Wow, das war mal ein Spiel an das man sich lange erinnern wird. Simeone sagte es war der schwierigste Gegner auf den er je getroffen ist und auf kollektiver Ebene finde ich das schwer anzufechten. Pep hat Atlético zum ersten Mal seit el Cholo da ist dazu gebracht, in der Defensive nicht zu wissen was zu tun ist, jede Situation war eine Herausforderung als würde man versuchen mit jemanden zu kommunizieren dessen Sprache man nicht spricht und dadurch hat man so oft gepatzt, wie man wohl nicht wieder patzen wird, bis man wieder auf den Katalanischen Trainer trifft.
Aber man hat auch das Szenario überstanden, in den man auf eine Mannschaft getroffen ist, die als Mannschaft besser war als sie. Nun müssen die Rojiblancos nichts mehr beweisen.
Guardiolas Elf laß sich wie ein 4-2-4, was ein Verlust der Halbpositionen im Vergleich zum Hinspiel andeutete, aber in der Praxis haben die Außen Ribéry und Costa oftmals dessen Aufgaben übernommen. Vor allem der Franzose, der fußballerisch und von der Leidenschaft ein großartiges Spiel ablieferte. Und wenn er den Flügel besetzte ist Alaba eingerückt, wodurch die hinterste Dreierkette aus Boateng Alonso und Martínez immer eine Zwischenstation als Anspielmöglichkeit hatten. So konnte man zahlreiche Angriffe starten.
Mit den Spielern organisiert aber so von einander getrennt, war es Alonsos Aufgabe mit seinen unglaublichen Pässen, die trotz großer Geschwindigkeit nicht an Präzision verloren, miteinander zu verbinden. Dadurch entstand eine extreme Dynamik und die Allianz kam alle zwei Minuten ins Raunen.
Aber natürlich lässt man auch nicht 15 Schüsse, eins davon aus dem Elfmeterpunkt, zu, wenn man gut verteidigt. Atlético gelang das nicht. Der übertriebene Rhythmus, den Bayern dem Spiel aufgezogen hat, hat Atlético sehr weit nach hinten gedrängt und Fehler der Hintermänner erzwungen, die untypisch für die Truppe sind. Doch der überragende Oblak konnte sie im Spiel halten, nicht bloß wegen der Abwehr gegen Müller. Oblak, und der Umstand, dass imo die Stürmer der Bayern nicht ganz auf der obersten Sphäre anzusiedeln sind. Sie sind sehr sehr gute Spieler und hier werden die meisten sicher anderer Meinung sein, aber ich sehe Lewandowsky, Müller und Costa was Kreativität, Technik, Selbstständigkeit oder Spielgeschwindigkeit angeht nicht ganz oben. Bayern hat drei Finals erreicht mit schlechteren oder viel schlechterem Fußball, als deren Star Robben hieß.
Nachdem Atlético also die erste halbe Stunde des Schreckens überstanden hatte, griff Simeone zum ersten Mal ins Spielgeschehen ein, indem er Koke und Saul die Flügel wechseln ließ. Letzter war sichtlich extrem motiviert und dadurch sehr aktiv was Ribéry und Alaba gut zu nutzen wussten. Mit Koke auf der Seite als reflektierterer Verteidiger und der morale Rückschlag des verschossenen Elfmeters gewann Atlético mehr an Stabilität. Bayern war weiterhin die bessere Mannschaft, aber es sprach nun mehr für die Spanier als ihr Torwart, das Glück und der Ausfall Robbens.
Aber es war nach dem Halbzeitpfiff, wo Simeone wirklich den Weg Finale geebnet hat. Mit dem Wechsel begann ein neues Spiel, aus dem 4-4-2 wurde ein 4-1-4-1 mit Saul nun als 6er.
Zum einen war das natürlich ein offensiver Wechsel. Aber man hatte so auch jetzt 2 Höhen im Mittelfeld, was der Abwehr ermöglichte, weiter vorne zu stehen und entsprechend Bayern von der Gefahrzone zu entfernen. München hatte den Ball nicht mehr permanent dort, wo immer eine Torchance entstehen konnte. Außerdem konnten Godin und Gimenez jetzt mit der Hilfe von Saul zählen, der zum dritten IV wurde, wenn ein Ball in den 16er gespielt wurde.
So konnte man eine Viertelstunde auf Augenhöhe mit Bayern in der Allianz agieren. Und Griezmann zeigte sich von seiner eiskalten Seite und die letzten Zweifel über seine Größe als Spieler sind dahin.
Das Auswärtstor war erzielt und auch wenn es das Produkt einer isolierten Aktion war, wie schon so oft in der Ära Simeone, war es kein Zufall, sondern viel mehr die Folge einer mentalenStärke und individueller Qualität, die diese Gewinnertruppe auszeichnet. Sie wissen, dass eine Aktion reicht und verlieren nicht den Glauben auch in den schlimmsten Umständen. Und so haben sie das Ticket nach Mailand gebucht mit einem historischen Sieg, das keins wäre, wenn es nicht gegen einen großartigen Gegner errungen worden wäre. Danke Bayern, danke Atletico.