Naja. Er hat es einfach als realistischer angesehen, dass er mit GS den Titel holen kann und das ist nunmal nicht verwunderlich.
Russ und er hatten dieses enorm starke Team doch schon fast, sie lagen 3-1 vorn und waren selbst ein mehr als gutes Team.
So ein Wechsel ist sehr untypisch.
Westbrook jetzt zur Last zu legen, dass sich Durant für den einfacheren Weg entschieden hat (hat er damals ja mit der Erklärung praktisch zugegeben), ist für mich absurd.
Ich sehe das anders.
KD:
1. Viele werfen ihm vor, dass er nur wegen der Ringe nach GS ist und dass er zu einem direkten Konkurrenten gewechselt ist, gegen den man schon 3-1 führte.
2. Alle werden sagen, dass GS auch ohne KD schon einen Titel gewonnen hat, also selbst wenn er welche gewinnt, wird es Leute geben, die seinen Anteil an diesen Titeln massiv klein reden.
3. Der Druck ist ultra hoch und der Spott wird krass sein, falls es nicht klappt und es wird gesagt werden, dass er eine "Ringhure" (was absurd ist) sein wollte und dabei nicht mal Erfolg hatte.
4. GS gilt/galt als vielleicht größter Favorit der NBA-Geschichte, obwohl es im Osten ein Team gibt, welches fast gleichwertig ist, mMn die besseren Matchups hat und härter spielen kann, was dem Finesse-Team wieder nicht schmecken dürfte. Die Fallhöhe ist also gewaltig.
5. Das alles wird sich nur auf KD einschießen, wenn sie nicht erfolgreich sind, weil die anderen schon Champs sind und es wäre möglich, dass man medial mal wieder ein typisches Loser-Image aufbaut.
6. History. Superteams haben ihre Schwächen und gewinnen nicht so selbstverständlich, wie man es erwartet (meistens, weil die Bildung eines Superteams dazu zwingt, andere Positionen oder Tiefe zu vernachlässigen): Lakers 2004, Heat 2x und in gewisser Weise auch Boston und die Warriors 2016.
Der Wechsel ist mMn nicht so risikolos für seine Legacy, wie gern getan wird. Ich persönlich denke, dass KD einfach nur mit uneigennützigen Spielern zusammen spielen will und natürlich erfolgreich sein will.
Westbrook:
1. Kein Druck und keine Fallhöhe. Niemand erwartet irgendwas von ihm. Weder jetzt, noch in den nächsten Jahren.
2. Kann machen was er will, weil er ja der Loyale war und tapfer bei seinem Team geblieben ist.
3. Über bestimmte Faktoren wird wohlwollend hinweg gesehen. Über 5 Turnover? Geht nicht anders, muss alles alleine machen. Oftmals eine fragwürdige Quote? Schlechte Mitspieler, wer soll sonst werfen?
4. Der absolute Held in der Halle, der sich jeden Abend aufreibt und gewinnt, auch wenn das Team ein L einfährt.
5. Kann schnell Pluspunkte sammeln: Quali für Playoffs oder vielleicht sogar ein Playoff-Upside.
Westbrook hat sich bewusst für einen anderen Weg entschieden, der ihn auch locker in die Hall of Fame bringt und in der Alltime-Liste nach vorne spült. Dagegen habe ich übrigens gar nichts und ich verurteile das nicht. Ich mag auch spektakuläre Stats und krasse individuelle Leistungen. So schreibt man auch Basketball-Geschichte.
Aber: Westbrook reibt sich nicht umsonst auf, ich glaube, dass er darauf steht, die krassen Stats raus zu hauen, denn sonst hätte auch er das Team wechseln können. Die Stats helfen ja auch seinem Wert. Und ich denke, dass auch er darauf steht, um jeden Preis sein eigenes Team zu haben, wo er die uneingeschränkte No. 1 ist. So wie auch Harden. Westbrook hat noch einige Jahre Zeit, um später in seiner Karriere noch auf Titeljagd zu gehen (entweder weil sich OKC bis dahin gut entwickelt hat oder er dann doch noch das Team wechselt).
Für mich sind Westbrook und Durant die Wege gegangen, die vermutlich ihren Persönlichkeiten entsprechen. Einen einfacheren Weg kann ich nicht erkennen.
Ich sage übrigens nicht, dass Westbrook nicht MVP werden sollte, auch wenn er bei mir nicht ganz vorne steht - wie früher bei LeBron, denke ich, dass eine Playoff-Quali als Teamerfolg-Faktor reichen sollte. Die Vergangenheit hat aber leider gezeigt, dass man eine sehr gute Bilanz haben muss.