Vorab: ich habe nichts gegen Tyson Fury und er ist ein Topboxer, keine Frage. Wobei es für mich erheblich mehr Topboxer gibt, als für die meisten User hier, weil ich andere Leistungsmassstäbe habe.
Man unterstellt Fury zum Beispiel gerne taktisches Geschick, wie eben gegen Wallin oder evtl. Wilder 2, jedoch kann man es durchaus auch von anderer Seite betrachten. Was Fury dort gezeigt hat, ist letztendlich nicht viel mehr, als seine körperlichen Vorteile reinzuwerfen, den Kampf körperlich sowie psychisch zu machen und sich boxerisch auf sein persönlich niedrigstes Level zu begeben. Die meisten Boxer machen diese Dinge im Grunde mit zunehmendem Alter, großer Erfahrung und weil sie merken, dass sie konditionell haushalten müssen, die Kräfte schwinden und es über das eigene wirklich gute Box-Level, was man zu leisten vermag, nicht mehr oder nur teilweise geht.
Vergleichbar in etwa wie beim Fussball: man stellt sich nur noch hinten rein, haut die Bälle hoch und weit weg, bis ein guter Pass mal vorne landet und man daraus ein Tor macht. Gut, man kann natürlich darüber streiten, ob man das als taktisches Geschick wertet, Verzweiflung oder weil man sonst nicht mehr viel auf dem Kasten hat, keine Frage. Gehört ja gewissermaßen eine Portion Können dazu, um letztendlich selbst so zu siegen.
Persönlich würde ich das aber eher als Anfang vom schleichenden Ende werten. Kann man eigentlich gut mit Muhammad Ali begründen, da wurde seine Leistung gegen George Foreman als taktische Meisterleistung deklariert. Jedoch vom heutigen Standpunkt aus betrachtet und entsprechend ausgewertet, muss man leider zu dem Schluss kommen, dass die Leistung boxerisch nicht mehr so groß war, wie sie verkauft wird und wurde, sondern überwiegend rein mit Alis Willen und Nehmerfähigkeiten zu tun hat. Doch so lange es sich mit Siegen und Erfolgen rechtfertigen lässt, wollen das nur die wenigsten erkennen oder akzeptieren. Zumindest ist Fury ein Stück cleverer als Ali, weil er sich mehr Pausen zwischen den Kämpfen leistet.