kampf gegen Wladimir. Umso mehr stellt sich die Frage, warum der K(r)ampf nicht schon vor Jahren stattgefunden hat, chancenloser wäre Povetkin auch nicht gewesen. Klar, Wladimirs ungeahndete Foul-Strategie wirkte sich aus. Trotzdem, was mag Povetkins Plan gewesen sein, diesen Fouls zu begegnen? Entwaffnende Eindimensionalität? Es scheint so. Povetkin ist ein völlig glanzloser ehrlicher Handwerker ohne taktisches Gespür und ohne Ringintelligenz. Dazu passt der derzeitige Trainer. Kontinuierliche Rückentwicklung.
8. Mike Perez (Neu) - Hat mit Abdusalamov einen anderen aufstrebenden Herausforderer klar und eindrucksvoll in einer Schlacht besiegt. Die Folgen für Abdusalamov sind tragisch, ändert aber nichts daran, dass Perez seinen Qualitäten unter Beweis gestellt hat.
9. Adamek (-1) - der ehemals ehrliche Arbeiter, der nun vor Pulev kneift, der aber erwiesenermaßen Schwierigkeiten mit großen Boxern hat - gegen Vitali ideen- und chancenlos. Der Sieg gegen den verletzten Chambers war glücklich, aber ok. Mehr nicht. Der Sieg gegen Walker ist ohne Bedeutung. Gegen Cunningham eigentlich verloren. Gegen Guinn gewonnen, aber was sagt das schon aus? Klare Abwertung.
10. Arreola (+-0) - Arreola kann brauchbar punchen, wirkt körperlich immer fitter, boxt aber höchst durchwachsen. Die schlechteste Beinarbeit in der Top10 des Schwergewichts, eindimensional und nicht gerade große Ringintelligenz. Gegen Seth Mitchell klar und flott gewonnen. Nicht das Kinnlos-Mitchell ein großer Gradmesser wäre, aber immerhin. Damit hat er mehr im Kampfrekord als der Rest vom Rest. Demnächst wohl gegen Stiverne zum 2. Mal. Das ist die Chance auf Revanche und gleichzeitig ein WM-Kampf. Wenn nicht jetzt wann dann?
Mit Perspektive
11. Ruiz Jr. (+-0) - Ein aufstrebender Boxer, der auch tatsächlich so etwas wie Talent besitzt und Gefährlichkeit ausstrahlt. Leider ist er viel zu fett, wenn auch nicht so phlegmatisch wie Solis. Es mangelt noch an guten Gegnern, immerhin hat er drei andere (schwache) Prospects im Kampfrekord und damit schon mehr als Wilder. Gegen Hamer, dessen Leistung zum Schluss vom eigenen Promoter als Arbeitsverweigerung gewertet wurde, wusste Ruiz Jr. nicht immer zu überzeugen.
12. Bryant Jennings/Lucas Browne/Deontay Wilder (neu) - Drei Boxer, die noch nichts Weltbewegendes geboxt. Zum Teil weder jung noch ernsthaft hungrig. Wilder bekommt keine höhere Einstufung, weil er nur Hinterbänkler verprügelt. Daran ändert sich nichts, wenn er einen No-Hoper wie Harrison zerlegt, dessen Mäuseherz schon aussetzt, wenn der Gegner böse guckt oder wenn er die Mumie Liakhovich schändet. Macht Wilder so weiter hat er irgendwann 60-0 und trotzdem nichts geleistet.
Das derzeitige Schwergewicht ist ein absolutes Trauerspiel. Änderung nicht in Sicht. Solis kriegt keine Einstufung, weil er derzeit nicht und wahrscheinlich nie mehr Top15 ist. Das konditionslose Gewürge gegen die Null Larsen weist den Weg in die Bedeutungslosigkeit. Ebenso die peinliche Saglam-Nr.. Helenius kriegt keine Einstufung, weil er inaktiv ist und zuletzt in keiner Weise überzeugen konnte. Vitali ist zurückgetreten. Endlich! Er ist längst Politiker und hat den Titel unnötig blockiert. Haye kriegt keine Einstufung, weil er nicht boxt (wenn auch verletzungsbedingt) und seit langer Zeit inaktiv ist. Der Verdacht der Sportinvalidität wurde von ihm selbst gestreut und mag am Ende nur wieder ein Marketing-Gag sein.