Ich glaube, du verstehst nicht, was Tyson Fury gefährlich werden kann. Nämlich grundsätzlich eher unorthodoxe Boxer mit ungewöhnlichen Schlagkombinationen und Schlagwinkeln. So Leute wie Wilder. AJ ist ein (limitierter) Textbuchboxer, das hat Fury doch schon 1000 x gesehen, daraufhin sind seine ganzen Pendelbewegungen ausgelegt, diesen Schlägen auszuweichen lernt er, seitdem er ein Kind ist. Und gegen Fury 5,6 Volltreffer in Folge aus einer Überraschungsasktion heraus zu landen, empfinde ich - ehrlich gesagt - als ziemlich unrealistisch. UNterm Strich bleibt, dass bis jetzt keine glaubhafte Strategie darüber existiert, wie AJ den Kampf gegen Fury gewinnen könnte.
Das stützt einfach mal die These, dass AJ nur eine Außenseiterposition zukommt.
Nö. Worauf basieren denn die Erkenntnisse? Auf einem Kampf gegen einen alternden WM, der zur Selbstkarrikatur verkommen, nur noch die Braut, die sich nicht traut gespielt hat und auf einem Kampf gegen einen extremen Puncher, der das Textbuchmäßige nur bescheiden drauf hat und mit ordentlich Respekt in die Nummer gegangen ist (wie auch schon gegen Ortiz).
Gegen Joshua kann für Fury alleine die Tatsache ein negativer Faktor sein, dass Fury zwar vieles meidet und ein sehr gutes Auge hat, aber er eben doch kein wirkliches Volumen generiert. Joshua ist kein Konditionsmonster, wie Wilder auch schon keines war, aber er hat die Möglichkeit Fury die Runden alleine mit Ansätzen und Versuchen zu klauen, wenn Fury wieder mal in aller Schönheit brotlose Kunst präsentiert.
Wenn es Joshua gelingt, den Kampf physisch zu gestalten, könnte es vor allen Dingen in den hinteren Runden für Fury, der ebenfalls kein Konditionswunder ist, sehr unangenehm werden.
Eine Außenseiterposition ist für Joshua nicht erkennbar, beide Boxer haben Stärken und ausgeprägte Schwächen - zum Teil sogar auf dem gleichen Sektor - das Duell kann von den Rahmenbedingungen her als eher ausgeglichen bezeichnet werden. Es spielen daneben auch die Fragen der Rahmenbedingungen eine Rolle (wer veranstaltet den Kampf, wer bestimmt über die Ringgröße, wo findet der Kampf statt, wer hat Ringrichter und Punktgericht auf seiner Seite, etc. ), dass eine klare Favoritenrollenzuweisung objektiv eher schwer fällt.
Die Behauptung, dass Joshua roboterhaft sei, nur weil er einigermaßen textbuchmäßig boxt, ist für mich auch eine steile These. Gerade der Kampf gegen Wladimir Klitschko hat gezeigt, dass er in der Lage ist flexibel auf sich im Ring bietende Situationen zu reagieren und eben nicht roboterhaft den einzigen Stiefel runterzuboxen.
