@MS Ich muss dir hier deutlich widersprechen, auch wenn ich deinen Gedankengang durchaus nachvollziehen kann.
Ich finde das sportartübergreifende "neue" Player Empowernment gut. Es ist schon grotesk, wenn du als Spieler vier Jahre lang den Verein nicht wechseln darfst, nur weil es mal so entschieden worden ist.
Das ist nicht irgendwann so entschieden worden, sondern der gesetzlich vorgesehene Regelfall. Ein befristetes Arbeitsverhältnis unterliegt nur dann der ordentlichen Kündigung, wenn dies einzelvertraglich oder in einem anwendbaren Tarifvertrag vereinbart ist. In der Praxis ist der Ausnahmefall zwar zur Regel geworden, wobei ich auch in "normalen" Arbeitsverhältnissen solche Verträge gesehen habe, es ist aber nicht so, als würde es sich um eine Besonderheit im Profifußball oder -sport handeln.
Und wenn man doch mal streikt, ist man als Spieler (Dembele, Auba) immer der Böse, die Vereine ernten Mitleid.
Und das völlig zu Recht. Die Spieler streiken ja nicht (der Begriff stört mich in dem Zusammenhang, weil er einer schweren Pflichtverletzung den Anstrich der Legitimität verleiht), sondern verweigern schlicht unentschuldigt die geschuldete Arbeitsleistung. Diese ist eine der beiden Hauptleistungspflichten. Der Vergleich mit einer Trainingsgruppe B ist daher verfehlt. Vergleichbar wäre folgendes Szenario: Verein A will Spieler B loswerden. Spieler B bietet seine Arbeitsleistung an, Verein A zahlt ihm aber einfach kein Gehalt mehr. Über die Bewertung eines solchen Vorgehens müssen wir uns glaube ich nicht unterhalten.
Der Fall zeigt übrigens auch, dass Spieler rechtlich mitnichten immer am kürzeren Hebel sitzen. Während der Spieler die Gehaltszahlung und auch die Trainingsmöglichkeit erzwingen und zumindest für Ersteres die Zwangsvollstreckung betreiben kann, bleibt dem Verein die Möglichkeit den Spieler abzumahnen und ihm außerordentlich zu kündigen, was völlig dem Interesse des Vereins widerspricht und dem Spieler genau das geben würde was er will. Dass man für den Zeitraum des unentschuldigten Fehlens kein Gehalt zahlen muss ist dabei nebensächlich.
Deine Beispiele sind nebenbei ziemlich seltsam. Ich wüsste nicht im Ansatz, was der BVB bei Dembele und Aubameyang falsch gemacht haben sollte. Das Verhalten der Spieler war schlicht asozial.
Umgekehrt hat der Verein die Möglichkeit, eine ganze Karriere zu versauen, indem er Spieler auf der Bank lässt. Das ist schon arg einseitig und in "normalen Arbeitsverhältnissen" undenkbar. Zumindest in Deutschland muss der Verein dem Spieler "nur" eine angemessene Trainingsgelegenheit anbieten.
Grundsätzlich ist es völlig richtig, dass der Verein nur eine angemessene Trainingsgelegenheit anbieten muss. Alles andere wäre auch völlig absurd. Ich halte die Einrichtung von solchen Trainingsgruppen zwar in den meisten Fällen für eine Sauerei, weil es der Versuch ist den Spieler unter Druck zu setzen, eine wirkliche Lösung fällt mir aber nicht ein.
Übrigens kommt es in "normalen" Arbeitsverhältnissen ständig vor, dass missliebige Arbeitnehmer mit unangenehmen Aufgaben betraut, von wichtigen Arbeitsprozessen ferngehalten oder schlicht nicht vertragsgemäß beschäftigt (und bezahlt) werden. Ich habe auch schon Fälle gehabt, in denen man den Arbeitnehmer einfach fünf Mal in der Woche für acht Stunden in ein leeres Büro ohne Internet und Telefon gesetzt hat. Auch das ist zwar bodenlos und rechtlich nicht in Ordnung, im Normalfall bekommt der Arbeitgeber dabei aber was er will: entweder eine Trennung mit Abfindung, oder eine Eigenkündigung des Arbeitnehmers.
Deine Schlussfolgerung ist also nicht richtig. Im Gegenteil, "normale" Arbeitnehmer haben es in vergleichbarer Situation wesentlich schwerer als ein hochbezahlter, in der Öffentlichkeit stehender Fußballprofi. Der "normale" Arbeitgeber kann die berufliche Zukunft des Arbeitnehmers, den er in die Kündigung und vielleicht noch psychische Erkrankung getrieben hat, nebenbei noch ganz einfach sabotieren. Er kann einfach ein befriedigendes Zeugnis/Zwischenzeugnis ausstellen. Viel Spaß bei der Berichtigungsklage.