@TraveCortex
Stimmt, Teams mit viel Ballbesitz werden überbewertet. Meiner Meinung nach nicht zuletzt weil diese Teams zwangsläufig sehr viel Qualität im Kader haben müssen. Um sich mit Ballbesitz gute Chancen rausspielen zu können, muss die Qualität der Spieler extrem hoch sein, denn dieser Spielstil basiert eigentlich nicht auf schnellem Umschalten was z.B. von der Deutschen Nationalmannschaft im Durchschnitt sehr gut angewandt wird.
Im Prinzip ist Fussball diesbezüglich eine recht einfache mathematische Aufgabe, kann ich den Ball hoch gewinnen (Pressing, hab ich auch ähnliche viele Spieler wie der Gegner nah am Ball. Heisst man hat nahezu personeller Gleichstand im Angriff, was die Wahrscheinlichkeit zum Torerfolg massiv erhöht. Aber nur solang wie man auch schnell umschaltet und dem Gegner nicht die Zeit gibt, mit mehr Spielern hinter den Ball zu kommen.
Meiner Meinung nach müsste nicht der Ballbesitz als Maxime gelten, sondern "kann ich sofort einen schnellen Gegenangriff auslösen". Das wiederum ist abhängig von meinem Kopf, wurde mir die permanente Ballkontrolle einimpft, werde ich wohl kaum den schnellen öffnenden Pass suchen. Seh ich aber das schnelle Umschalten als primäres Ziel, wird sich auch mein Mitspieler sofort freilaufen, weil das ja dem Ziel des Teams entspricht.
Für mich ist diesbezüglich der Deutsche Fussball und speziell die Nationalelf vorbildlich. Der BVB praktiziert(e) das System auch sehr gut. Der Vorteil dieses Systems ist einfach der, dass man mit schlechterem Spielermaterial einfacher zu grossen Torchancen kommt. Nicht mehr Torchancen, aber deutlich bessere, weil man im Angriff in der Regel nicht massiv in der Unterzahl in der gefährlichen Zone rund um den 16er ist. Man wirkt weniger dominant, hat deutlich weniger Ballbesitz, aber eben nicht weniger Grosschancen. Man kann immer an einem Tag alle Chancen versieben,
aber relevant für ein Team ist, wie viel hochkarätige Chancen es sich im Schnitt herausspielen kann. Das ergibt dann automatisch die Tore. Nicht die vielen Halbchancen und Weitschüsse die in der Statistik einen komplett falschen Eindruck bezüglich Gefährlichkeit vermitteln.
Bayern hat für mich in der 1.Halbzeit sehr gut gespielt, eben nicht so ballfokussiert, alle Spieler haben mit einem Pressing allererster Güte die Ballverluste provoziert und dann auch schnell nach vorne gespielt. Aber so hat Bayern ja nicht immer gespielt. Es besteht einfach die Gefahr mit dem ballorientierten Stil, dass man sich selbst entwaffnet (der Gegner wieder jede Menge Leute hinter den Ball bringt, Zeit zur Ordnung findet und die Wahrscheinlichkeit zur Abwehr erhöht). Auch Favre z.B. bei Gladbach, man kann den Ballbesitz auch zu stark priorisieren.